26-Jähriger schwer am Kopf verletzt: Angriff vor Hamburger Synagoge
Nach einer mutmaßlich antisemitischen Attacke ermittelt der Staatsschutz. Das Opfer ist außer Lebensgefahr. Jüdische Verbände und Politiker:innen sind entsetzt.
Der 26-Jährige konnte sich laut Polizei nach der Attacke in Sicherheit bringen. Bis zum Eintreffen von Rettungskräften leisteten demnach Passant:innen erste Hilfe. Anschließend wurde er in ein Krankenhaus gebracht.
Nach Angaben der Polizei Hamburg übernahmen der Staatsschutz und das Fachdezernat für Tötungsdelikte die Ermittlungen. Über den Angriff hatten zunächst Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR berichtet. Demnach wurde der Angreifer von Sicherheitskräften der jüdischen Gemeinde überwältigt. Anschließend hätten sie die vielen Besucher:innen der Synagoge in Sicherheit gebracht.
Die Polizei versucht nun die Hintergründe der Tat aufzuklären. Der Angreifer – ein Deutscher aus Berlin mit kasachischen Wurzeln – mache einen „extrem verwirrten Eindruck“, sagte eine Polizeisprecherin am Sonntagabend. Es sei sehr schwierig, ihn zu vernehmen. Es sei unklar, woher der Mann die militärisch wirkende Kleidung habe, die er bei der Tat mit einem Klappspaten am Sonntagnachmittag trug.
Dunkle Erinnerungen
Sowohl die militärische Kleidung als auch das Datum der Attacke wecken Erinnerungen an den Anschlag auf die Synagoge von Halle vor knapp einem Jahr. Dort hatte am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur ein schwer bewaffneter Rechtsradikaler versucht, in die Synagoge einzudringen und die Betenden zu ermorden. An diesem Sonntag wurde Sukkot gefeiert, das Laubhüttenfest, das im jüdischen Kalender unmittelbar auf Jom Kippur folgt.
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) verurteilte den Angriff. „Das ist kein Einzelfall, das ist widerlicher Antisemitismus und dem müssen wir uns alle entgegenstellen“, erklärte Maas im Kurzbotschaftendienst Twitter. Seine Gedanken seien bei dem Studenten.
Auch CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak erklärte, die Attacke sei „ein widerwärtiger Akt“. Jüdisches Leben in Deutschland zu schützen, „bleibt unsere tägliche Pflicht“, erklärte er auf Twitter.
Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) bezeichnete den Vorfall als „erneuten Schock für die jüdische Gemeinde in Deutschland“. Es sei „unerträglich zu erleben, dass sich Hass und Gewalt gegen Juden immer wieder auf deutschen Straßen entlädt, und das ausgerechnet während der höchsten jüdischen Feiertage sowie ein Jahr nach dem schrecklichen Attentat von Halle“, erklärte der ORD-Vorstand Avichai Apel. Er forderte einen besseren Schutz jüdischen Lebens in Deutschland.
Auch der Vorsitzende des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, äußerte sich erschüttert. Er sei traurig darüber, dass ein Jahr nach dem Anschlag von Halle erneut eine deutsche jüdische Gemeinde mit einem „gewalttätigen, antisemitischen Terrorakt“ konfrontiert worden sei, erklärte Lauder.
Das Internationale Auschwitz Komitee forderte einen besseren Schutz jüdischer Einrichtungen in Deutschland. „Für Überlebende des Holocaust ist es ein zutiefst bedrückender Gedanke, dass jüdische Menschen und jüdische Einrichtungen in Deutschland offensichtlich immer noch nicht ausreichend geschützt werden können und der Täter sich der Synagoge und seinem Opfer nähern konnte“, erklärte Christoph Heubner, Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, am Sonntagabend.
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