: 64 Millionen Euro für Schulen reichen nicht
SANIERUNG Weil die Schülerzahlen steigen, erhöht sich auch der Finanzbedarf zum Erhalt der Schulgebäude
Als die Fraktionsspitzen von SPD und CDU vor knapp zwei Wochen bei ihren Chefgesprächen neben Infrastruktur und Wohnungsneubau auch die Bildungspolitik thematisierten, ging es um ein Thema, das seit Jahren die Gemüter erregt: die marode Gebäudesubstanz vieler Berliner Schulen. Dabei wurde bestätigt, dass das Schul- und Sportstättensanierungsprogramm auch in diesem Jahr auf dem Niveau von 64 Millionen Euro weitergeführt werden soll – immerhin, mag man angesichts der Sparzwänge des Senats sagen. Doch zugleich steht außer Frage, dass das bei weitem nicht ausreichen wird: Die Bezirke gehen von einem berlinweiten Bedarf von einer Milliarde Euro aus.
Eine Folge ist, dass es immer wieder zu Protesten von Eltern und Lehrern kommt, so wie unlängst an der Grundschule am Kollwitzplatz. Sie ist zwar eine „sportorientierte Schule“, aber die Schüler können die neue Turnhalle gar nicht nutzen. Denn der erst 2002 fertiggestellte Bau ist aufgrund statischer Probleme seit drei Jahren gesperrt, und das dürfte sich auch nicht so schnell ändern. Denn der Bezirk ist derzeit im Rechtsstreit mit den Architekten, wer für die Sanierung einer abgesenkten Decke aufkommen muss. Deshalb mussten die Grundschüler wieder in die alte Sporthalle in der Pasteurstraße zurückkehren, die aber überbelegt ist, weil sie auch vom Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Gymnasium mitbenutzt wird. Dadurch kann der Sportunterricht der Grundschule am Kollwitzplatz nur eingeschränkt stattfinden.
An Unterrichtsausfall aufgrund sanierungsbedürftiger Räumlichkeiten werden sich die Berliner Schulen wohl gewöhnen müssen. Denn zu den bereits bestehenden Problemen kommen laut offizieller Prognosen in den kommenden Jahren steigende Schülerzahlen – etwa im Boombezirk Pankow, wo bis zum Jahr 2030 das mit Abstand größte Wachstum erwartet wird. Nach der Prognose fehlt hier schon ab 2014 eine komplette Schule. Berlinweit werden 2030 knapp 400.000 Jungen und Mädchen in Berlin einen Platz in der Schule benötigen – das sind 64.000 mehr als derzeit. Laut Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) soll darum mit der Senatsfinanzverwaltung darüber verhandelt werden, ob geschlossene Schulen, die an den Liegenschaftsfonds abgestoßen wurden, wieder als Schulstandorte eröffnet werden können. OS