67. Filmfestspiele von Venedig: Große Erwartungen
Viel asiatisches Kino und ein alter Held: Heute eröffnen die 67. Filmfestspiele von Venedig mit Darren Aranofskys Thriller "Black Swan".
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Auf der Baustelle vor dem Casinò hat sich wenig getan seit dem vergangenen Jahr. Im Jahr 2012 soll hier das neue Festivalgebäude stehen, das die Mängel in der Infrastruktur, die das heute genutzte, in den 30er Jahren errichtete Gebäudeensemble aufweist, ausgleicht. Aber noch ist davon nichts zu sehen. Die Erde ist planiert, eine Grube öffnet sich vor dem Casinò wie ein mittelalterlicher Burggraben, ab und zu macht eine einsame Baumaschine Krach.
Hundert Meter weiter Richtung Osten liegt der Strand, der ohnehin anderen Gesetzmäßigkeiten folgt als das Filmfestival. Wegen eines Unwetters am Montagmittag ist kaum jemand da, um in der Sonne zu liegen; dafür gleiten Wellenreiter über das erstaunlich aufgewühlte Wasser der Adria, unter sich das Surfbrett, über sich einen Paraglide-Schirm. Sie scheinen wenig Interesse dafür aufzubringen, dass die 67. Mostra Internazionale d'Arte Cinematografica heute Abend eröffnet - mit "Black Swan", einem Thriller von Darren Aronofsky.
Marco Müller, der Leiter der Mostra, hat Konkurrenz bekommen, seit Olivier Père das im August stattfindende Filmfestival von Locarno leitet. Père verantwortete bis 2009 die Quinzaine des Réalisateurs, eine unabhängige Programmschiene in Cannes, der er ein ähnliches Profil verlieh wie Müller der Mostra: Ausgeprägte Cinephilie vertrug sich dort wunderbar mit Genrefilmen und Außenseiterpositionen. So kommen sich nun zwei vergleichbare Vorstellungen von Kino allein schon zeitlich recht nahe, wobei Müller den Vorteil hat, dass die Mostra mehr Renommee als das Festival von Locarno genießt. Was er in diesem Jahr in den Haupt- und Nebensektionen versammelt, kann sich sehen lassen. Neben vier italienischen Wettbewerbsbeiträgen - sie scheinen seit zwei, drei Jahren obligatorischer Teil der Programmierung zu sein und werden von den Besuchern aus dem Ausland gern und aus guten Gründen gemieden - wird viel asiatisches Kino zu sehen sein.
Der umtriebige japanische Regisseur Takashi Miike etwa zeigt seinen neuen Film "Jûsan-nin no shikaku" ("13 Assassins") im Wettbewerb und einen weiteren namens "Zebraman" außer Konkurrenz. Der Hong Konger Filmemacher John Woo erhält den Goldenen Löwen fürs Lebenswerk, sein Landsmann Tsui Hark präsentiert "Detective Dee and the Mystery of Phantom Flame" im Wettbewerb, und der Japaner Sion Sono, der vor zweieinhalb Jahren mit "Love Exposure" im Forum der Berlinale für Aufregung sorgte, zeigt "Tsumetai nettaigyo" ("Cold Fish") in der Nebenreihe Orizzonti.
Mit Spannung erwartet werden zwei Filme, deren Regisseure sich den Titel Maverick für ihre Unabhängigkeit redlich verdient haben. Monte Hellman, inzwischen 78 Jahre alt, war mit seinen existenzialistischen Western und dem stilbildenden Road Movie "Two-Lane Blacktop" (1971) eine prägende Figur für New Hollywood. Noch heute berufen sich Regisseure wie Christian Petzold oder Romuald Karmakar auf ihn. Was ihm nie richtig gelang, war der Sprung hin zu den großen Budgets oder überhaupt hin zu einer verlässlichen Karriere - umso schöner, dass sein "Road to Nowhere" im Wettbewerb läuft.
Der zweite Maverick ist Vincent Gallo, der mit "Promises Written in the Water" an den Lido reist. Im Jahr 2003 wurde er in Cannes für seine letzte Regiearbeit "The Brown Bunny" so ausgebuht und angefeindet, dass er sich hinterher bei seinen Produzenten für den Film entschuldigte. Bei ruhigerer Betrachtung bestand dazu kein Grund, genauso wenig wie für die nachträglichen Kürzungen, denen einige der besten Szenen des Films zum Opfer fielen.
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