ARBEIT: Berlinerinnen sind billiger zu haben

Der neue Gender Report zeigt: Mehr Frauen haben Arbeit – die Frage ist nur, was für eine.

Eine Mitarbeiterin der Berliner Stadtreinigung erklärt Arbeitssenatorin Dilek Kolat, wie ein Müllreinigungsfahrzeug funktioniert. Bild: dpa

Die Zahl der berufstätigen Frauen nimmt zu: 65 Prozent der Berlinerinnen hatten 2011 einen Job, im Jahr zuvor waren es noch 63,5 Prozent. Zwar gibt es mehr sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, doch zu großen Teilen geht der Zuwachs auch auf prekäre Beschäftigungsverhältnisse zurück. So stieg die Zahl der Minijobs weiter an. Schätzungen zufolge gibt es in Berlin inzwischen 133.000 geringfügig Beschäftigte, mehr als die Hälfte von ihnen sind Frauen.

Das geht aus dem Gender Datenreport 2012 hervor, den die Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen am Dienstag gemeinsam mit dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg veröffentlicht hat. „Ich bin mit dem Gesamtergebnis zufrieden“, sagte die zuständige Senatorin Dilek Kolat (SPD). Allerdings zeige der Bericht auch, dass noch viel zu tun bleibe.

15 Prozent weniger

Zum Beispiel beim Einkommen: Im Durchschnitt verdienten Frauen in Berlin 2011 immer noch knapp 15 Prozent weniger pro Stunde als Männer. In den unteren Einkommensgruppen sind Frauen deutlich stärker vertreten. Nur 37 Prozent der Berlinerinnen zwischen 35 bis 55 Jahren haben ein monatliches Nettoeinkommen von mindestens 1.500 Euro – bei den Männern sind es 47 Prozent. Der Report verdeutlicht auch, dass eine Verschiebung von der Vollzeit zur Teilzeit stattfindet: Vom Jahr 2000 bis 2011 stieg der Anteil der Teilzeitbeschäftigten bei den Männern von 8 auf 13 Prozent, bei den Frauen von 25 auf 32 Prozent.

Neben den Arbeitsmarktdaten zeichnet der Bericht auch die Veränderungen der Lebensformen nach. In etwa der Hälfte aller Familien sind die Eltern nicht verheiratet. Ein Drittel der Eltern sind Alleinerziehende – dabei handelt es sich in über 90 Prozent um die Mütter.

Die Grünen zeigten sich von den neuen Zahlen wenig begeistert. Es freue sie zwar, dass Frauen zunehmend am Erwerbsleben beteiligt seien, sagte Anja Kofbinger, die frauenpolitische Sprecherin. „Allerdings muss man sehen, dass es sich dabei um viele kleine Teilzeit- und Minijobs handelt, die nicht existenzsichernd sind.“

Im Scheidungsfall werde es aufgrund des neuen Unterhaltsrechts für viele Frauen schwer, sich selbst zu versorgen. Für Alleinerziehende sei das Armutsrisiko besonders hoch. Kofbinger fordert die Senatorin auf, speziell auf Frauen zugeschnittene Beschäftigungsprogramme zu starten. „Da ist bislang viel zu wenig passiert.“

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