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■ 50 Jahre nach KriegsendeEin Zeichen setzen

Eifrig versichert der Kultursenator, beim Programm zum fünfzigsten Jahrestag des Kriegsendes gehe es „nicht darum, ein offizielles Geschichtsbild zu vermitteln, sondern Angebote zu machen.“ Ulrich Roloff-Momin weiß es besser: Genau so wird das Programm von außen interpretiert werden. Aber diese Ebene scheint derzeit zweitrangig; mit dieser Formulierung will der Kultursenator vor allem unterschiedliche Positionen in der Senatskoalition einbinden. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage der Perspektive und der Blickrichtung: Ist das Datum Anlaß, sich mit der NS-Herrschaft auseinanderzusetzen, oder will man mit dem Rücken zur deutschen Schuld vor allem den Aufbruch aus den Trümmern in Richtung Wirtschaftswunder feiern? Weil man sich nicht entscheidet, bleibt manches im Gemenge der Veranstaltungen unverträglich. Wer die „schwierigen Schicksale unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen“ zeigen will und dann die Ermordung der Juden gleichberechtigt neben die „Vertreibung der Deutschen aus Schlesien“ stellt, weckt mannigfache Befürchtungen. Und einer Programmplanung, der für den 22. Juni nur eine Ausstellungseröffnung zur Stadtplanung und zum Wiederaufbau nach 1945 einfällt, steht man zweifelnd gegenüber – besonders wenn diese den Titel „Aufbrüche“ trägt. An diesem Tag brach 1941 die Wehrmacht auf – in die Sowjetunion. Die bislang fehlenden Bonner Pläne für den 8. Mai sind zu beklagen, der zentrale Mangel des Konzepts aber liegt woanders. Die Berliner spielen darin nur die Rolle von Besuchern, sind aber keine Akteure. Was hindert den Senat, was hindert die Berliner, das Gedenken an das Kriegsende zu einer unübersehbaren Manifestation des Friedens zu machen? Von Berlin ging der Nazi-Terror aus, hier ging er mit der flächigen Zerstörung der Stadt zu Ende: Diesem am 8. Mai zu gedenken mit einer Viertelstunde des Schweigens, in der alle Menschen ihre Maschinen abschalten und ihre Verrichtungen ruhen lassen und auf die Straße treten, wäre ein solches Zeichen, diesem Nullpunkt deutscher Zivilisation angemessen. Gerd Nowakowski

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