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37 Grad im SchattenBerliner Hitzewallungen

Jetzt jammern alle über die Hitze. Alle? Nein. Ein paar Berliner bewahren kühlen Kopf und sagen, was es jetzt braucht: etwa das Sonno-Meter

Mit diesem kleinen Hilfsmittel werden Bauarbeiter glücklich - trotz 37 Grad Bild: dpa

Die Rettung naht - für Bauarbeiter. "Wer bei praller Sonne arbeitet, muss höllisch aufpassen", weiß Karsten Berlin von der Gewerkschaft IG Bau. Die hat am Montag "Sonno-Meter" verteilt. Die Karte verfärbt sich je nach Sonneneinstrahlung binnen Sekunden und zeigt, welcher Schutzfaktor benutzt - und wann nachgecremt werden muss, damit die Haut nicht knallrot wird. Genial. Karsten Berlin kennt sich aus mit Farben. Bei der IG Bau ist er Vorsitzender der Fachgruppe Maler und Lackierer.

Klaus Wowereit hat auch eine gute Idee. Bei Alten und Kranken solle man fragen, ob sie Hilfe benötigen, etwa beim Einkaufen, empfiehlt der Regierende: "Einmal zu oft geklingelt ist immer noch besser, als hinterher zu bedauern, dass man nicht tätig geworden ist".

Am Wochenende zählten die Berliner Bäderbetriebe rund 200.000 Besucher. Das waren mehr als im gesamten Juli 2009 zusammen, sagte ein Bädersprecher. Immerhin braucht man dort keinen "Sonno-Meter". Die Schutzmilch überträgt sich im Drängelbecken quasi automatisch von Haut zu Haut. Wer schwimmen will, sollte auf Seen ausweichen. Da ist noch Platz.

36,3 Grad

Der Junge Union bekommt die Hitze auch nicht so recht. Conrad Clemens, Vorsitzender der Berliner Nachwuchs-CDU, forderte die Schließung des Columbiabades für eine Woche! Als Strafe, weil sich dort am Samstag 60 Besucher geprügelt hatten. Offenbar gibt es noch keinen "Sonno-Meter", der Politiker rechtzeitig warnt, bevor sie in die Junge Union eintreten oder anderen Unsinn verzapfen.

36,5 Grad

Konsequent müsste die JU auch die Stilllegung aller ICE nach Westen für eine Woche fordern. Schließlich war es am Samstag in einem der High-Tech-Züge zu Ausschreitungen gekommen. Eine Frau soll gar versucht haben, eine Scheibe einzuschlagen, blos weil die Klimaanlage kaputt war. Schließlich musste der Zug genau wie das Columbiabad evakuiert werden. Immerhin gelobte die Bahn am Montag Besserung. Bei der Wartung über Nacht würden die Klimaanlagen mit einem extra Blick genauer überprüft, versprach ein Sprecher. Damit solle sichergestellt werden, dass kein Zug mit gestörter Kühlung fährt. Bahnkunden wundern sich, warum dennoch Züge unterwegs sind.

36,7 Grad

Immerhin hat die Tochter der Bahn, die Berliner S-Bahn, kein Problem mit den Klimaanlagen. Denn in den lokalen Zügen kann man als Fahrgast immer noch die Fenster öffnen, wenn man Zugluft im Zug haben will. Das aber ist dringend nötig. Denn natürlich hat die Rumpel-S-Bahn noch andere elektronische Teile, die wegen der Hitze schlapp machen. Deshalb ist es in den wenigen fahrenden Waggons noch voller als üblich. "Wir haben extreme Witterungsverhältnisse, die auch in anderen Bereichen des täglichen Lebens Probleme bereiten", behauptet ein Sprecher. Einst warb die Bahn mit dem Slogan "Alle reden vom Wetter. Wir nicht". So elitär ist sie schon lange nicht mehr.

451 Grad Fahrenheit

Schlechte Nachricht: In Brandenbrug gilt mittlerweile in 8 von 14 Landkreisen die höchste Waldbrandwarnstufe. Am Wochenende mussten über 20 Brände gelöscht werden.

36,9 Grad

Gute Nachricht: Trotz Hitze hat Berlin genügend Wasser. Selbst neun Monaten ohne Regen wären kein Problem, verkündet ein Sprecher der Wasserbetriebe.

37,1 Grad

Die taz-Chefredakteurin verteilt Eis im Haus. Der Betriebsrat grübelt derweil, ob er von der Geschäftsführung "Sonno-Meter" verlangen soll. Die scheint nicht abgeneigt, weil sie den besten Zugang zur Dachterasse hat.

29,0 Grad

Die weiteren Aussichten. Dienstag knapp unter 30 Grad. Danach wieder deutlich darüber

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