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AKW-STÖRFÄLLE BRINGEN ATOM-AKZEPTANZ IN SCHWEDEN ZUM SCHMELZENProfit mit Nebenwirkungen

Die Meldungen über immer neue Störfälle und Sicherheitsmängel in schwedischen AKWs reihen sich mehr und mehr zu einer offenbar unendlichen Geschichte aneinander. Dabei zeigt sich, dass hinter den Geschichten von den sichersten Atomkraftwerken der Welt, die man den SchwedInnen seit Jahren erzählt hatte, nichts als Lügen stehen.

Jetzt wird sichtbar, dass die Produktionsrekorde und Gewinne, die Vattenfall und Eon, die Betreiber der Störfall-Reaktoren regelmäßig stolz vermelden, ihre Nebenwirkungen haben. Etwa die, dass die Revisionszeiten, zu denen man die Reaktoren früher abstellte, um sie auf Herz und Nieren zu prüfen, von ein bis zwei Monaten auf ein bis zwei Wochen zusammengestrichen wurden. Oder, dass ein Lohnmodell, bei dem Personal und Leitung ein Bonus gezahlt wird, wenn sie eher auf den Profit als auf die Sicherheitsvorschriften achten, seine Folgen hat. Wer will denn da schon wegen Peanuts wie mit Kurzschlussrisiko verbundenen Arbeiten im Umspannwerk, poröse Dichtungen, verstopfte Kühlwasserrohren oder ausgefallene Messinstrumente den Reaktor zur Sicherheit vom Netz nehmen, wenn man dafür mit finanziellen Einbußen bestraft wird?

Jetzt lösen sich nicht nur für jeden Tag, an dem die Reaktoren stillstehen, die Gewinne in Luft auf. Auch die Akzeptanz der schwedischen Bevölkerung für ihre AKWs schmilzt dahin. Eine Akzeptanz, die die Atomstromindustrie dringend braucht und die sie bisher in überraschendem Ausmaß genoss. Letztendlich haben Zufälle die Bedingungen, unter denen in Schweden Atomstrom produziert wird, ans Licht gebracht. Hinzu kommt die die Tatsache, dass die Branche erst nach dem Beinahe-GAU vom Sommer endlich einmal genauer unter die Lupe genommen wird.

Wer glaubt, dass es in deutschen AKWs völlig anders läuft als in Forsmark und Ringhals, ist naiv. Die gleichen Reaktorbetreiber hier wie dort bürgen für ähnliche Sicherheitskonzepte. Oder warum sollten Eon und Vattenfall je nach Reaktorstandort eine unterschiedliche Unternehmensphilosophie haben? REINHARD WOLFF

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