: 20 Prozent mehr für die Kultur
Was macht die Bremer Kultur-Deputation in Wien? Ein Interview mit Frühheimkehrer Winfried Brumma von der SPD
Jedem Deputierten steht pro Legislaturperiode ein Reiseetat von 1.000 Euro zu. Als letzte der 20 Bremer Deputationen hat sich nun die Kulturdeputation auf den Weg gemacht, um in Wien nach Anregungen für die Bremer Politik zu suchen.
Herr Brumma, Sie sind aus Termingründen zurück, aber Ihre 13 KollegInnen sind noch in Wien. Was gab‘s zu lernen?
Winfried Brumma (SPD): Wir haben uns beispielsweise in der Theaterlandschaft umgesehen, die in einer gemeinsamen Holding zusammen gefasst ist. Das ermöglicht flexiblen Austausch, etwa bei den Bühnenarbeitern. Interessant sind auch die Jahresarbeitszeitkonten. Außerdem hat mich sehr beeindruckt, wie im Museumsquartier, das eine konsequente Kinder- und Jugendförderung betreibt, an einer gemeinsamen Marke für die 40 dort ansässigen Institutionen gearbeitet wird. Diese Förderung funktioniert ähnlich wie bei uns im Technologie-Park.
Um ihre letzte Reise nach Glasgow hätte Sie wegen der Beschaffenheit von Unterbringung und Transportmitteln kein Steuerzahler beneidet. Inhaltlich aber war der Strukturwandel mit Hilfe von „Kulturhauptstadt“ spannend. Warum jetzt Wien?
Glasgow hat als Hafenstadt in der Tat mehr Ähnlichkeiten mit Bremen als Wien, wo Kultur ohnehin im Mittelpunkt steht. Aber diesmal sollte ein deutschsprachiges Ziel mit ähnlicher föderaler Struktur angesteuert werden.
Was in Wien ist denn mit Bremen vergleichbar?
Zum Beispiel, dass Stadt- und Landesparlament zusammen fallen. Nicht vergleichbar ist die zwanzigprozentige Erhöhung des Kulturetats in den vergangenen vier Jahren. Wien ist wirtschaftliche Boom-Region.
Was lässt sich konkret auf Bremen übertragen?
Der Austausch von Produktionen, wie sie die Wiener Oper mit Städten wie Hamburg oder Stuttgart betreiben, könnte etwas für uns sein. Zumal daran auch Herr Frey aus Dresden beteiligt ist, der ja unser Generalintendant wird. Im Bereich Musical war auffällig, wie sehr auf Qualität, Vielfalt und Marketing gesetzt wird. Damit kriegen sie auch Leute, die sich eigentlich nicht für das Genre interessieren.
Warum haben Sie keinen Abstecher nach Linz gemacht? Dort wird immerhin mit Bremer Input Kulturhauptstadt vorbereitet.
Da gab es wohl Terminprobleme – so wurde uns das von der Behörde mitgeteilt.
Apropos Zeit: Ist es nicht ungünstig, eine fünftägige Reise in der Phase der Haushaltsaufstellung anzusetzen?
Das war schon lange geplant. Ich glaube, in Sachen Haushalt ist kein Schaden entstanden.
Interview: Henning Bleyl