Portrait von Omid Hama Ali Rashid

Omid Hama Ali Rashid in der Gedaenkstätte für die Opfer des Giftgasangriffes in Halabdscha Foto: Issio Ehrich

30 Jahre nach dem Giftgasangriff im Irak:Der Museumsführer

Omid Hama Ali Rashid hat das Attentat überlebt – und führt heute durch ein diesem Terrorakt gewidmetes Museum. Wie kann ein Menschen das aushalten?

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20.12.2019, 15:11  Uhr

Omid Hama Ali Rashid stößt die schwere Flügeltür auf und verlässt den Raum mit den harmlosen Alltagsszenen. „Sie haben jetzt gesehen, wie schön unsere Stadt einmal war“, sagt er. „Jetzt schauen wir uns an, was Saddam Hussein mit ihr angerichtet hat.“ Rashid führt Besucher durch die Gedenkstätte von Halabdscha. Das Monument erinnert an eines der schrecklichsten Kriegsverbrechen des ausgehenden 20. Jahrhunderts: den Einsatz von Giftgas gegen die kurdische Bevölkerung im Norden des Irak.

Das Licht auf der anderen Seite der Flügeltür ist gedimmt. Nur spärlich erhellen rote, grüne und blaue Spots die Welt aus Pappmaschee, Wandfarbe und Kunstblut, die sich vor den Augen der Besucher auftut. Das Ausstellungskonzept ist vieles, aber nicht subtil. Auf einer Wiese recken verendete Vögel ihre reglosen Krallen gen Himmel. Auf einer Straße liegen Männer und Frauen. Ihre Augen sind geschlossen, ihre Lippen blutverkrustet. Kinder sind in irren Verrenkungen erstarrt.

Vor einem Pick-up-Truck bleibt Rashid stehen. Er zeigt auf die Ladefläche, die voller Leichen ist. „Da, habe ich gelegen“, sagt er. Die Besucher starren Rashid an.

Omid Hama Ali Rashid ist nicht nur Museumsführer. Als er das erste Mal in die Gedenkstätte kam, war auch er Besucher. Er stellte mit Überraschung fest, dass hier seine eigene Geschichte erzählt wird. Ein tragischer Zufall? Schicksal? Die meisten Menschen wären nie wieder gekommen, wenn sie erlebt hätten, was Rashid erlebt hat. Ra­shid kam wieder, immer montags bis freitags von 8 bis 13 und von 14 bis 18 Uhr. Seit zehn Jahren. Seither gibt er Führungen durch die Gedenkstätte, seither nimmt er Menschen mit auf eine Reise durch die Szenen seines Traumas. Eine Geschichte über die Suche nach dem Sinn im Wahnsinn.

Was am 16. März 1988 geschah

Am Morgen des 16. März 1988 donnerten Kampfjets über Halabdscha. Der Erste Golfkrieg tobte, und das Baath-Regime von Saddam Hussein ging in der „Anfal-Operation“ systematisch gegen Kurden vor. Viele von ihnen hatten sich auf die Seite des Iran gestellt. Gegen elf Uhr schlugen die ersten Bomben ein. Rauchwolken stiegen auf und ein merkwürdiger Geruch erfüllte die Stadt. Was viele Bewohner Halabdschas an Knoblauch und frische Äpfel erinnerte, war ein Gemisch aus Hautkampfstoffen und Nervengiften. Darunter war Senfgas, das auf die Haut einwirkt und starke Verätzungen und große, stark schmerzende Blasen zur Folge hat, die nur sehr schlecht heilen. Werden die Dämpfe eingeatmet, so zerstört das die Bronchien.

Mehr als drei Jahrzehnte danach erinnert sich Rashid noch an die Details jenes Morgens. „Was schon so lange vergangen ist, fühlt sich nicht fern an“, sagt er. Rashid war 14. Er suchte mit seiner Familie im Keller Schutz vor den Bomben. Doch die Luft war dort so stickig, dass sein Vater entschied, zu fliehen – aus dem Keller, dann raus aus der Stadt. „Als ich auf die Hauptstraße trat, hatte ich das Gefühl, dass mir jemand Salz in die Augen gestreut hatte“, sagt Rashid. Senfgas bringt die Zellteilung zum Stillstand und es ist krebserregend. Wer damit in Kontakt kommt, spürt seine Wirkung aber oft zuerst an den Augen. Rashid blinzelte und rieb sie sich vergeblich. Es fiel ihm immer schwerer zu erkennen, was um ihn herum geschah.

Acht Jahre Krieg Als Erster Golfkrieg wird der bewaffnete Konflikt zwischen dem Irak und dem Iran in den 1980er Jahren bezeichnet. Der acht Jahre währende Krieg dauerte bis 1988 und forderte vermutlich etwa eine Million Todesopfer. Es gab keinen Sieger, ein Friedensvertrag wurde nie unterzeichnet. Religiöse und territoriale Streitigkeiten gelten als Ursache für den Kriegsbeginn, der vom Irak unter Diktator Saddam Hussein ausging. Seine Soldaten marschierten in Teile des Iran ein, konnten aber wieder zurückgedrängt werden.

Die Unterstützer International wurde der Irak von Saudi-Arabien, Kuwait, den USA und der Sowjetunion unterstützt. Zu den iranischen Verbündeten zählten Syrien und Libyen.

Die Giftgasangriffe In dem Konflikt, der besonders viele Tote unter Zivilisten forderte, setzte der Irak auch international geächtete biologische und chemische Waffen ein. Mit Giftgas wurden nicht nur iranische Soldaten angegriffen, sondern auch die kurdische Zivilbevölkerung. Am bekanntesten sind die Giftgasangriffe auf Halabdscha und die iranische Stadt Sardascht. (taz)

Menschen warfen sich in der Hoffnung, verschont zu werden, auf den Boden. Sie wussten nicht, dass die Gase schwerer sind als Luft. Sie starben als erstes. Rashid und seine Familie schafften es auf die Ladefläche jenes Pick-ups. „Ich habe versucht, meine kleine Schwester zu beschützen“, erinnert er sich. „Ich habe Alla in den Arm genommen und ihre Hand gehalten.“ Rashid hielt sie noch, als Alla sich schon nicht mehr regte. Binnen Stunden verloren 5.000 Menschen das Leben, darunter Rashids gesamte Familie. Er lag zwei Tage und eine Nacht auf der Ladefläche zwischen ihren Leichen. Mehrmals verlor er das Bewusstsein. Er war erblindet und durstig. „Ich rief nach Wasser“, sagt er. „Niemand antwortete.“

Rashid führt die Besucher der Gedenkstätte in den nächsten Raum. Auf einem Flachbildschirm läuft ein Fernsehinterview. Ein abgemagerter Teenager berichtet, was ihm passiert ist, bevor er von der Ladefläche eines Pick-ups aufgelesen und in ein Krankenhaus im Iran gebracht wurde. „Das bin ich“, sagt Rashid wieder. Ein paar Schritte weiter hängt ein großformatiges Foto. Wieder ist der Junge zu sehen. Sein Haar zerzaust, sein Mund halb geöffnet, ein Bildnis unendlicher Erschöpfung. Rashid ist allgegenwärtig in der Gedenkstätte.

Ein Mann mit kleinem Jungen macht ein Selfie vor den Fotos von Giftgasopfern

Kurdische Besucher fotografieren sich im Museum vor den Fotos der Opfer des Giftgasangriffs Foto: Thaier Al-Sudan/reuters

Als die Führung vorüber ist, setzt sich Rashid in eine Ecke im Eingangsbereich. Obwohl durch die verglaste Front Licht hineinfällt, wirkt der Raum düster. Die Wände sind aus schwarzem Marmor. Rashid spürt die Folgen des Gases noch immer – bei jedem Atemzug. Luftröhre und Bronchien sind irreparabel verletzt. Auch seine Augen haben sich nie wieder ganz erholt. Doch die körperlichen Wunden sind nur ein Teil seines Leids. Ra­shid hat immer Taschentücher dabei, wenn er seine Schicht in der Gedenkstätte beginnt. „Mein Kopf ist voller trauriger Erinnerungen“, sagt er. „Hier zu sein, macht alles noch schwerer.“ Rashid ist trotzdem hier, jeden Tag. „Ich habe meiner Familie geschworen, stark zu sein.“

Omid Hama Ali Rashid, Museumsführer

„Mein Kopf ist voller trauriger Erinnerungen. Hier zu sein, macht alles noch schwerer“

Wer sich unter den Bewohnern Halabdschas nach Omid Hama Ali Rashid erkundigt, stößt auf große Bewunderung. „Omid ist ein Held“, sagt einer. Doch auch die Sorge um ihn ist groß. Ra­shid sähe mit jedem Tag trauriger aus. Auf seinem Facebook-Profil existiere nichts mehr außer dem Krieg Saddam Husseins gegen die Kurden. Dass sich Leute um Rashid sorgen, verwundert nicht. Überall in Halabdscha gibt es Beispiele für Menschen, die sich in den traumatischen Erlebnissen jener Tage verlieren. Bei den Giftgasangriffen wurden mehr als 10.000 Menschen verletzt, viele von ihnen unheilbar. Und diese Menschen sind nur der engste Kreis der Betroffenen. Etliche leiden unter psychischen Folgen wie Angststörungen und Depressionen, Aggressionen und Schuldgefühlen.

Der Psychotherapeut Salah Ahmad versucht den Menschen mit seiner Jiyan Foundation zu helfen, so gut es geht. Ahmad schildert das Ausmaß des Leidens. „Wir stellen bei Kindern von Überlebenden dieselben Symptome fest wie bei ihren Eltern“, sagt er. Ahmad spricht von „Sekundärtraumatisierung“ und meint, dass Unbeteiligte emotional durch Depressionen und posttraumatische Belastungsstörungen der Opfer angesteckt werden. Selbst bei Menschen, die nie direkten Kontakt zu Opfern der Gases hatten, konnte er Symptome erkennen. In der Biologie ist dann von Epigenetik die Rede. Ahmad sagt: „Es ist so, als hätte die Stadt eine Behinderung.“ Und um damit umzugehen, fehlt es nahezu an allem – Geld, Personal und Aufklärung.

Psychotherapeuten sollen den Schmerz lindern helfen

Schätzungen zufolge leidet im Irak jeder fünfte Bürger unter einer psychischen Erkrankung. Einige Experten vermuten: Dreimal so viele Menschen haben Depressionen wie im Rest der Welt. Durch die Herrschaft des selbsternannten Islamischen Staates (IS) ist die Zahl seelisch Erkrankter in den vergangenen Jahren explodiert. Und in Halabdscha reicht das Geld nicht einmal für die Therapie der körperlichen Folgen des Giftgases aus.

Ahmad und sein Behandler-Team sind auf Spenden und Mittel des deutschen Auswärtigen Amtes angewiesen, um zumindest das Leid einiger Überlebender durch Medikamente zu mildern. Die Politik im Irak ist überfordert, und das bereits damit, sich um die Opfer eines Kriegsverbrechens zu kümmern, das drei Jahrzehnte zurückliegt. Was das für die Zukunft des Landes bedeutet, lässt sich kaum erahnen.

Aussenaufnahme des Museums

Außenansicht der Gedenkstätte für die Opfer des Giftgasangriffs in Halabdscha Foto: Issio Ehrich

Auch Jan Ilhan Kizilhans Arbeit wird durch Geld aus Deutschland ermöglicht. Der ansonsten in Donaueschingen lehrende Professor baut in der Region Kurdistan einen Master-Studiengang für Psychotherapeuten auf. Ende des Jahres haben die ersten Absolventen ihren Abschluss. Laut Kizilhan sind es die ersten 30 im Irak ausgebildeten Psychotherapeuten, die deutschen Standards gerecht werden – bei fast 40 Millionen Einwohnern.

Seelische Leiden wurden insbesondere unter dem Baath-Regime tabuisiert. Laut einer Studie des irakischen Gesundheitsministeriums sind psychische Probleme für 65 Prozent der Bürger noch immer Ausdruck „persönlicher Schwäche“. Mehr als die Hälfte sagt, sie würde sich schämen, wenn ein Familienmitglied darunter leide. Kizilhan vergleicht die Situation mit der Lage in Europa zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts.

„Früher war der Friedhof sauber“

Die Mittagssonne brennt. Rashid steuert seinen Wagen durch die staubig-trockenen Straßen Halabdschas. Er fährt an seinem alten Haus vorbei. „Die Erinnerungen kommen jedes Mal hoch“, sagt er. Er fährt die Hauptstraße entlang. „Hier waren so viele Menschen.“ Er parkt sein Auto vorm Friedhof, setzt sich eine schwarze Sonnenbrille auf und passiert das große Schild am Eingang. „Zutritt für Baathisten verboten“, steht darauf.

Mindestens einmal in der Woche kommt Omid Hama Ali Rashid hierher, immer dann, wenn er seine Familie besonders vermisst. Dieses Grab sei 1.500 Märtyrern gewidmet, sagt er, das da drüben 400 und dahinten sei noch eines für 24. Rashid muss die Inschriften auf den großen weißen Marmorblöcken nicht mehr lesen. Er kennt sie auswendig. „Früher war der Friedhof blitzsauber“, sagt er. „Seit der Krise liegt hier überall Müll.“ Mit dem Aufstieg des IS kollabierte die Wirtschaft der Region Kurdistan. In Halabdscha, so scheint es, fehlt jetzt sogar das Geld, um die Gräber der Toten zu pflegen.

Salah Ahmad, Psychotherapeut

„Wir stellen bei Kindern Überlebender dieselben Symptome fest wie bei ihren Eltern“

Rashid bemüht sich darum, auch ein Leben abseits von Saddams Husseins Jahrzehnte zurückliegendem Krieg zu führen. Wenn er vom Tennis erzählt, lächelt er. Musik tut ihm gut. Er spielt die Sitar. Rashid hat geheiratet. Seine Frau hatte drei Fehlgeburten, für die er die Wirkung der chemischen Waffen verantwortlich macht. Dann bekamen sie einen Sohn und eine Tochter, der Ra­shid den Namen seiner toten Schwester gab. Sie aufwachsen zu sehen, war nicht immer einfach. „Wenn Alla weint, muss ich das Zimmer verlassen“, sagt er. „Der Klang erinnert mich zu sehr an meine Schwester.“ Vor Kurzen wurde ihm noch ein Sohn geboren. Es gehe ihm dadurch spürbar besser, sagt er.

Doch Rashid hat bis heute Albträume, er spricht von „tausend“ Nächten, in denen er weinend aufschreckte, und er erzählt von diesem merkwürdigen Gefühl am Morgen. Wenn er aufwacht, komme es ihm oft vor, als bildeten sich „kleine Bläschen“ auf seinen Lippen. Rashid hat Probleme, sich Dinge zu merken – außer jedem Detail des tödlichen 16. März 1988.

Psychotherapie hilft

Für viele Menschen, das zeigen Studien, ist eine Psychotherapie die einzige Möglichkeit, um mit extremen Erlebnissen in der Vergangenheit zurecht zu kommen. „Traumatisierte Menschen müssen lernen, das Trauma als ein Teil ihres Lebens wahrzunehmen statt ihr Leben vom Trauma bestimmen zu lassen“, sagt der Experte Kizilhan. „Sie müssen wieder lernen, Kontrolle über ihr Gedächtnis zu erlangen.“

Zunächst sei es wichtig, die Menschen zu stabilisieren, sie in die Lage zu versetzen, ihren Alltag zu bewältigen. Erst dann gehe es darum, sie mit dem Trauma zu konfrontieren. Dabei sei es wichtig, ihnen die notwendigen Werkzeuge an die Hand zu geben, Entspannungsmethoden zum Beispiel. Doch Kizilhan schränkt ein, dass das so nicht für alle gilt. „Etwa die Hälfte der Menschen hat eine innere Kraft, die auf ihrer Persönlichkeitsstruktur beruht, eine Resilienz, die es ihnen ermöglicht, mit ihrem Trauma alleine fertig zu werden.“

Zu welcher Gruppe er gehört, kann Rashid nur erahnen. Er hat sich nie in psychotherapeutische Betreuung begeben. „Es gibt hier nicht ausreichend qualifizierte Doktoren“, sagt er. „Außerdem halten einen die Menschen in unserer Gesellschaft für verrückt, wenn man einen Therapeuten aufsucht.“

Jeden Tag Kunstblut, jeden Tag Leichen aus Pappmaschee, jeden Tag düstere Erinnerungen – Olmo Gölz findet es befremdlich, dass Rashid in der Gedenkstätte arbeitet. Der deutsche Islamwissenschaftler warnt jedoch davor, ihn gleich auf die Rolle des doppelten Opfers festzulegen – als Opfer des Gases und seines Traumas. „Es könnte gerade diese Arbeit in der Gedenkstätte sein, die für ihn die Ressource fürs Überleben darstellt“, sagt Gölz. Sie könnte ein Instrument sein, um dem sinnlosen Tod seiner Familie und dem eigenen Leid einen Sinn zu geben, einen Ausweg aus Schwäche und Ohnmacht. In einer seiner Schriften spricht Gölz von der „Ambiguität des Martyriums“.

Gölz hat sich auf Heldenerzählungen im Nahen Osten spezialisiert, insbesondere im Kontext des Ersten Golfkriegs. Dabei geht es noch um viel mehr als den Seelenfrieden Überlebender. „Martyriums-Narrative sind im Nahen Osten und vor allem bei Minderheiten wie den Kurden von besonderer Bedeutung“, sagt er. „Sie schaffen eine gemeinsame Identität. Sie ersetzten für diese Gemeinschaften fehlende nationale Zeichen wie Grenzen oder Pässe.“

Ein bekanntes Beispiel ist der kurdische Nationalepos „Mem û Zîn“, eine shakespearehafte Geschichte zweier Liebender. Mem personifiziert darin das kurdische Volk, Zîn das kurdische Land. Als Mem ermordet wird, bricht Zîn auf seinem Grab zusammen und folgt ihm in den Tod. „In der Geschichte wird auf symbolischer Ebene das heroische Ideal des Selbstopfers für Region und Gemeinschaft in den Mittelpunkt gestellt“, sagt Gölz. Er erkennt in dem Martyrium Rashids und seiner Familie aber auch eine viel universellere Bedeutung. Er erinnert an die Überlebenden des Holocausts. „Vor allem aus deutscher Sicht ist das persönliche Engagement der Zeitzeugen eine der wichtigsten Präventionsmaßnahmen“, sagt er. „Ich befürchte, dass wir ihren Einsatz noch sehr vermissen werden, wenn es sie nicht mehr gibt.“

Rashid: „Wenn ich hier bin, leide ich jede einzelne Sekunde“

Rashid sitzt im schwarz marmorierten Eingangsbereich der Gedenkstätte. Jeden Moment könnten Gäste kommen, die von ihm durch die Ausstellung geführt werden möchten. Wer ihn danach fragt, ob er je wieder glücklich wird, hört ihn zuallererst lang und dunkel seufzen. Verliert Rashid sich in seinen düsteren Erinnerungen? Oder gehört er zu jenen Menschen, die allein mit den Schrecken der Vergangenheit fertig werden? Vielleicht gar durch die Arbeit in der Gedenkstätte?

„Wenn ich hier bin, leide ich jede einzelne Sekunde“, sagt er. „Meine Wunden werden nicht heilen, mein Schmerz wird nicht nachlassen, solange ich mich immer wieder dieser Situation aussetze.“ Für Rashid ist die Frage nach seinem eigenen Leben aber nicht die entscheidende. „Ich werde hier gebraucht“, sagt er. „Keiner kann das so wie ich.“ Sein Platz, davon ist Rashid überzeugt, ist in der Gedenkstätte – egal was dabei aus ihm wird.

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