piwik no script img

3.Oktober: Das Ende der Ausreden

■ Jubel bei den großen Parteien über den Beschluß der Volkskammer, die Existenz der DDR am 3.10. zu beenden

Bonn/Berlin (dpa/taz) - 40 Tage noch, und er ist da: Der „große Tag in der Geschichte unseres Volkes“, wie Kanzler Kohl gestern nachmittag vor den Abgeordneten des Bundestags jubilierte, der Tag des „Untergangs der Deutschen Demokratischen Republik“, wie PDS-Chef Gysi gestern gegen drei Uhr morgens vor den Abgeordneten der Volkskammer klagte. Doch die Stimme Gysis und von Vertretern des Bündnis 90/Grüne, die von „bedingungsloser Kapitulation vor den Problemen“ sprachen, gingen unter im Meer der erleichterten Zustimmung zu dem nach einer wochenlange Groteske gefundenen Termin des Beitritts der DDR zur BRD.

Kohl dankte den Alliierten und insbesondere Grobatschow und sagte dann ausdrücklich, was der Termin eigentlich bedeutet: „Klarheit (...) für Wirtschaftsunternehmen im In- und Ausland“. Und er betonte die „Sorgen und Nöte der Menschen“. Auch Rivale Lafontaine begrüßte den Beitrittsbeschluß und würdigte des Kanzlers „großen Erfolg“ bei Gorbatschow. „Klare Mehrheiten“ könne die Regierung nur erwarten, wenn sie in der Frage des Abtreibungsrechts nicht ohne die Hauptbetroffenen, die Frauen, entscheiden würde. Die Einigung müsse „demokratisch organisiert werden“. Die erste gemeinsame Sitzung des Parlaments soll, mit 144 Vertretern der Volkskammer, nach dem 3. Oktober in Berlin stattfinden, der Einigungsvertrag nächsten Mittwoch beschlossen werden. Gestern haben sich Bund und Länder über die Verteilung der finanziellen Lasten für die nächsten Jahre geeinigt.SEITEN 2 UND 3

KOMMENTAR SEITE 1

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen