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60.000 folgten Generalstreik in Namibia

Einschüchterungsversuche der Polizei zeigten keine Wirkung / Patrouillen in den schwarzen Wohnvierteln / Neuer Mut der schwarzen Bevölkerung nach Jahren der Ohnmacht / Größere Auseinandersetzungen wurden bisher vermieden  ■  Von Michael Fischer

Berlin (taz) - Mehr als 60.000 schwarze Arbeiter folgten auch am Dienstag dem Aufruf des namibischen Gewerkschaftsdachverbands NUNW zu einem zweitägigen Generalstreik gegen die Besatzung Namibias durch südafrikanische Truppen. Sie unterstützten mit dem ersten landesweiten Streik seit 1971 die rund 60.000 namibischen Schüler, die seit März gegen die Nutzung ihrer Schulen als Militärlager protestieren. Wie John Evenson vom Namibischen Kommunikationszentrum berichtete, versuchten die südafrikanischen Sicherheitskräfte auch in der Nacht auf Dienstag erneut, die streikenden Arbeiter einzuschüchtern. Große Polizeiaufgebote patrouillierten in den schwarzen Wohnviertel. Dienstag früh um fünf Uhr liefen Polizisten von Haus zu Haus und schlugen an die Türen und Fenster, um die Bewohner aufzuwecken. Trotzdem blieben die meisten Leute zuhause. Größere Auseinandersetzungen konnten vermieden werden.

Der Schülerprotest begann, als Abteilungen der berüchtigten paramilitärischen Truppen mit dem bezeichnenden Namen „Brechstange“ Anfang des Jahres ihre Lager in drei Schulen im Norden Namibias aufschlugen. Die nördliche Ovambo-Provinz ist das einzige Gebiet in Namibia, in dem die namibische Befreiungsbewegung SWAPO noch mit Waffen gegen die südafrikanischen Besatzungstruppen kämpft.

Die Vergeltung der Südafrikaner und ihrer namibischen Hilfstruppen ist brutal, die Opfer häufig Kinder und Jugendliche. Viele Schulen sind auf Militärgelände oder in der Nähe von Militärlagern errichtet worden, um die Basen vor SWAPO-Anschlägen zu schützen und die Schüler besser kontrollieren zu können. Seit März weitete sich der Streik auf fast alle schwarzen Schulen des Landes aus. Die drei Schulen in der nördlichen Ovambo-Provinz sind inzwischen zum Symbol des Widerstands gegen die verhaßten Besatzer geworden.

Nach anfänglichem Zögern unterstützten Lehrer und Eltern den spontanen Schüler-Aufstand, Kirchengruppen folgten. Seit Montag mobilisiert die wachsende Gewerkschaftsbewegung für die Forderungen der Schüler. Nach Jahren der Ohnmacht gegenüber der Brutalität der Besatzer scheint sich unabhängig von der SWAPO der Widerstand im Lande selbst neu zu formieren. Nicht zuletzt, weil die schwarze Bevölkerungsmehrheit befürchtet, bei den jetzt anstehenden Verhandlungen über den Angola-Konflikt als Verhandlungsmasse an Südafrika abgetreten zu werden.

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