: 500 Reichsmark für den Führer
Nicht nur mächtig, auch reich wollte er sein: Hitler ließ sich das Diktatorsein bezahlen. („Hitlers Geld“, ARD, 21.45 Uhr)
Das Thema ist durch, könnte man meinen: „Hitlers Generäle“, „Hitlers Helfer“, „Hitlers Frauen“ – alles wurde schon beleuchtet. Und doch, Hitler als Multimillionär blieb bislang ausgeblendet. Der Diktator präsentierte sich vor seinen Anhängern stets als Asket, trank nicht, rauchte nicht und aß vegetarisch. So ein Mann, das war die Volksmeinung, der hatte wohl auch für Luxus und Verschwendung wenig übrig. Macht, absolute Macht, war alles, was der Führer anstrebte.
Schwarzes Redehonorar
Diesen Mythos entschleiert der Dokumentarfilm „Hitlers Geld“. In zahlreichen Einzelbeispielen weist der Autor nach, wie der Faschistenführer in seiner Raffgier allen Diktatoren gleich war. Schon als unbekannter Münchner Agitator versuchte er sich, wo immer er konnte, persönlich zu bereichern. Pro Rede forderte Hitler zwischen 200 bis 500 Reichsmark, die er meist schwarz einsackte. Spätestens ab 1934 – so die aufwändige Recherche – wurde der Reichskanzler aus der Liste der Steuerzahler gestrichen. Für den Diktator galt die Devise: Ich bin der Staat, also gehört mir auch das Volksvermögen. Hitler beharrte darauf, für jede gedruckte Briefmarke, die sein Konterfei zierte, Tantiemen zu erhalten. Eine Grenze zwischen dem persönlichen Vermögen, dem Geld der Partei und der Staatskasse wurde immer weniger gezogen. So hatte Hitler letzlich auch den uneingeschränkten Zugriff auf Spenden der Großindustrie.
Und er brauchte auch viel Geld. Doch gerade diesen Aspekt beleuchtet Autor Ingo Helm, ein Schüler des ZDF-Historikers Guido Knopp, zu kurz. Hitler unterstützte fast alle seine Günstlinge großzügig mit Geldgeschenken, um damit deren Wohlwollen zu erkaufen – die mit Abstand spannendste Stelle der Dokumentation. So erhielt sein Leib-Bildhauer Arno Breker Hunderttausende von Reichsmark im Jahr, in heutigem Euro-Kurs ein Millionen-Gehalt.
Gerade im Fall der zurzeit gefeierten hundertjährigen Filmregisseurin Leni Riefenstahl stellt sich die Frage, hat vielleicht auch sie hin und wieder eine „kleine Belohnung“ vom Führer eingesteckt? Leni Riefenstahl behauptet bis heute, sie sei nach dem Krieg finanziell in den Ruin getrieben worden, was neuerdings Historiker widerlegen können: Bis heute bezieht die Regisseurin für die Bildrechte ihrer Filme stattliche Summen.
Geld für Hitler-Erben
Zahlreiche Copyright-Forderungen stellen bis heute die lebenden Hitler-Erben an den Staat und an das Bayrische Hauptstaatsarchiv, wo der gesamte Nachlass des Diktators verwaltet wird. Vor allem die Buchrechte an „Mein Kampf“, die weltweit noch immer stattliche Gewinne abwerfen, ist nach wie vor ein heftiger Streitpunkt zwischen Verwandten und Nachlassverwaltern. Eine endgültige Entscheidung steht noch aus.
ROLAND HOFWILER
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