AM KOLLWITZPLATZ : Fucking al dente
Die Fassade ist frisch renoviert, die Lage hervorragend, und auch der Ruf des Hauses ist nicht der schlechteste. Das Angebot ist überschaubar, aber nicht unkompliziert, die Tische immer gut besetzt, und preistechnisch hat man sich (obwohl man schon wesentlich früher da war) den umliegenden Lokalitäten angepasst. Alles in allem ein stimmiges Konzept im Herzen des Prenzlauer Bergs, denn wo kein Kinderbekleidungsgeschäft ist, da ist ein durchschnittliches Restaurant für weniger anspruchsvolle Esser, und somit passt auch dieses Lokal perfekt an den Kollwitzplatz. Was also hat dieses Restaurant, das es so besonders macht? Und warum ist der Autor immer noch nicht mit dem Namen rausgerückt? Ganz einfach: Der Chefkoch ist ein befreundeter „Lebenskünstler“ aus Südamerika, der in seinem Leben außer Miracoli und Spiegelei wenig Essbares fabriziert hat und wahrscheinlich auch nicht vorhat, sich groß weiterzuentwickeln.
Fröhlich berichtet er aus seinem Arbeitsalltag. Etwa von den steinharten Nudeln, die der Gast sich weigerte zu essen, bis ihn der Herr der Küche mit den Worten: „They’re fucking al dente“ doch noch zum Verzehr bewegen konnte. Oder seinen pantomimischen Qualitäten, wenn der Besitzer in die Küche kommt. Dann nimmt er sich einfach das größte Messer und hackt im Affentempo auf dem leeren Schneidebrett herum, bis der Chef (nicht ohne ein paar lobende Worte) den Raum wieder verlässt. Die dritte Geschichte habe ich aufgrund seiner mangelnden Deutschkenntnisse und dem fortgeschrittenen Abend nur bedingt verstanden, allerdings kamen die Wörter „exploding mothermilk“ und „microwave“ vor.
Jetzt sind Sie neugierig, ich weiß, Sie wollen den Namen dieser Wirtschaft erfahren, aber leider muss ich auch an den Job des Südamerikaners denken und Sie auf später vertrösten. Lange kann es allerdings nicht mehr dauern. JURI STERNBURG