19 Wohnungen durchsucht: Innenminister verbietet Kameradschaft
Die Gruppe soll am Brandanschlag auf das Zossener "Haus der Demokratie" beteiligt gewesen sein.
"Für einen nationalen Sozialismus", prangt auf der Homepage der Freien Kräfte Teltow-Fläming. "Sag' NEIN zu diesem System!" Seit Montagmorgen ist die Brandenburger Kameradschaft Geschichte. Begleitet von Hausdurchsuchungen verbot Innenminister Dietmar Woidke (SPD) die rechtsextreme Gruppe.
"Die Freien Kräfte Teltow Fläming propagierten einen völkischen Kollektivismus im Sinne des Nationalsozialismus des Dritten Reichs und machten die demokratische Staatsform verächtlich", sagte Woidke. Viele Mitglieder hätten Straftaten begangen, die in direktem Zusammenhang mit der Gruppenzugehörigkeit standen. Insgesamt seien 19 Wohnungen in Brandenburg und eine in Berlin durchsucht worden. Beschlagnahmt wurden Computer, Plakate, Schlagringe, Messer, Schlagstöcke, Hakenkreuz-Fahnen und die Gruppenkasse mit 700 Euro.
Laut Verfassungsschutz war die Kameradschaft seit 2006 aktiv, vor allem in Zossen, Blankenfelde-Mahlow und Ludwigsfelde. Die etwa 50 Mitglieder pflegten schwarz gekleidete Auftritte im Stil der Autonomen Nationalisten, trafen sich zu Demos, Kundgebungen und Feiern. Dabei suchte die Gruppe laut der Behörde "die direkte Konfrontation mit politischen Gegnern". So wurde ein Gedenken für Opfer des Nationalsozialismus gezielt gestört.
Die Kameradschaft wird auch mit einem Brandanschlag auf das Zossener "Haus der Demokratie" in Verbindung gebracht, das im Januar 2010 vollständig niederbrannte. Ein 24-jähriges Gruppenmitglied muss sich demnächst wegen Anstiftung zu der Tat vor Gericht verantworten. Jörg Wanke, Sprecher der Initiative "Zossen zeigt Gesicht", nannte das Verbot einen "Erfolg der Zivilgesellschaft".
Seit 1995 wurden in Brandenburg sechs Neonazi-Kameradschaften verboten, zuletzt 2006 der "Schutzbund Deutschland". Die Kameradschaft Märkisch Oder Barnim" kam im Juli 2010 mit ihrer Selbstauflösung einem Verbot zuvor.
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