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288 T-Shirts für Nigeria

Vorproduzierte Fan-Textilien des „Super Bowl“-Verlierers verschwinden auf Nimmerwiedersehen – nach Afrika

In Deutschland mag davon noch wenig Notiz genommen worden sein, aber frische T-Shirts und Kappen mit dem Wappen des siegreichen Teams spielen seit 20 Jahren eine feste Rolle beim Football-Ritual „Super Bowl“. Als am Sonntag die Indianapolis Colts gewannen, feierte die Mannschaft in blütenreinen Textilien, deren Aufdruck sie eindeutig als Sieger auswies.

Die Chicago Bears dagegen trotteten traurig in die Kabine, umhüllt nur von ihren eigenen verschwitzten Leibchen – da waren die genau 288 für den Fall ihres Triumphes vorbedruckten Trikots und Mützchen schon auf dem Weg – nicht in die Altkleidertonne, sondern nach Afrika. Dabei geht es weniger um T-Shirts und Kopfbedeckungen für 20 respektive 30 Dollar, sondern um rare Devotionalien mit enormem emotionalem Wert für das unterlegene Team.

Verantwortlich dafür ist die Organisation „World Vision“, die in strukturschwachen Gegenden des Kontinents Aufbau- und Entwicklungshilfe leistet: „Wo diese Dinger hingehen“, sagt deren Pressesprecher Jeff Fields, „dort gibt es keine Elektrizität oder fließendes Wasser. Die Leute dort wissen nicht, wer den Super Bowl gewonnen hat. Sie wissen nicht einmal, was Football überhaupt ist.“ Zunächst werden die Fan-Artikel – zusammen mit Medikamenten und Schulbüchern – nach Nigeria, Uganda und Sierra Leone geflogen, danach in die Dörfer auf dem Land spediert und anschließend an bedürftige Familien verteilt.

Weil „World Vision“ und andere Organisationen schon seit Jahren auf diese Weise arbeiten, tragen immer mehr Menschen in der „Dritten Welt“ textile Parallelwelten spazieren, in denen dann beispielsweise die Franzosen die Fußballweltmeisterschaft oder eben die „Bears“ den Super Bowl gewonnen haben. Wenn Verlierer in die Klamotten von Verlierern schlüpfen, ohne es zu wissen, ist das nicht eine bittere Ironie? Nein, das nennt man Globalisierung. FRA

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