■ Standbild: Aber wie jetzt?
„Am Nürburgring“, Mi., 23 Uhr, ARD
Der Verdacht drängt sich auf: Mach doch mal was über den Nürburgring, wurde Otto Jägersberg aufgefordert, Nordschleife, Niki Lauda, strukturschwache Eiffel usw., na, du weißt schon. – Ja schon, dachte sich Jägersberg, aber wie jetzt speziell? Bis zuletzt fand er keine Antwort auf diese Frage. Gemacht hat er trotzdem.
Eine volle Stunde mit durchaus schönen Bildern nämlich, einem jovial plappernden Off-Kommentar, alten Aufnahmen aus glorreichen Zeiten und neuen vom Seifenkistenrennen. Auf und neben der Rennstrecke filmt Jägersberg u.a. einen Sargtischler, einen Kfz-Lehrling, einen Bäcker, einen Spielzeughändler und einen Förster. Jeder darf einen Satz sagen. Wir lernen: was für Stichwunden bei „Rock am Ring“ so passieren, daß der Nürburgring 1927 für 14,5 Millionen Reichsmark erbaut wurde, was chemisch passiert, wenn Reifen schwarze Streifen auf dem Asphalt machen – und sehen: schnauzbärtige deutsche Männer, von denen einige „Ausziehen!“ grölen.
All das sind Bilder, die man schon dutzendfach gesehen hat. Was schlimmer ist: All das steht (und das ist jetzt kein bißchen übertrieben) vollkommen zusammenhanglos nebeneinander.
Mancher möchte jetzt sagen: Jägersberg war dem Mythos des Nürburgrings auf der Spur. Tatsache aber wohl ist: Jägersberg hatte keine Ahnung, was oder wem er überhaupt auf die Spur kommen wollte. Eine wundervolle Szene allerdings gibt es: Da stellt der Spielzeughändler sein Sortiment vor, darunter Tonfiguren aus England: „Hier ist Michael Schumacher.“ Michael Schumacher jubelt, ist ungefähr 30 Zentimeter hoch und „handbemalt. Und wenn er runterfällt, ist er kaputt.“
Thomas Winkler
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