50 junge Menschen gründen "Jugend Neukölln": Jugendliche verbessern ihre Welt

Rund 50 Jugendliche gründen den Verein "Jugend Neukölln". Sie wollen sich gegen die soziale Benachteiligung von jungen Menschen im Bezirk engagieren und selbst Projekte entwickeln.

Nicht nur Spaß, sondern wirklich etwas verändern wollen Jugendliche aus Neukölln Bild: AP

Mangelnde Sprachkenntnisse, Perspektiv- und Heimatlosigkeit gehören zu den zentralen Problemen der Neuköllner Jugendlichen. Um dagegen anzugehen, hat eine Initiative aus rund 50 Jugendlichen am Donnerstag einen Verein gegründet. Sein Name: "Jugend Neukölln". "Bisher wurde immer nur geredet, aber mit dem Verein soll den jungen Leuten etwas angeboten werden", sagt der Neuköllner Psychologe Kazim Erdogan, von dem die Initiative stammt. Die Jugendlichen in dem Verein wollen sich gegen soziale Benachteiligung, Bildungsdefizite, aber auch gegen Politikverdrossenheit und Gleichgültigkeit engagieren.

Auf die Idee kam Kazim Erdogan vor elf Monaten. Seine 16-jährige Tochter Yonca unterhielt sich mit rund 15 Freunden zu Hause über die Probleme in dem Bezirk. "Sie erzählten zum Beispiel, dass sich die Jugendlichen nicht richtig heimisch fühlen und kaum Kontakt zu Deutschen haben", sagt Kazim Erdogan. Am Gründungstreffen im Zentrum "Neuköllner Leuchtturm" nahmen mehr als 50 Jugendliche teil, obwohl sich die Idee lediglich über Gespräche und E-Mails an Freunde verbreitete. Viele von ihnen haben Migrationshintergrund.

Nun wollen die Jugendlichen Projekte entwickeln, mit denen sie ihren Alltag verbessern können. "Die Erwachsenen sollen nur helfend zur Seite stehen", sagt Kemal Hür, der Sprecher des Vereins. Zudem soll eine Internetseite entstehen und ein Raum für regelmäßige Treffen gefunden werden.

Der Verein kann sich mit zwei prominenten Paten schmücken: dem Schriftsteller und Soziologen Horst Bosetzky und der Migrationsforscherin Gaby Straßburger. "Bisher wurde viel über, aber nicht mit den Jugendlichen geredet. Dank des Vereins können sie mitmischen", sagt Straßberger. Als "vorbildlich" bezeichnet Bosetzky die Gründung. Auch er hatte in seiner Jugend Hürden zu überwinden: In Nord-Neukölln aufgewachsen, konnte er kein richtiges Deutsch. Deswegen hätten ihm die Lehrer das Abitur nicht zugetraut.

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