: AUSAUSTRALIEN
DERSÄGEWERK—TIP ■ VANILLA CHAINSAWS
Kettensägen avancieren scheinbar zum momentanen Kultobjekt, auch wenn es dabei nicht zum Massaker kommt. Als Symbol für eigene Triebhaftigkeit und Besessenheit, für Gefühle wie Kraft, Stärke und Unendlichkeit. Die Vanilla Chainsaws tragen den Reißwolf im Namen, haben seine Härte addiert zu ihren anderen, eher entgegengesetzten Gefühlswerten dazuaddiert. Als musikalisches Resultat dieser Operation steht australischer Rock, wie er unaustralischer nicht klingen kann.
Vanilla Chainsaws sind in den bissig grimmigen Flügel der Pop-Fraktion übergewechselt (nach zu enger Freundschaft mit Hüsker Dü). Damit sind sie sehr viel lockerer geworden und haben ihre Vorliebe für Melodienreichtum entdeckt. Die unendliche Tragik und den inneren Notstand, den man sonst aus den 'Aussie Charts‘ kennt, haben sie sich einfach geschenkt. Das Faible, den romantizistischen Schweremüter raushängen zu lassen, besorgen andere Landsleute ohnehin umfassend genug (stimmt's Nick?).
Vanilla Chainsaws orientieren sich mehr an der besagten Säge. Von dieser ist allerdings nur noch die Schärfe geblieben, ihre monotone Motorik wird von Bill Walsh's Schlagzeug nahezu perfekt gebrochen. Er drischt zwischen das Flirren der Gitarren von Simon Dew und Mark Alexander, ohne dabei deren Songstrukturen zu zerstören.
Die zweite Ebene neben dem Sägewerk, auf der sich die Band bestens bewegt, ist die satte Süße von Vanille Pudding. Aber auch dieser Wackelmann hat es in sich und ist zudem extrem schnittfest. Micha Möller
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