Schon am frühen Nachmittag ist auf dem Myfest in Kreuzberg kein Durchkommen mehr. Die Polizei bereitet sich auf die angekündigten Demos vor.
Same procedure as every year: volles Myfest in Kreuzberg
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Berlindpa/taz | Nach einer friedlichen Walpurgisnacht haben in Berlin am Montag zunächst Tausende entspannt den 1. Mai gefeiert. Bereits am frühen Nachmittag war das traditionelle Straßenfest „Myfest“ in Kreuzberg so voll, dass auf der Oranienstraße fast kein Durchkommen mehr möglich war. Familien feierten bei angenehmem Frühlingswetter mit Anwohnern und Touristen. Grillduft lag in der Luft. Die Mülleimer quollen schon am Mittag über, auch wegen vieler weggeworfener Plastikbecher. Erwartet werden über den Tag hinweg Zehntausende Besucher.
Die Polizei will mit bis zu 5.400 Einsatzkräften für einen sicheren 1. Mai in der Hauptstadt sorgen. Erstmals wurde die „Revolutionäre 1. Mai Demonstration“ linker und linksextremer Gruppen nicht angemeldet. Die Demonstranten wollen um 18 Uhr vom Oranienplatz durch das „Myfest“ nach Neukölln ziehen.
1. Mai in Berlin-Kreuzberg
Würde man einen extraterrestrischen Beobachter ausgerechnet am 1. Mai zur Kreuzberger Oranienstraße schicken – er würde wahrscheinlich diese Welt nicht einmal ansatzweise verstehen.
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Warum stehen vor den Läden links und rechts die letzten „Ureinwohner“ dieses Quartiers, die sich vor über einem halben Jahrhundert aus der Türkei auf den Weg machten, um hier ein besseres Leben zu finden?
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Warum drängen sich hier Menschen aus allen Kulturen dieses Erdballs durch die Häuserschluchten, unterhalten sich über die gestrige Nacht, über die Qualität des Drinks, den sie gerade in der Hand halten und die schicke Eigentumswohnung, die sich gerade eine Freundin ums Eck gekauft hat?
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Warum verkaufen sie den Menschen mit den Drinks und den Eigentumswohnungen Essen zu kleinen Preisen, von dem nur diese glauben, es sei typisch für die Region, aus der sie stammen?
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Es ist das 15. Myfest in Kreuzberg an diesem im Vergleich zu den Vortagen ungewohnt sonnigen und warmen 1. Mai.
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Schon am späten Mittag ist es ziemlich voll auf der Oranienstraße und dem Mariannenplatz, dass man meint, die Loveparade sei reanimiert worden, wenn auch am völlig falschen Ort und zum völlig falschen Zeitpunkt natürlich.
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Die Idee, eine Gegend mit Brot und Spielen zu überziehen, um den sonst traditionellen Ausschreitungen am 1. Mai in diesem Gebiet entgegenzuwirken: Sie funktioniert noch immer, wenn es auch nach ersten Einschätzungen langjähriger Besucher weniger voll ist als in den Vorjahren.
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Wer gern seine Vorurteile gegenüber jungen Familien pflegt, wie sie sich etwa in Prenzlauer Berg ballen, der kann auch hier auf seine Kosten kommen.
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Es ist ein Volksfest, auf dem es um Essen geht und um Trinken, um Sehen und Gesehenwerden.
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Die Menschen schieben durch die Wiener Straße, denn die eigentliche Party findet hier im Görlitzer Park statt.
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Nicht nur die Dealer im Park machen ein gutes Geschäft.
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Vieles ist wie immer auf dem Myfest, und nicht alles ist unsympathisch.
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Um 17.15 Uhr zählt die Polizei in Kreuzberg 168.000 Festbesucher – inbegriffen die, die sich um Umfeld des Myfestes tummeln.
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Bis zum nächsten Jahr. Textauszug: Susanne Messmer/Plutonia Plarre
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Die Polizei hatte angekündigt, den linksradikalen Aufzug trotz der verweigerten Anmeldung zu tolerieren. Es wird damit gerechnet, dass es 30 Jahre nach den ersten heftigen Krawallen an dem Feiertag in Kreuzberg nicht gänzlich friedlich bleibt und es wieder zu Angriffen von Linksautonomen auf Polizisten kommt. Die Gewaltausbrüche haben in den Vorjahren aber abgenommen.
Innensenator Andreas Geisel (SPD) hatte im Vorfeld angekündigt: „Wir setzen auch in diesem Jahr wieder auf die bewährte Doppelstrategie: Kommunikation so lange es friedlich bleibt und hartes Durchgreifen gegen Gewalttäter.“ Es könne aber nicht von einer völligen Befriedung des 1. Mai ausgegangen werden, sagte der Senator. Auch 2016 gab es kurzzeitig heftige Angriffe auf Polizisten, mehr als 50 Beamte wurden verletzt.
Same procedure as every year: Es wird gegrillt
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Auch die Möglichkeit eines terroristischen Anschlags in der Menge hat die Polizei im Blick. In Kreuzberg gilt nun neben dem allgemeinen Fahrverbot für große Lastwagen an Feiertagen rund um das „Myfest“ ein Verbot für kleinere Laster. Innerhalb des Sperrkreises gibt es noch eine rote Zone mit verschärften Kontrollen. Das Fest selbst ist für Autos gesperrt.
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Die Organisatoren der 18-Uhr-Demo wollen an einigen neuralgischen Orten vorbeiziehen wie dem „Görli“ und dem Google-Campus. Welche genau, bleibt aber offen.
Auch der „Görli“ wird am 1. Mai in Kreuzberg ganz offiziell zum Partygebiet: mit Einlasskontrolle und zwei Bühnen. Doch ein Gesamtkonzept fürs Myfest fehlt.
"Bereits am frühen Nachmittag war das traditionelle Straßenfest „Myfest“ in Kreuzberg so voll, dass auf der Oranienstraße fast kein Durchkommen mehr möglich war."
Haha, Myfest ist also ein traditionelles Straßenfest in Kreuzberg, wieder was gelernt.
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