Aas als Nährstoffquelle für Pflanzen: Ich glaub, ich sterb im Wald
Verendende Tiere sind wichtig für die Fauna, belegt eine Studie. Je naturnäher ein Wald bewirtschaftet wird, desto schneller verwesen sie.
Um mehr über Verwesungsprozesse in Wäldern zu erfahren, hatte der Biologe Christian von Hoermann im Rahmen eines Projekts der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Sommer 2014 insgesamt 75 totgeborene Ferkel in drei Wäldern ausgelegt, auf der Schwäbischen Alb, im thüringischen Hainich und im Grumsiner Forst in Brandenburg. Als forensischer Entomologe – also auf Aasfresser spezialisierter Insektenkundler – verfolgte von Hoermann nun, wie schnell verschiedene Insekten die kaum ein Kilo schweren Kadaver beseitigten.
Damit Fuchs oder Wildschwein dabei nicht mithelfen konnten, wurden die Ferkel mit Drahtkäfigen geschützt. Danach besuchte das Team des auf drei Jahre angelegten Forschungsprojekts die toten Tiere in regelmäßigen Abständen, fotografierte den Verwesungszustand und zählte die Insekten darauf.
Die gefundenen Arten – Aaskäfer wie Totengräber, grün schillernde Schmeißfliegen oder Mitglieder der artenreichen Käferfamilie der Kurzflügler – wurden aber auch allein erstaunlich schnell mit dem Aas fertig. Bei warmem Wetter dauerte es nicht einmal eine Woche, bis nur noch Knochen übrig waren. Und: Je naturnaher die Wälder bewirtschaftet wurden, desto schneller wurden die Tiere in ihre Bestandteile zerlegt.
Gründliche Arbeit der Insekten
„Um einen Kadaver zu beseitigen, übernehmen verschiedene Insekten unterschiedliche Aufgaben“, sagt von Hoermann. Sie besuchten ihn in Besiedlungswellen. „Je ungestörter so ein Prozess ablaufen kann, desto gründlicher können die Insekten arbeiten“, so der Biologe. Einige von ihnen seien auf tote Tiere als Nahrung spezialisiert.
„Aas ist eine wertvolle Nährstoffquelle für die Pflanzen im Wald“, sagt von Hoermann. Es sei also wichtig, dass tote Wildtiere im Wald verblieben.
Wenn etwa Rehe oder Wildschweine eines natürlichen Todes sterben, ist das gesetzlich auch vorgesehen. Anders bei Wild, das von Jägern erlegt wird: Sie müssen die Tiere vollständig aus dem Wald entfernen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?