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100.000 FriedensaktivistInnen nach Bosnien!

■ betr.: "100.000 Blauhelme nach Bosnien?", taz vom 13.5.93

betr.: „100.000 Blauhelme nach Bosnien?“, taz vom 13.5.93

Von „abstrakten pazifistischen Positionen“ halte ich genausowenig wie das HSFK. Ich bin vielmehr der Meinung, daß in Jugoslawien eingegriffen werden muß – allerdings ohne Waffen und Blauhelme.

Wie wäre es denn, wenn die internationale Friedensbewegung statt 100.000 Mann unter Blauhelmen 100.000 Männer und Frauen nach Jugoslawien schicken würde, die durch ihre Anwesenheit einen gewissen Schutz bieten würden? Hier wäre es insbesondere wichtig, Menschen aus der russischen Friedensbewegung in dieses Projekt einzubinden. Die Friedensforscher vom HSFK stellen richtig fest, daß ein serbischer Angriff auf Russen wenig wahrscheinlich wäre.

Vorbilder für diese Art von Intervention gibt es. So zum Beispiel organisierte die US-amerikanische Friedensbewegung die Aktion „Witness for peace“. Im Rahmen dieser Aktion begaben sich US- BürgerInnen bewußt in die von den Contras beschossenen Gebiete Nicaraguas, weil die Erfahrung gemacht worden war, daß Contras nicht auf US-AmerikanerInnen schießen. [...]

Sicherlich gelingt es der internationalen Friedensbewegung zur Zeit nicht, 100.000 Menschen für so ein Projekt zu gewinnen. So ein Projekt käme nicht zustande, weil dies für die Freiwilligen den sicheren Verlust von Beruf und Gehalt bedeuten würde. Doch was wäre, wenn die Europäische Gemeinschaft in Zusammenarbeit mit der russischen Regierung 100.000 Soldaten von der Lohnliste nähme und statt dessen 100.000 Menschen einen Friedensdienst finanzierte?

Und wenn zusätzlich noch etwas abgerüstet würde, ließen sich diese freiwerdenden Mittel verwenden, um alle in Jugoslawien kämpfenden Soldaten zur Desertion aufzurufen, ihnen endlich eine visafreie Einreise zu ermöglichen und ein angenehmes Leben in West- oder Osteuropa bis zum Ende des Krieges zu garantieren.

Ich plädiere dafür, daß der offizielle Empfang der in Deutschland lebenden jugoslawischen Deserteure beim Bundespräsidenten so aufwendig wie möglich gestaltet wird. Bernhard Clasen,

Mönchengladbach

betr.: „Schutzzonen statt Bomben“, taz vom 14.5.93

1. Die Hessische Stiftung sollte besser „Friedensvermeidungs- und Konfliktausweitungsforschung“ heißen, und ich rechne fest damit, daß sich P. Schlotter und H.-J. Schmidt bald freiwillig an die bosnische Front melden – man muß auch persönliche Konsequenzen ziehen! Oder?

2. Richtig mag der Satz sein: „Wer in dem Krieg um Bosnien politisch wie militärisch etwas bewirken will, kommt um den Einsatz von Bodentruppen nicht herum.“ Aber: Die Mehrzahl der Deutschen will dort nichts bewirken, und der interventionistischen Minderheit sollte dieser – freilich für die Rüstungsindustrie und Kohl- Kinkels Großmachtambitionen mißliche – Standpunkt nachdrücklich klargemacht werden!

Übrigens brauchen wir – was diese Hessen noch nicht bemerkt haben – auch jede Mark woanders, und auf neue Heldenfriedhöfe (auch mit Blauhelmen) verzichten wir ebenfalls gern.

3. Genschers Unverfrorenheit hat diesen Konflikt entflammt und zum „internationalen“ gemacht; ausgerechnet wir sollten nun die besten „Löschstrategien“ vorlegen? Das ist für das verwüstete Jugoslawien wirklich ein Hohn! So wie in Gorski Kotar (Seite 9 der Ausgabe) war es schließlich früher überall – „vor Genscher“! Volker Wirth, Ostberlin

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