: Abbalogie
Vier Mitglieder, besser: zwei Männer, zwei Frauen beziehungsweise zwei Paare waren Abba. Der Gruppenname ergab sich aus den Anfangsbuchstaben der Vornamen: Annafrid (Frida) Lyngstad, Benny Andersson, Björn Ulvaeus und Agnetha Fältskog.
Alle vier machten kleinere Karrieren vor ihrer Zeit als Mitglieder der erfolgreichsten Popcombo aller Zeiten: Frida und Agnetha als Popsängerinnen, die eine für die Schwermütigen, die andere für die eher Lebenslustigen. Benny war Mitglied der beatorientierten Hep Stars, Björn der folkfreundlichen Hootenanny Singers.
Ihre gemeinsame Karriere begann 1973, als sie mit Ring Ring an der schwedischen Grand-Prix-Vorentscheidung („Melodifestivalen“) teilnahmen, aber nur den dritten Platz belegten. Erst Waterloo konnte die Jurys zwischen Trelleborg und Kiruna überzeugen – im Jahr darauf.
Beim internationalen Wettbewerb gewann die Band mit jenem Lied am 6. April 1974 im britischen Seebad Brighton – vor Gigliola Cinquetti, Mouth & McNeal und Ireen Sheer.
Abba brauchten nach dem Triumph von Brighton anderthalb Jahre, ehe sie einen weiteren Hit hatten: S.O.S. Danach spielte das Leben der Band nur noch in der Champions League der Popmusik. Bis Ende 1982 fabrizierte die Gruppe mehr Nummer-eins-Hits als alle anderen Acts – nur in den USA gelang es den Schweden – außer mit Dancing Queen – nicht, zum Objekt der ästhetischen Begierde zu werden.
Abba waren in eher bildungsbürgerlichen Kreisen, vor allem im eigenen Land, auf das glühendste verhasst. Der Vorwurf war stets der gleiche: Ihre Musik sei nicht relevant und trage nicht dazu bei, eine bessere Welt aufzubauen. Umso größer war die Verehrung von Abba in Kreisen, denen eher Frisörinnen, Kfz-Mechaniker, Sekretärinnen und Büromaschinenmonteure angehören.
Abba hatten nie Imageberater (und sie auch nie nötig) – aber das Publikum liebte deren Mitglieder unterschiedlich heiß. Der bärtige Benny war eher der Held für Vaterlose; Björn für jene, die gerne mal mit einem wie ihm um die Häuser ziehen wollten; die blonde Agnetha gab das Mädchen mit unaufdringlicher Pin-up-Aura, die dunkle Frida den weiblich-herben Kumpel, den schwule Männer gern haben.
Erst Mitte der Achtzigerjahre wurden Abba von der Kunst entdeckt. Zeugnis hiervon legt das Buch von Görd Kaa und Sasa Merts mit dem Titel Life can be … ab: ein Ritterschlag für die Gruppe aus Berliner Kunststudentenperspektive. Das Werk aus der X-Stars-Edition ist längst vergriffen.
Abba-Platten erreichen immer noch Millionenauflagen – ohne dass dem Oeuvre neue Lieder hinzugefügt würden. Inzwischen ist eine Hitsammlung auch auf DVD erhältlich (Polydor). Der aktuelle Bildband zum Thema erschien kürzlich: Anders Hanser, Carl-Magnus Palm: From Abba to Mamma Mia (Virgin, London 2002).
Verewigt wurden Abba mit zwei australischen Filmen: Priscilla – Königin der Wüste (1994) sowie Muriels Hochzeit (1995). Beide Produktionen leben von der Anmut, die die beiden Abbafrauen verkörperten. Tickets für das Musical und weitere Informationen über www.mammamia.de JAF
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