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Abenteuertrip im Zirkuszelt

■ In einem geliehenen Zirkuszelt feierte in Treptow der Kinder- und Jugendzirkus seine Premiere / Initiatoren jonglierten mit ABM-Stellen und Verwaltungen

Blaue Träume, Kautschuk- Mädchen, Katzen, Tiger, Narren und Clowns: Kids erschufen am Sonntag für eine Stunde eine Phantasiewelt unter der Zirkuskuppel. Es war Premiere des „Kinder- und Jugendzirkus Kreuzberg/ Treptow“, wo die Acht- bis 16jährigen endlich zeigen konnten, was sie draufhaben. Über ein halbes Jahr haben sie geübt, doch erst seit kurzem steht in der Bouchéstraße in Treptow ein richtiges Zirkuszelt. Am Sonntag platzte es aus allen Nähten: Gut 400 Zuschauer – der jüngste gerade mal ein paar Wochen alt – waren begeistert.

Eingerahmt in eine Art Theaterinszenierung, in der sich die Kiez-Kids entschließen, einen eigenen Zirkus zu gründen, weil die Großen nicht mehr wollen, zeigten sie ein beeindruckendes Programm aus klassischen Zirkusdisziplinen. „Blaue Träume“ erschufen drei Mädchen, die auf blauen Laufbällen balancierten, wobei die Geräte fast so groß waren wie die jungen Künstlerinnen.

Drei „Kautschuk-Mädchen“ machten bei ihrer ästhetischen Gymnastik ihrem Namen alle Ehre. Andere Kinder flitzten als Tiere und Narren verkleidet auf Einrädern über die Bühne, auf Riesenstelzen tanzten zwei Artistinnen, und die Clowns „Dann und Wann“ zeigten lustige Zaubertricks.

Bei einer weiteren Bodenakrobatiknummer wirkte ein Mädchen im Rollstuhl mit. Ein Beispiel für das erklärte Ziel der Macher, Behinderte miteinzubeziehen. Die achtjährige Jessica hatte bei einer Clownnummer mitgespielt und fuhr nach dem Auftritt mit ihrem Rollstuhl ganz aufgeregt umher. „Am schönsten war das Singen am Ende“, beschrieb sie ihre Performance und freute sich schon auf die weiteren Vorstellungen am kommenden Samstag und am Sonntag, dem 8. Mai; Beginn jeweils um 15 Uhr.

„Zirkusdirektor“ und Initiator Karl Köckenberger ist mit dem geliehenen Zelt einen großen Schritt vorangekommen. Jetzt möchte er ein eigenes Übungszelt, am liebsten im Görlitzer Park in Kreuzberg. Wichtigstes Ziel sei Dezentralität. „Wir möchten den Kindern so viele Trainingsmöglichkeiten wie möglich bieten“, meinte der 38jährige.

Bislang gibt es neben dem Zelt in der Bouchéstraße acht Trainingsorte in Jugendzentren, Clubs und Schulen in beiden Stadtteilen. Die Finanzierung eines eigenen Zeltes, mit dem auch Straßenkids erreicht werden könnten, ist jedoch noch nicht gesichert. Morgen wird voraussichtlich im Bezirksamt Kreuzberg darüber entschieden.

Mit der Unterstützung durch die Ämter ist Karl Köckenberger sehr zufrieden. Das Arbeitsamt Treptow hat durch zwanzig ABM- Stellen das Projekt vorangebracht. So können die Kinder mit Hilfe von Artisten und Pädagogen ihr Handwerk üben. Weitere Hilfe kam vom Senat. Trotzdem ist das Projekt immer noch auf (Geld-)Spenden angewiesen.

Nähere Informationen erteilt die Arbeitsgruppe „Kinder- und Jugendzirkus Kreuzberg/Treptow“, Am Treptower Park 28–30, 12435 Berlin, Telefon 68 834 415. Martin Hörnle

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