300 Millionen für CureVac: Der Bundesimpfstoff

Der Bund steigt bei dem Tübinger Unternehmen CureVac ein. Das ist bei Corona-Impfstoffen vorn dabei und weckte auch das Interesse von Donald Trump.

Eine Mann hält eine Probe in einem Labor in der Hand

Der Bund beteiligt sich mit 300 Millionen Euro direkt an dem Tübinger Unternehmen CureVac Foto: Andreas Gebert/reuters

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier geht bei der Sicherung möglicher Corona-Impfstoffe einen ungewöhnlichen Weg: Der Bund beteiligt sich über die staatliche KfW Bankengruppe mit 300 Millionen Euro direkt an dem Tübinger Unternehmen CureVac mit über 450 Mitarbeitenden. Damit wird das Unternehmen teilstaatlich, Deutschland hält einen Anteil von 23 Prozent.

Altmaier sprach von einem wichtigen industriepolitischen Schritt, um bei Corona-Impfstoffen unabhängig zu bleiben. Forschungsergebnisse und Technologien würden in Deutschland und Europa gebraucht. Man werde sich nicht in das Unternehmen einmischen, wolle aber finanzielle Sicherheit geben. „Der Staat ist nicht der bessere Unternehmer“ sagte er.

Auch CureVac-Mehrheitsaktionär und SAP-Gründer Dietmar Hopp war per Video zugeschaltet. Er nutze den Auftritt und beklagte die „innovationsfeindliche Steuergesetzgebung“ in Deutschland. Altmaier nutze den Auftritt um für seinen neue Industriestrategie zu werben, Biotechnologie gehört für ihn zu den Schlüsseltechnologien.

Noch in diesem Monat will CureVac seinen Impfstoff auf Basis sogenannter mRNA klinisch testen. Dabei werden nicht abgeschwächte oder tote Krankheitserreger verwendet, um eine Immunantwort zu stimulieren, sondern lediglich genetische Informationen in körpereigene Zellen geschleust. Sie führen dazu, dass der Körper Proteine produziert, die ­gegen das Virus wirken. Auch das deutsche Unternehmen Biontech verwendet diese Technologie, um einen Corona-Impfstoff zu entwickeln, ebenso wie das US-Unternehmen Moderna.

Am Wochenende hatte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bekannt gegeben, für die EU bis zu 400 Millionen Impfdosen vorab beim Hersteller AstraZeneca bestellt zu haben. Der an der Universität Oxford entwickelte Imfpstoff ist weiter als der in Tübingen, ein Test an 10.000 Proband*innen läuft gerade an. Die britische Technologie ist eine andere, sie basiert auf einem abgeschwächten Erkältungsvirus, der an seiner Oberfläche das gleiche Protein wie der Covid-19 Erreger Sars-Cov-2 trägt.

Trump wollte CureVac

Die mRNA-Technologie schien US-Präsident Donald Trump so vielversprechend, dass er im März versucht hat, sich die Tübinger Technologie exklusiv für die USA zu sichern. Für Hopp sei das von Beginn an keine Option gewesen, sagte er nun auf der Pressekonferenz in Berlin.

Direkte Beteiligungen des Bundes sind selten. Zuletzt gab es das 2018 bei dem Stromnetzbetreiber 50Hertz, um den Einstieg eines chinesischen Investors zu verhindern. Für CureVac, das auch Krebstherapien entwickelt, hat der Einsteig den Vorteil, dass es sich um Eigenkapital handelt, das nicht zurückgezahlt werden muss. Will der Bund seine Investitionen zurück, muss er die Anteile an andere Investoren verkaufen. Bei einem Erfolg der Firma winkt ein Gewinn. Die deutsche Konkurrenz von Biontech hat sich vor ein paar Tagen 100 Millionen Euro der Europäischen Investitionsbank gesichert, allerdings als Kredit.

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