AIG-Krisen-Auswirkung auf Deutschland: Hoffen, bangen, Mut einreden
Die Krise des AIG-Konzerns wird an deutschen Unternehmen sicher nicht spurlos vorbeigehen.
BERLIN taz Die AIG-Krise wird auch an Deutschland nicht völlig spurlos vorbeigehen - ist doch AIG einer der großen Industrieversicherer auf dem deutschen Markt. Denn den Versprechen des US-Unternehmens, die sich immer noch auf dessen deutschsprachiger Homepage finden, wurde gern geglaubt. AIG Europe verfüge über eine "ausgewiesene Finanzkraft" sowie "Sicherheiten", die von "wenigen anderen Versicherungsunternehmen erreicht" würden. Das liest sich jetzt zynisch.
Konkret bietet AIG alles an, was große Konzerne benötigen, um sich abzusichern: Das beginnt bei der Haftpflichtversicherung und endet bei Versicherungen fürs Management für den Fall von Schadenersatzforderungen.
"AIG ist ein nicht unbedeutender Anbieter von industriellen Versicherungen", bestätigt Günter Schlicht, geschäftsführendes Vorstandsmitglied beim Deutschen Versicherungs-Schutzverband. Allerdings seien die Firmen nicht auf AIG angewiesen: "Auf dem Markt der Industrieversicherungen herrscht intensiver Wettbewerb." Allianz, Axa, HDI oder die Zürich-Gruppe stehen bereit, um die AIG-Kunden zu übernehmen.
Bleibt die Frage, inwieweit deutsche Banken und Versicherungen direkt an der AIG beteiligt sind - sei es über Aktien oder Anleihen. Schließlich gehört es zum Geschäftsmodell etwa der Lebensversicherungen, die Einlagen ihrer Kunden in aller Welt anzulegen. Doch über das US-Engagement deutscher Finanzinstitute ist nur sehr Allgemeines zu erfahren. So heißt es bei der Finanzaufsicht BaFin: "Unsere Abfragen bei deutschen Versicherungsunternehmen über die Auswirkungen der Subprime-Krise zeigen, dass die Risiken bei diesen Unternehmen begrenzt sind." Auch die Allianz bleibt vage: Man gebe nur äußerst zurückhaltend Auskunft über den Anteilsbesitz in der USA. Doch dann folgt die Versicherung: "Die Kunden bei den Lebensversicherungen sind nicht betroffen." Dafür würden schon die gesetzlichen Vorschriften sorgen: Ein Großteil der Kundengelder sei in festverzinslichen Wertpapieren und vor allem in Staatsanleihen angelegt.
Auch die Verbraucherschützer sehen keinen Grund zur Panik, obwohl nicht auszuschließen sei, dass einige Lebensversicherer bei AIG beteiligt sind. "Die internationalen Verflechtungen der AIG sind groß", sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. "Da gibt es bestimmt einige Lebensversicherungen, die Anleihen bei der AIG haben." Aber auch Nauhauser setzt auf die staatliche Vorschrift, dass Lebensversicherungen das Kundenvermögen weit streuen müssen. "Da kann man Entwarnung geben: Viel dürften deutsche Versicherungen nicht bei den Pleite-Instituten angelegt haben."
Bleibt die indirekte Wirkung der Krise: Wenn die Konjunktur zurückgeht, leiden auch die Renditen der Lebensversicherungen. Die Allianz wird erst am Ende des Jahres über die Überschussbeteiligung entscheiden - und sie möglichst konstant halten. Aber eine Einschränkung kann der Konzern nicht vermeiden: "Langfristig können sich die Lebensversicherungen natürlich nicht von der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung abkoppeln."
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