: „Abfackeln geht nicht“
WIEDERAUFBAU Die Betreiber wollten Kunst auch in Problemstadtteile bringen. Vor drei Wochen dann brannte in Hamburg der „Kunst-Imbiss“ nieder. Jetzt sammeln sogar Kinder Geld für einen neuen Wagen
Katharina Kohl, Betreiberin des Kunst-Imbisses
Fritten brutzelten in diesem Imbiss nicht. Stattdessen lagen Skulpturen an der Theke direkt neben kleinen Gemälden und Postkarten. Exponate von mehr als 100 Künstlern – und das für den Preis von einem bis 500 Euro. Der Hamburger Kunst-Imbiss war ein äußerst ungewöhnlicher Ort für Kunst. Bis vor drei Wochen.
Denn in der Nacht vom 24. auf den 25. Juni ist die umgebaute Imbissbude völlig abgebrannt. „Der Schock sitzt noch ziemlich tief“, sagt Katharina Kohl, Performancekünstlerin und Malerin aus Hamburg. Zusammen mit dem Performance-Künstler DG Reiß hatte sie den Imbiss 2005 gegründet – zunächst, um Kunst in die damals noch kaum bebaute Hafencity zu bringen.
Während der letzten sechs Jahre stand der Imbiss dann in verschiedenen Hamburger Stadtteilen und in Berlin. Der Wagen verwunderte und begeisterte die Menschen – zuletzt für mehrere Tage im Problemstadtteil Osdorf.
Und nun – nach dem Brand – wollen ihn alle zurück. „Abfackeln geht nicht“ sei die einhellige Meinung in Osdorf, erklärt Margot Reinig. Sie ist die Leiterin des Osdorfer Kindermuseums Klick. Zusammen mit anderen Osdorfer Initiativen hat sie am Freitag dort, wo vorher der Kunst-Imbiss stand, Kaffee, Kuchen und Würstchen verkauft. Bereits vergangenen Freitag habe man durch eine solche Aktion über 300 Euro zugunsten eines neuen Kunst-Imbisses eingenommen. Weitere 250 Euro seien gespendet worden, sagt die Museumsleiterin.
Dabei haben auch Kinder mitgeholfen. Ein elfjähriger Junge, aus dem Osdorfer Jugendclub der Pestalozzi Vereinigung hat Donuts gebacken und verkauft. Er kennt den Kunst-Imbiss schon aus anderen Stadtteilen. Dass der Wagen heruntergebrannt sei, tue ihm sehr leid, sagt er.
Gerade die Kinder, die nun beim Spendensammeln helfen, machten Osdorf zu einem besonderen Ort: „Natürlich sind wir wegen des schlechten Rufs vor Osdorf gewarnt worden“, erklärt Kunst-Imbiss-Betreiberin Kohl. Umso erstaunter und erfreuter war sie, dass sie gerade Kinder wie besagten Jungen aus dem Jugendclub für Kunst begeistern konnte – mehr als in anderen Stadtteilen. „Viele haben sich sogar Namen von Künstler aufgeschrieben“, erzählt Kohl.
Warum der Kunst-Imbiss, der 20.000 Euro wert war, abbrannte, bleibt derweil weiterhin unklar. Nachdem die Polizei nach den ersten Auswertungen der Überwachungskameras noch von einem Brandanschlag ausging, schließt sie mittlerweile einen technischen Defekt nicht aus. Die Betreiberin Kohl kann sich dies nicht vorstellen – die Stromkabel seien gute Kabel gewesen. Im Inneren des Wagens habe man den Strom komplett abgeschaltet. PHILIPP WEBER