2. Fußballbundesliga: Hertha ist wieder top
Mit dem 4:2-Erfolg gegen Fortuna Düsseldorf erobern die Berliner Platz 1 in der Tabelle zurück
Am Ende war ihm die Erleichterung anzumerken. "Wir hatten heute das Quäntchen Glück auf unserer Seite", beschrieb Markus Babbel ganz zutreffend Wohl und Wehe des Zweitligamatchs der Berliner gegen die auch diesmal starke Fortuna aus Düsseldorf. "Es freut mich für die Mannschaft, dass sie für den hohen Aufwand belohnt worden ist."
Es war ein wenig Understatement im Auftritt des Hertha-Coaches auf der Pressekonferenz nach dem Spiel am Sonntag. Immerhin hatte seine Mannschaft auf dem Rasen die Düsseldorfer 4:2 geschlagen. Mit dem zweiten Rückrundensieg sind die Berliner nach einer Abstinenzphase von 65 Tagen wieder da, wo sie auch nach Saisonende sein wollen - ganz oben.
Campinos Prophezeiung hatte sich also nicht erfüllt. Der Frontmann der Rockband Die Toten Hosen ist einerseits bekennender Fan von Fortuna Düsseldorf, andererseits ist er aber auch mit Babbel befreundet - und hatte den Herthanern vor dem Spiel großzügig einen Punkt gegönnt. Den hätte die Fortuna auch beinahe aus dem Olympiastadion mitgenommen. Die Düsseldorfer erzielten in der 21. Minute nicht nur die Führung durch Andreas Lambertz. Der Stürmer markierte in der 68. Minute auch den zwischenzeitlichen Ausgleich zum 2:2.
Beide Düsseldorfer Tore fielen in einer Drangphase der Berliner. Mitte der zweiten Halbzeit schien es gar, als wäre die Fortuna dem Siegtor näher als die Berliner Mannschaft. So kritisierte Babbel nach der Partei vor allem das Abwehrverhalten seiner Elf. "Mit dem Umschalten von der Offensive in die Defensive war ich nicht zufrieden. Da dachte manch einer, es wird schon nichts passieren."
Dabei begann die Hertha überaus stark. Bereits in der zweiten Minute hatten die Berliner ihre erste Chance. Nach einem Freistoß von Raffael grätschte Ramos in den Ball, verfehlte aber das Tor. Eine Minute später stand der Kolumbianer nach einem Zuspiel von Lasogga frei vor Torhüter Michael Melka, kam aber nicht mehr an den Ball. Den Berlinern war der unbedingte Wille anzumerken, das Spiel an sich zu reißen und schnell zu machen. Dabei eroberte Spielmacher Raffael auch wieder zahlreiche Bälle im Mittelfeld.
Vor allem mit der Moral seiner Mannschaft konnte Babbel zufrieden sein. Von der Führung der Düsseldorfer ließen sie sich kaum beeindrucken. Vielmehr erarbeiteten sich die Berliner in der Folge beinahe im Minutentakt Chancen. In der 25. Minute passt Rukavytsya auf den erneut starken Lasogga, Düsseldorfs Torhüter hielt. Bis zur 28. Minute konnten die Fortunen die Führung behaupten, dann wurden sie vom Glück verlassen. Nach einer Flanke von Rukavytsya köpfte Ramos zum 1:1. Es war das erste Tor des zuletzt glücklos und verunsichert agierenden Stürmers seit 770 Spielminuten.
Auch nach dem Ausgleich ließen die Herthaner nicht locker. Ein Distanzschuss von Raffael verfehlte in der 36. Minute nur knapp den Kasten von Melka. Die 36.162 Zuschauer, unter ihnen auch Cottbus-Trainer Claus-Dieter Wollitz, hatten beim pünktlichen Abpfiff in der 45. Minute eine abwechslungsreiche erste Halbzeit gesehen.
Nach der Pause setzte Hertha das hohe Tempo fort. Nach einer sehenswerten Kombination erzielte Nikita Rukavystya in der 51. Minute den verdienten Führungstreffer. Fast 60 Prozent Ballbesitz zeigte die Statistik zu dieser Zeit für die Berliner und 12:8 Torschüsse. Nach dem Siegtreffer erschallten sie wieder, die Rufe aus der Ostkurve: "Hej, hej, Spitzenreiter, Spitzenreiter." Seit Wochen waren sie nicht mehr zu hören gewesen.
Was nun folgte, war ein Schlagabtausch, bei dem Hertha das von Babbel beschworene Quäntchen Glück hatte. Acht Minuten nach dem Ausgleich zum 2:2 erzielte der erneut starke Pierre-Michel Lasogga die Führung zum 3:2. Nach einem Gestocher im Strafraum versenkte der 19-Jährige das Leder abgebrüht im Düsseldorfer Tor. Den Endstand von 4:2 markierte in der Nachspielzeit erneut Adrian Ramos mit einem sehenswerten Heber.
Hertha BSC steht nach dem 19. Spieltag nun zwei Punkte vor Verfolger Augsburg und fünf Punkte vor dem Tabellendritten MSV Duisburg. Für die Berliner können nun die Festwochen auf heimischem Rasen beginnen. In zwei Wochen kommt der FC Union ins bereits ausverkaufte Olympiastadion, zwei Wochen später Energie Cottbus. Bis dahin muss Markus Babbel an der Defensive der Berliner noch etwas arbeiten. Denn das Quäntchen Glück hat sein Team schließlich nicht immer.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Verfassungsklage von ARD und ZDF
Karlsruhe muss die unbeliebte Entscheidung treffen
Kanzlerkandidat-Debatte
In der SPD ist die Hölle los