5 dinge, die wir gelernt haben:
1 Polizei hilft nicht bei Inflation
Auf dem Hofer Volksfest alarmierte ein besoffener 18-Jähriger mehrfach die Polizei, weil ihm die Bratwurst mit Semmel zu teuer war. Ganze 4 Euro sollte sie kosten – 50 Cent mehr, als er bereit war zu zahlen. Das brachte ihn in Rage. Die eintreffenden Staatsdiener sprangen ihm jedoch nicht bei, sondern buchteten ihn vorübergehend ein. Ihm droht nun ein Verfahren wegen Missbrauchs von Notrufen.
2 Freistaat greift zur Waffe
Bayern formt bekannterweise die deutsche Leidkultur. Recht und Ordnung werden geachtet wie sonst kaum wo. Das bewies am Dienstag auch der Nürnberger Zoo. Weil beengte Wohnverhältnisse im Paviangehege zu Konflikten führten, versuchte die Zooleitung einige der Tiere zu verlegen. Das gelang nicht. So sah sich der Direktor, Dag Encke, gezwungen, zwölf Paviane töten zu lassen – treu nach Gesetz, versteht sich. Nämlich „tierschutzkonform per Kugelschuss“. Tierschutzorganisationen wie Peta und Pro Wildlife sehen das anders und kündigten an, die Zooleitung zu verklagen.
3 Marx knows best
Wären die Nürnberger Paviane doch bloß Labubus gewesen. Die will nämlich gerade fast jede*r haben. Die grinsenden Plüschdinger mit neun spitzen Zähnen werden auf Tiktok gehypt. Bei der Berliner Ladeneröffnung von Pop Mart, dem Vermarkter der Labubus, standen Menschen viele Stunden lang Schlange, um sich welche zu kaufen – für 9 bis 1.116 Euro. Ein Labubu landete jüngst auch auf dem Grab von Karl Marx in London, vielleicht als Opfergabe. Denn Marx wusste: Wird Ware zum Fetisch, hat die Revolution es schwer.
4 Grüne realosieren sich
Von der Revolution wagt bei den Grünen mittlerweile wohl kaum noch wer zu träumen. Die Realosierungskräfte in der Partei sind so stark, dass innerhalb gut eines Jahres der zweite linke Bundesvorstand der Parteijugend zumindest teilweise hinschmeißt. Jette Nietzard wird im Herbst nicht erneut für den Vorsitz der Grünen Jugend kandidieren. Sie will dort aber als „linke Stimme“ weiter Politik machen. Viel Erfolg!
5 Spotify rüstet auf
Sarah Brightmans und Andrea Bocellis Hit „Time to Say Goodbye“ verbucht auf Spotify mehr als 195 Millionen Klicks. Verließen Nutzer*innen in dieser Zahl den Dienst, würde CEO Daniel Ek seinen unternehmerischen Kurs wohl überdenken. Es wären etwa zwei Drittel der monatlich Streamenden. Viele machen gerade schon Biege. Auch Musiker*innen gehen und rufen zum Boykott auf. Warum? Ek beutet Kunstschaffende aus, flutet seine Plattform mit KI-Musik und investiert im großen Stil in ein Rüstungs-Start-up. Zeit, Lebewohl zu sagen. Oder besser einfach Ciao! (tba)
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