Abfalltrennung obligatorisch: Tonnen auf dem Vormarsch
Bis Ende August wird die Mülltonnen-Parade vervollständigt. Jeder Haushalt muss dann eine blaue und grüne Tonne haben, hat er keine Ausnahmeregelung beantragt.
![](https://taz.de/picture/260111/14/cyberN4_Tonnen_SRH_4spSW.jpg)
Müll ist nicht gleich Müll. Das weiß man auch in Europas Umwelthauptstadt 2011. Wissen und Handeln klaffen in diesem Fall weit auseinander: Hamburg ist mit durchschnittlich 300 Kilo Hausmüll pro Person deutschlandweites Schlusslicht in Sachen Mülltrennung. Die neue Wertstoffverordnung soll das seit Anfang des Jahres ändern. Die Stadtreinigung Hamburg will den Vorgang beschleunigen, indem sie nach erneuter Erinnerung fehlende Tonnen einfach aufstellt.
"Wer nicht bis Ende August reagiert, wird zwangsangeschlossen", warnt der Geschäftsführer der Stadtreinigung Hamburg (SRHH) Rüdiger Siechau im Hamburger Abendblatt. "Völlig überspitzt", bewertet SRHH-Sprecher Andree Möller das Zitat: "Mülltrennung funktioniert nur, wenn man Lust drauf hat."
Seit Anfang des Jahres versuchen Stadt und Stadtreinigung, Hamburger Bürger zur Mülltrennung zu bewegen. In Briefen und Plakaten wirbt die SRHH für die neue Verordnung. Jetzt sollen Erinnerungen an diejenigen versendet werden, die auf die bisherigen Schreiben zur Wertstoffverordnung noch nicht reagiert haben.
"Wir sehen die Haushalte als potenzielle Kunden an. So behandeln wir sie auch", sagt Möller. Deshalb schließen sich an Erinnerungsschreiben zunächst Mahnungen und Bescheide an. Nur wer bis zuletzt nicht reagiert, muss mit rechtlichen Konsequenzen rechnen.
Wie immer gilt auch in Tonnen-Fragen: keine Regel ohne Ausnahme. Wer selbst kompostiert oder nachweislich keinen Platz hat, kann weiterhin auf die Mülltrennung verzichten. Bisher haben rund 17.000 der 90.000 kontaktierten Haushalte eine Ausnahmeregelung beantragt. Wie das kontrolliert wird? "Durch Stichproben", sagt Möller.
Finanzielle Vorteile sollen auch diejenigen von der Mülltrennung überzeugen, die mehr Wert auf den Geldbeutel als auf die Umwelt legen: Blaue und gelbe Tonne werden kostenfrei bereitgestellt, die grüne Tonne gibt es 70 Prozent günstiger als bisher und bei der Restmülltonne wurde aufgeschlagen. Wer trennt, spart jährlich bis zu 75 Euro.
Der Umweltbehörde geht es vor allem um alternative Energiegewinnung: Die Biogasanlage Stellinger Moor in Bahrenfeld versorgt bereits jetzt 2.500 Haushalte mit Strom. Ab Ende des Jahres soll auch im Kompostwerk Bützberg Biogas gewonnen werden. Wenn die Hamburger denn dann genug getrennt haben.
Nur eine kann sich für die bunte Tonnenparade nach wie vor nicht begeistern: Umweltsenatorin Jutta Blankau von der SPD. "Ich persönlich bevorzuge es, zum Container um die Ecke zu gehen, als mir noch eine blaue Papiertonne in den Garten zu stellen." Sie möchte eine Ausnahmeregelung zu ihrer eigenen Verordnung beantragen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Erpressungs-Diplomatie
Wenn der Golf von Mexiko von der Landkarte verschwindet
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
80 Jahre nach der Bombardierung
Neonazidemo läuft durch Dresden
Zwei Todesopfer nach Anschlag in München
Schwer verletzte Mutter und Kind gestorben