50 Verhaftungen im Iran: Prügel und Festnahmen zum Feuerfest
Zwischen Opposition und Sicherheitskräften kommt es landesweit in Großstädten zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. In Teheran werden 50 Personen vorübergehend verhaftet.
BERLIN taz | In der Hauptstadt Teheran und sämtlichen Großstädten Irans ist es am Dienstag zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Oppositionellen und Sicherheitskräften gekommen. Nach Angaben der Polizei gab es allein in Teheran fünfzig Festnahmen. Das Fest Tschaharschanbeh Suri findet jedes Jahr am Vorabend des letzten Mittwochs vor Jahresende statt. Das iranische Neujahr beginnt mit dem Frühling am 21. März. Das Fest stammt aus der vorislamischen Zeit und ist etwa 3.000 Jahre alt. Dem Brauch gemäß springt man bei Anbruch der Dunkelheit über sieben brennende Reisighaufen und wiederholt jedes Mal den Spruch: Meine Blässe gehöre dir, deine Röte gehöre mir. Es werden Süßigkeiten verteilt und Lieder gesungen.
In den letzten Jahren wurde dieses Fest zunehmend politisiert. Besonders Jugendliche nahmen es zum Anlass, um ihren Frust über die unerträglichen Verhältnisse im Land loszuwerden. In diesem Jahr bot das Fest für die Opposition eine weitere Gelegenheit, die schon seit Juni andauernden Protestkundgebungen fortzusetzen.
Das Regime hatte zahlreiche Vorkehrungen getroffen. Nach mehr als dreißig Jahren fiel angeblich Revolutionsführer Ali Chamenei ein, dass Tschaharschanbe Suri mit den islamischen Grundsätzen nicht zu vereinbaren sei. Er erließ eine Fatwa, eine religiöse Anweisung. Das Fest stamme aus der Zeit der Feueranbetung und sei "gegen die Vernunft gerichtet".
Zudem hatten Polizei, Revolutionswächter und die Basidschi-Milizen ein Höchstaufgebot an Kräften zur Kontrolle der wichtigsten Straßen bereitgestellt. Schon ab frühen Nachmittag kreisten Hubschrauber über der Hauptstadt. An einigen Kreuzungen standen sogar Panzer bereit. Der Kommandant der Revolutionswächter für die Sicherheit Teherans, Hossein Sadjedinia, erklärte am Montag, seine Truppen bereiteten sich auf ein Manöver vor, bei dem die höchste Alarmstufe geübt werden solle. "Wir werden jeden, der Unruhe stiftet, hart bestrafen", sagte er.
Einige ließen sich abschrecken und blieben zu Hause. Das hinderte sie nicht, das Fest mit Knallkörpern und Feuerwerk auf den Straßen vor ihren Häusern zu feiern. Zudem stiegen sie auf ihre Dächer und riefen "Allah o Akbar" und "Nieder mit dem Diktator". Andere nahmen den Kampf mit den Sicherheitskräften auf, sodass in einigen Stadtbezirken kriegsähnliche Zustände herrschten. Über die Zahl der Verletzten gibt es keine Angaben.
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