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15 Jahre Familienplanungszentrum

■ Seit 1982 sind Frauen, Männer und Jugendliche in Fragen der Sexualität bei Pro Familia in Altona bestens beraten

Geht es um Schwangerschaftsabbrüche, so gilt Hamburg vielen Frauen im ganzen Bundesgebiet als gute Adresse. Zu diesem Ruf haben nicht zuletzt die elf Mitarbeiterinnen des Familienplanungszentrums (FPZ) in Altona beigetragen. Jährlich stehen sie einem Ansturm von rund 10.000 Ratsuchenden gegenüber. Grund genug, ihnen zu gratulieren, immerhin feiert das FPZ heute seinen 15. Geburtstag. Seit 1982 berät die gemeinsame Einrichtung von Pro Familia und der Arbeiterwohlfahrt Frauen, Männer und Jugendliche in Fragen der Empfängnisregelung, Sexualität und Schwangerschaft sowie bei der Geburtsvorbereitung.

Im Rahmen der sexualpädagogischen Arbeit schauen wöchentlich mehrere Jugendgruppen vorbei und geben sich als vermeintlich alte Hasen im Gebrauch von Verhüterlis aus. Doch gerade der Bereich Prävention bereitete den Psychologinnen, Krankenschwestern und Ärztinnen vom FPZ arge Schwierigkeiten: Die Gesundheitsbehörde wollte die Stelle der Sexualpädagogin streichen, obwohl Aufklärung im Schwangerschaftskonfliktgesetz vorgeschrieben wird. Mit Hängen und Würgen konnte eine Finanzierung auf die Beine gestellt werden, die größtenteils aus eingesparten Eigenmitteln erfolgt. „Jetzt können wir die Arbeit trotz der vielen Anfragen nur eingeschränkt fortsetzen“, seufzt Gründungsfrau Elfie Mayer, die die bundesweit rückläufigen Abtreibungszahlen nicht zuletzt auf eine verbesserte Aufklärungsarbeit zurückführt.

„Ein Abbruch ist nicht nur ein medizinisches Problem, sondern erfordert das Eingehen auf vielfältige Ängste, komplizierte Geheimhaltungswünsche und organisatorische Schwierigkeiten“, erklärt Elsbeth Meyer vom FPZ. Spielte neben der psychosozialen Situation der Schwangeren noch vor zwei Jahren die Wohnungsnot eine große Rolle, ist es heute oft die Angst um den Arbeitsplatzverlust, weiß die Psychologin. Von zwölf auf 33 Prozent sprunghaft angestiegen ist auch der Anteil der Migrantinnen unter den Ratsuchenden. „Wir können das kaum noch bewältigen“, sagt Meyer. Immerhin kämen die Frauen aus 86 verschiedenen Nationen. „Ehrlich gesagt, sind wir da am Ende der Fahnenstange angekommen.“ Lisa Schönemann

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