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100 Tage Kunst

Sie wurde 1958 gegründet, um Deutschland mit einem Großereignis auch kulturell stärker an den Westen zu binden. Die documenta propagierte eine „Abstraktion als Weltsprache“ und musste sich doch den Veränderungen beugen, die die Kunst selbst hervorbrachte. So warf 1972 etwa Harald Szeemann als Leiter der documenta 5 die Trennung zwischen hoher Kunst, Comics und Popkultur über Bord, um aus dem Alltag ein einziges „Museum der Obsessionen“ zu machen. Seitdem wird jede neue documenta als Seismograf genommen für das, was sich im weiten Feld der Kultur ereignet. Vor fünf Jahren sorgte die französische Ausstellungs-macherin Catherine David für Aufruhr, weil sie das Spektakel mit kühler Konzeptkunst zu einer Leseübung in Sachen Poststrukturalismus und Cultural Studies umwidmete. Jetzt hat Okwui Enwezor die Auseinandersetzung um Kunst und Politik noch weiter vorangetrieben: Seine Documenta11 ist daran interessiert, wie sich die verschiedenen Kulturen aufgrund der globalen Entwicklungen zueinander verhalten. Das Publikum wird sich an Enwezors kritischem Konzept angesichts des 11. September und der immer stärkeren Differenzen zwischen den Kulturen nicht stören: Auch 1997 kamen 631.000 Besucher nach Kassel – trotz spärlicher Bilder und viel Theorie. Gegenüber Davids Skepsis vor zu viel Kunst gibt es diesmal allerdings ein ausuferndes Archiv zu sehen. Schließlich sucht Enwezor die Verantwortung nicht nur beim Bild, sondern auch beim Betrachter.

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