84-Jährige verurteilt: Drei Jahre Haft für Friedensnonne
Megan Rice muss ins Gefängnis. Mit zwei anderen Senioren war sie aus Protest gegen die US-Atomrüstung in eine Uranfabrik des Militärs eingedrungen.
WASHINGTON taz | Drei FriedensaktivistInnen, die mit Kerzen und biblischen Slogans 2012 in das Uran-Anreicherungsgelände „Y-12“ in Oak Ridge (Tennessee) vordrangen, um gegen die Atomrüstung der USA zu protestieren, müssen für Jahre ins Gefängnis. Wegen „Sabotage“ wurden die 84-jährige Nonne Megan Rice zu 35 Monaten und der 65-jährige Vietnamkriegs-Veteran Michael Walli sowie der 58-jährige Anstreicher Gregory Boertje-Obed am Dienstag zu jeweils 62 Monaten Haft verurteilt.
„Hätten Sie ihre Energie und Leidenschaft eingesetzt, um die Gesetze zu ändern, würde es heute vielleicht echte Veränderungen geben“, dozierte Richter Amul Thapar. Zuvor hatte „Sister Megan“ mit dem Publikum im Gericht ein kurzes Lied singen dürfen: „Geweiht ist die Erde, das Wasser und der Himmel.“
Das Schicksal des Oak-Ridge-Trios erinnert UnterstützerInnen in den USA an jenes der russischen „Pussy Riots“. Das grauhaarige US-Trio war am 28. Juli 2012 bis an die Außenwand der Anlage „Y-12“ vorgedrungen, in der 400 Tonnen hoch angereichertes Uran gelagert werden – genug, um 10.000 Atombomben zu bestücken.
Auf ihrem Weg überquerten sie einen bewaldeten Bergrücken und offenes Land und durchschnitten vier Maschendrahtzäune. Dabei trugen sie ein Schreiben mit sich, in dem sie die Verletzung des 1970 in Kraft getretenen Atomwaffensperrvertrags durch die USA anprangerten und zugleich dagegen protestierten, dass die USA im nächsten Jahrzehnt „mehr als 6,5 Milliarden Dollar in Atomwaffenproduktionen in Oak Ridge investieren wollen.
Sicherheitslücken aufgedeckt
Gegenwärtig werden in „Y-12“ neue thermonukleare Sprengköpfe gebaut. Obwohl Präsident Barack Obama 2012 in Prag vom Ausstieg aus der Atombewaffnung sprach, erwägt die US-Regierung inzwischen, in Oak Ridge eine neue Bombenanlage zu bauen.
„Y-12“ stammt aus dem Jahr 1942. Damals entstand die geheime Atombomben-Fabrik in Tennessee im Rahmen des Manhattan Project. Heute wie damals ist die Fabrik der wichtigste örtliche Arbeitgeber.
Beim Prozess gegen das Oak-Ridge-Trio war jede Erwähnung der Atomwaffenproduktion ebenso verboten wie die Benennung der US-Verstöße gegen den Atomwaffensperrvertrag.
Als 2012 die nächtliche Aktion des Trios die Sicherheitslücken bei „Y-12“ offenlegte, führte dies zu Entlassungen bei Sicherheitsunternehmen wie Überwachungsbehörden. Der US-Kongress organisierte Anhörungen zur atomaren Sicherheit.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Biden hebt 37 Todesurteile auf
In Haftstrafen umgewandelt
Anschlag von Magdeburg
Aus günstigem Anlass
Jahresrückblick Erderhitzung
Das Klima-Jahr in zehn Punkten