piwik no script img

+++ Samstag-Ticker Castor-Transport +++Zehntausende gegen Atomkraft

Während der Castor weiter Richtung Dannenberg rollt, haben am Samstag zehntausende Menschen im Wendland auf einer zentralen Demo gegen die Atomkraft protestiert.

Der Castor rollt, die Gegner sind längst bereit. Die Auftaktdemo in Dannenberg am Samstag war die größte Demonstration aller Zeiten im Wendland Bild: reuters

16.35 Uhr: Die Großdemo bei Dannenberg geht zu Ende

In Dannenberg wird von der Bühne aus das Ende der zentralen Kundgebung verkündet und mit den Worten geschlossen: "Wir haben heute gezeigt, dass die Mehrheit einen Wechsel will. Wir sehen uns morgen, der Castor kommt nicht durch Gorleben!". Der Himmel färbt sich abendlich, ein Helikopter schwebt am rosa Himmel. Die meisten Menschen machen sich auf den Rückweg, einige Feuer werden zum Wärmen am Rand der Wiese angezündet. (taz)

16.25 Uhr: Aktivisten hängen dem Zug im Weg

An der Kinzigbrücke in der Nähe von Kehl haben sich Greenpeace-Aktivisten über die Schienen der neuen Castor-Route abgeseilt. Sie wollen auf diese Weise ein Druchkommen des Castor-Zugs verhindern, der die Strecke bei der Weiterfahrt nach Gorleben passieren muss. Einem Sprecher der Umweltorganisation zufolge haben die bereits angerückten Polizeieinheiten bislang noch keinen Versuch unternommen, die Kletterer zu entfernen. (taz)

16.15 Uhr: Erste Treckerblockade ist bereit

Auf einer Straße in Splietau blockieren eng miteinander verkeilt 160 Traktoren die südliche Transportstrecke. Etliche stehen auch noch davor und dahinter, man kommt selbst zu Fuß nur schwer durch. Ein Bauer sagt gegenüber der taz, man würde nicht sobald den Platz verlassen.

Der Greenpeace-Vorsitzende Kumi Naidoo sagt bei einem Besuch der Treckerblockade bei Splietau gegenüber der taz, dass er so eine kreative und generationenübergreifende Massenbewegung in einer so abgelegenen Region noch niemals zuvor gesehen habe. Dies sei einmalig. (taz)

16.00 Uhr: Demonstranten verteilen sich

Die zentrale Kundgebung in Dannenberg löst sich langsam auf. Das Bühnenprogramm geht jedoch weiter. Ein Teil der KundgebungsteilnehmerInnen macht sich auf den Weg zur Treckerblockade in Splietau, wo immer noch 150 Traktoren auf der Straße stehen. Andere Menschen sammeln sich in der Nähe der unterhöhlten Straße oder machen sich auf den Rückweg nach Dannenberg. (taz)

15.45 Uhr: Polizei zieht sich zurück

In Dannenberg zieht sich die überforderte Hundertschaft der Polizei nun von der Kundgebung zurück. Sie wird mittlerweile vom schwarzen Block verfolgt. Einige dutzend der schwarz gekleideten DemonstrantInnen haben sich nun vollständig maskiert. Es fliegen Plastikflaschen und Gegenstände. (taz)

15.35 Uhr: Polizei umstellt unterhöhlte Straße

In Dannenberg manövrieren sich eine Hundertschaft der Polizei durch die umherstehenden DemonstrantInnen und sichert die unterhöhlte Straße. Sie werden von Pfeifkonzerten begleitet. Die Demonstranten beschimpfen sie heftigst und versuchen die Polizeihundertschaft zu umkesseln. Sie wirkt verlassen und orientierungslos. Es kommt zu ersten Handgreiflichkeiten. (taz)

15.10 Uhr: Lage in Dannenberg beruhigt sich

Nach Tränengaseinsatz am Rande der Großdemo hat sich die Stimmung nun beruhigt. Die Polizei hat das von den 300 schwarzgekleideten, zum Teil vermummten DemonstrantInnen gegrabene Loch umstellt, die DemonstrantInnen warten ab.

Der niedersächsische Verfassungsschutz rechnet damit, dass sich unter den Kundgebungsteilnehmern eine vierstellige Zahl von Demonstranten befindet, die nicht vor Straftaten zurückschrecken. "Wir gehen davon aus, dass einige Hundert gewaltbereite Autonome die Castor-Proteste für ihre Zwecke missbrauchen wollen", zitiert am Samstag die Neue Osnabrücker Zeitung den Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Werner Wargel.

15.00 Uhr: Gleisblockade in Berg ist zu Ende

In Berg/Pfalz haben Polizisten inzwischen alle Gleisblockierer von den Schienen entfernt. Laut Polizei soll es dabei zu keinen Zwischenfällen gekommen sein, festgenommen wurde niemand. Die Strecke ist nun wieder befahrbar. Der Castorzug ist jedoch über Straßburg umgeleitet worden und ist bereits in Deutschland.

Die Polizei ist deshalb schon massenweise abgerückt. Auch die Gleisblockierer sind größtenteils schon auf dem Nachhauseweg. Die Stimmung unter ihnen ist gut, viele sind zufrieden, dass man Flagge gezeigt hat. Laut Veranstaltern sind zu der Blockade insgesamt rund 2000 Teilnehmer gekommen, die meisten davon haben die Gleise auch tatsächlich blockiert. (taz)

14.55 Uhr: Polizei setzt Tränengas ein

Am Rande der Großdemo in Danneberg sammeln sich etwa 300 größtenteils schwarz gekleidete DemonstrantInnen in Richtung Splietau. Im Inneren der Gruppe versuchen einige, die Straße zu unterhöhlen. Das Loch ist schnell etwa 3 Meter groß.

Die Polizei stürmt auf die Gruppe los, versucht Leute zu verhaften. Es wird Tränengas eingesetzt, Plastikflaschen fliegen. Das Loch ist dennoch bereits auf einer Länge von 10 Metern und in einer Tiefe von 2 Metern unterhöhlt. Die Polizei drängt die Leute ab.

Es fliegen Feuerwerkskörper, Kartoffeln und einzelne Steine in Richtung der Polizei. Bei an der Aktion Nichtbeteiligten stösst die Situation auf Unbehagen, da es sich am Rand der Kundgebung abspielt, wo auch viele Kinder unterwegs sind. (taz)

14.45 Uhr: Bela B. kommt nach Dannenberg

Nebensachen vom Kundgebungsplatz: Bela B. und Rocko Schamoni begrüßen die Menge mit "Hallo Stuttgart!". In der Mitte des Kundgebungsplatzes steht ein vier Meter hohes gelbes Klo - ein Atomklo. Auf diesem sitzt eine Angela-Merkel-Figur, ein Schild weist darauf hin: "Angela Merkel sorgt für Beschiss und die Asse spült es weg". Ein Hinweis auf das abgesoffene Atommüllendlager in Niedersachsen. (taz)

14.40 Uhr: Demonstranten sollen blockieren

Luise Neumann-Cosel von "X-tausendmal quer" sagt, sie hatte Angst, dass die Laufzeitverlängerungen die Leute entmutigen würde - dass man sozusagen sowieso nichts mehr machen könne. Sie steht zum ersten Mal auf so einer großen Bühne und ist von den Menschenmassen beeindruckt: "Liebe Regierende in Berlin, seid Ihr sicher, dass Ihr nicht doch abschalten wollt?" Jubel. "Gegen diese Lebendigkeit seid ihr machtlos".

Sie motiviert die Demonstranten, sich an den Blockaden zu beteiligen: "Wir brauchen Euch morgen, und zwar ganz konkret: morgen, am Montag und am Dienstag. Wir stellen uns jetzt quer, da machen wir die Straßen dicht, da machen wir die Schienen dicht, da machen wir das ganze Wendland dicht. Damit kommt ihr nicht durch." (taz)

14.35 Uhr: Röttgen verteidigt Castortransporte

Die Agentur dpa meldet, dass Bundesumweltminister Norbert Röttgen die Castortransporte mit Atommüll erneut als alternativlos verteidigt hat. Wenn man Kernenergie nutze, müsse der Müll entsorgt werden, sagte Röttgen am Samstag bei einem Parteitag der nordrhein-westfälischen CDU in Bonn: "Darum ist es verantwortungslos, dagegen zu demonstrieren." Das Grundrecht auf Demonstration umfasse außerdem auch kein Recht auf Gewalt, betonte der Minister.

Röttgen warf außerdem SPD und Grünen Inkonsequenz vor. Die rot-grüne Bundesregierung habe beschlossen, die Kernkraft in Deutschland noch 20 Jahre zu nutzen und auch Castortransporte genehmigt. Der damalige Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) habe der Kernenergiewirtschaft dagegen "als Preis" für den Ausstieg zugesagt, dass es bis dahin keine strengeren Sicherheitsauflagen geben werde: "Die Anderen haben die Sicherheit verdealt und das werden wir der Bevölkerung sagen." (dpa)

14.30 Uhr: "Wir haben den Glauben an die Politiker verloren"

Barbara Rudeck von der BI spricht und beklagt die Repression, der der Protest erneut ausgesetzt ist: "Der Castor kommt, die Demokratie geht". Sie betont erneut, dass Gorleben nie nach wissenschaftlichen, sondern nur nach politischen Kriterien ausgewählt wurde: "Wir haben den Glauben an die Politiker verloren, denn sie machen keine Politik für Menschen, sondern für Konzerne." Das Feld der Kundgebung füllt sich weiter. (taz)

14.25 Uhr: Schotterer widersprechen Grünen-Chefin

Die Aktivisten der Kampagne „Castor? Schottern!“ weisen Behauptungen von Grünen-Vorsitzende Claudia Roth zurück, die am Freitag in der Frankfurter Rundschau erklärt hatte, ihre Partei unterstütze das Schottern nicht, weil sie nicht wollten „dass jemand gefährdet wird.“

Ein Sprecher betont: „Die Aktion „Castor? Schottern!“ wird niemanden angreifen und niemanden gefährden. Wir werden große, nicht zu übersehende Löcher in den Teil der Bahnstrecke machen, die an diesem Tag allein dem Castortransport vorbehalten ist."

14.10 Uhr: Trittin bricht Fernsehinterview ab

In Splietau spricht Ex-Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) am Rande der Kundgebung mit Demonstranten - und fühlt sich merklich wohl: Er sei heute morgen schon Trecker gefahren. "Und ein Bauer hat mir ein Bier ausgegeben", sagt er der taz.

Doch nicht alle empfangen ihn willkommen. Bei einem Fernsehinterview live auf n-tv einige Minuten später rufen ihm Demonstranten lautstark "Kriegstreiber" zu und "Hau ab". Sie machen ihn verantwortlich dafür, dass der Atomkonsens von Rot-Grün keinen echten Ausstieg bewirkt hat. Plötzlich verlässt Trittin ruckartig den Live-Reporter und stürmt auf die Männer zu: "Dass ich bei den Bauern willkommen empfangen werde, ist mir wichtiger als Deine Meinung." (taz)

14.00 Uhr: Demonstranten verteilen Südfrüchte

Bei der Großdemo in Dannenberg schreien Teilnehmer "Geld für die Konzerne, Bananen fürs Volk" und verteilen Südfrüchte in der Menge. Auf der Bühne spielen Didgeridoos, über dem Gelände kreisen Hubschrauber.

Kerstin Rudeck von der Bürgerinitiative sagte bei der Kundgebung: "Wir sind all die Jahre belogen und betrogen worden. Wir haben den Glauben an die Regierung verloren." Zuvor kritisierte Amelie Buntenbach von DGB-Bundesvorstand die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke: "Firmenbossde diktieren die Politik, mit diesen vordemokratischen Zuständen dürfen wir uns nicht abfinden." Greenpeace-Chef Kumi Naidoo lobte den friedlichen Protest und warnte vor "Tschernobyls auf Rädern". (taz)

13.55 Uhr: Castorzug erreicht Deutschland

Die Agentur afp meldet, dass der Castorzug gegen 13.50 Uhr die Rheinbrücke zwischen dem französischen Straßburg und dem deutschen Grenzort Kehl in Baden-Württemberg überquert hat. Der Transport wurde wegen der massiven Gleisblockade im deutsch-französischen Grenzgebiet in Rheinland-Pfalz zu einer Änderung der ursprünglich geplanten Fahrtroute gezwungen. (afp)

13.50 Uhr: Polizei räumt Gleisblockade

Nach der fünften Aufforderung die Blockade zu beenden, hat die Polizei nun begonnen, die Gleisblockierer bei Berg/Pfalz abzuräumen. Je zwei Beamte tragen einen Blockierer hinter die Absperrungen, nehmen Personalien und Fotos auf; danach dürfen sie gehen. Falls sie zurückkommen, werden sie vorläufig festgenommen. Die Stimmung ist entspannt. Die weggetragenen Blockierer berichten einstimmig, die Polizisten "sehr sanft" mit ihnen umgegangen seien.

13:40 Uhr: Aktivisten ketten sich an die Gleise

Zwei Greenpeace-Aktivisten haben sich am Samstagvormittag am deutsch-französischen Grenzübergang bei Lauterbourg an den Gleisen verankert, auf denen der Castor-Transport nach Gorleben rollt. Unterstützt wurden sie von weiteren Aktivisten der Umweltschutzorganisation, die ein Banner mit der Aufschrift „Atommüll zurück ins AKW Phillipsburg“ präsentieren.

13.25 Uhr: 45 Kilometer Anfahrtsstau

Auf der B191 und der B216 staut sich der Verkehr im Moment bis Uelzen beziehungsweise bis Lüneburg. Also insgesamt bis zu 45 Kilometer. Ein Polizeisprecher spricht von chaotischen Verkehrsverhältnissen. Was erklären würde, warum viele DemonstrationsteilnehmerInnen immer noch nicht da sind. (taz)

13.20 Uhr: Schweigeminute für Hermann Scheer

Die Teilnehmer der Kundgebung in Dannenberg legen eine Schweigeminute für Hermann Scheer ein. Der SPD-Poltiker und Vorkämpfer für erneuerbare Energien ist am 14. Oktober gestorben. Österreichische Atom-Kraft-GegnerInnen aus Wien sprechen ein Grußwort. (taz)

13.15 Uhr: Roth nennt Gorleben "illegalen Schwarzbau"

Die Agentur dapd meldet, dass Spitzenpolitiker der Grünen die Atompolitik der Regierung am Rande der Großdemonstration in Dannenberg erneut scharf kritisiert haben. Es sei "zynisch und eine Provokation der Bevölkerung, dass die Laufzeiten für die Atomkraftwerke weiter verlängert werden und das Endlager Gorleben weiter gebaut wird", sagte Parteichefin Claudia Roth am Samstag in Splietau im Kreis Lüchow-Dannenberg.

"Gorleben ist ein illegaler Schwarzbau", sagte Roth. Sie forderte einen Neuanfang bei der Endlagersuche. Dabei müsse Gorleben außen vor bleiben. "Gorleben ist politisch verbrannt", erklärte Roth. Ähnlich äußerten sich Co-Parteichef Cem Özdemir und der Fraktionsvorsitzende Jürgen Trittin. Die Grünen-Politiker sowie andere Prominente kamen am Mittag auf Traktoren der Bäuerlichen Notgemeinschaft zur Kundgebung. (dapd)

13.05 Uhr: Merkel kritisiert Anti-Atom-Demo

Die Agentur dpa meldet, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die "Auswüchse" bei Demonstrationen gegen Castor-Transporte nach Gorleben kritisiert. "Was so harmlos daherkommt, Entschottern, das ist keine friedliche Demonstration, sondern ein Straftatbestand", sagte Merkel am Samstag in Bonn beim Landesparteitag der nordrhein-westfälischen CDU. Zugleich kritisierte sie SPD und Grüne: Die früheren Regierungsparteien hätten jahrelang nicht an der Erkundung eines Endlagers für Abfälle aus Kernkraftwerken gearbeitet. Unter sozialdemokratischen Regierungen seien zudem Bauentscheidungen für Kernkraftwerke getroffen worden. (dpa)

13.00 Uhr: Mobiles Internet in Dannenberg überlastet

Auf die Sekunde genau um 13 Uhr geht der Himmel über Dannenberg auf und die Sonne strahlt über dem Kundgebungsplatz. Die Fahnen der Demonstranten leuchten in strahlendem Gelb. Es ist noch viel Platz auf dem Acker, obwohl schon Tausende da sind. Der Verkehr um Dannenberg ist genauso überlastet wie das mobile Internet, das im Moment nicht mehr benutzbar. (taz)

12.45 Uhr: Gleisblockade bei Berg eingekesselt

Die Gleisblockierer haben durchgezählt: Demnach sitzen im Moment 1.267 Aktivisten auf der Bahnstrecke und verhindern ein Durchkommen des Castorzugs. Sie sind mittlerweile von gut hundert Polizeifahrzeugen eingekesselt. In der Luft kreisen zwei Hubschrauber. Die Blockierer wurden bislang zweimal aufgefordert, die Gleise zu räumen. Die Polizei teilt mit, sie wolle auf Deeskalation auf setzen.

Die Aktivisten von der Gruppe "Südblockade" glauben derweil, dass der Castor nicht bei Berg, sondern bei Straßburg-Kehl die Grenze überqueren wird. Kurz vor Straßburg hat die französische Polizei bereits den Zug verlassen, und die Lokomotiven gewechselt. So früh im Verlauf eines Castortransports haben die Aktivisten das noch nicht beobachtet. (taz)

12.30 Uhr: Der Kundgebungsort füllt sich

Vom Busparkplatz in Lüggau strömen Menschenmassen zum Kundgebungsacker in Dannenberg. "Das wird alles übertreffen, was bisher da war", sagt eine Wendländerin. Das Bühnenprogramm beginnt mit den Schrotttrommlern aus Lüneburg. Prompt strömen die Menschen auf den Acker, einige tausend sind bereits zu sehen. Auf dem Feld herrscht Festivalstimmung. Noch ist der Boden trittfest, doch bei Regen dürfte sich das schnell ändern. Immer noch rollen Traktoren ein, bislang sind es über 600. Allmählich formieren sich Demozüge. Eine Gruppe Polizisten outet sich als Atomkraftgegner. (taz)

12.20 Uhr: Gleisblockade in Berg

Der Demozug aus knapp 2.000 Leuten hat sich inzwischen aufgeteilt: Als die Route über einen Bahnübergang 200 Meter vor dem Bahnhof in Berg führte, drehte etwa die Hälfte der Demonstranten auf die Gleise und marschiert nun dem Castor entgegen, der aus Frankreich hier vorbeikommen soll. Der Rest ist am Bahnübergang zurückgeblieben und wurde von der Polizei eingekesselt. Neben dem Bahngleis fährt hier im Moment ein Polizeifahrzeug nach dem nächsten die Strecke Richtung Frankreich entlang – den Demonstranten hinterher.

12.10 Uhr: Landet der Protest im Stau?

Bereits seit Mitternacht sind die 400 Busse unterwegs aus ganz Deutschland, die sich zur Großdemo bei den Veranstaltern angemeldet haben. Weil das Straßennetz im ehemaligen Zonenrandgebiet auf derartige Anstürme nicht ausgerichtet ist, wird es im Moment eng auf den Straßen.

Die Busse werden auf verschiedenen Sammelplätzen drei bis vier Kilometer vor dem Ort erwartet. Von dort sollen die DemonstrantInnen dann sternförmig zur Kundgebung laufen. Doch Warten ist programmiert. "Wir werden heute riesige Autoketten gegen Atomkraft auf den Straßen in der Region erleben", vermutet Jochen Stay von der Initiative "ausgestrahlt". "Ich gehe davon aus, dass gar nicht alle die Demonstration erreichen werden."

11.55 Uhr: Feuerwehr stellt sich "vor dem Castor quer"

Splietau: Zahlreiche, teils witzige Stände auf dem Kundgebungsplatz. Neben Initiativen, Umweltgruppen, Parteien und "StromweXelstuben" ist dort auch die Feuerwehr vertreten: "Aus Priesseck kommt die Feuerwehr und stellt sich vor dem Castor quer." Die Piratenpartei hat ein Segelboot mitgebracht. Eine Installationskünstlerin aus dem Wendland hat in fünfwöchiger Arbeit eine Kuscheltier-Demo zusammengestellt, die ebenfalls auf dem Demogelände zu sehen ist.

11.40 Uhr: Ein wenig Politprominenz in Dannenberg

Auch ein wenig Politprominenz will mitdemonstrieren: Im Wendland haben sich auch Gregor Gysi, Claudia Roth und Cem Özdemir zur Großdemo eingefunden (siehe unten). Gysi spricht sich gegenüber der Agentur dpa für eine bundesweite Endlagersuche aus: "Warum schauen wir nicht mal in Bayern?"

11.30 Uhr: Durch Dannenberg strömen Demonstranten

Zwei Stunden vor der Großdemonstration bildet sich in der Innenstadt von Dannenberg ein steter Menschenstrom. Nach dem richtigen Weg zur Kundgebung muss hier niemand mehr fragen. Die meisten sind mit den Bus gekommen. Es werden von den Veranstaltern rund 400 Busse erwartet.

11.20 Uhr: Castor-Zug soll Zeit aufgeholt haben

Der Castorzug soll schon 12.30 Uhr an der Grenze zu Deutschland sein. Er hätte Zeit aufgeholt, sagen die Demo-Organisatoren in Berg.

11.15 Uhr: Feuertonnen und heißer Kaffee

Im Camp Hitzacker steigt die Stimmung. Der Regen hat endlich aufgehört. Die großen Wasserpfützen werden mit Wassergräben entwässert. Es gibt Feuertonnen und heißen Kaffee, um die Kälte der Nacht zu vertreiben. Das Camp ist gut gefüllt, es gibt aber noch Platz für weitere Zelte. Die meisten machen sich jetzt auf dem Weg zur Demo in Dannenberg.

11.10 Uhr: Trekker rollen auf Dannenberg zu

In Klein Gusborn sind die Trekker zur Demo gestartet. Im Schritttempo fahren sie in Zweierreihen Richtung Dannenberg. Es sind mehr als 100 Fahrzeuge. Vorne weg die Trekker mit Promi-Besuch. Weiter hinten der Bio-Rinderlandwirt Detlef Lange in seinem roten Trekker: "Es kann nicht sein, dass wir hochgefährlichen Atommüll produzieren und ihn dann nicht entsorgen können, sondern nur verstecken."

11.05 Uhr: Zufahrt nach Dannenberg fast unmöglich

Zwei Stunden vor Beginn der Demonstration in Dannenberg sind die Zufahrtsstraßen fast komplett zugeparkt, Autos und Busse aus ganz Deutschland und teils aus Österreich fangen an sich zu stauen. Parkplatz-Ordner winken die Autos auf die Felder vor Dannenberg zum Parken.

11 Uhr: Demo in Berg jetzt richtig begonnen

Der eigentliche Demozug in Berg beginnt jetzt erst. Es sind schon gut 1.500 AtomkraftgegnerInnen aus dem Südwesten, die durch die Polizeikontrollen durchgekommen sind und sich eingereiht haben. Vorneweg ein deutsch-französischer Musikzug "Gelb-Pink" mit Trommeln und Tröten. Der Wind bläst heftig. Die Fahnen und Transparente knattern. Die Polizei fährt hinterher. Desekalation sei angesagt, sagt ein Sprecher. Demo-Organisatorin Henkel ist nach den rigorosen Kontrollen skeptisch. Alles ist friedlich - bis jetzt.

10.55 Uhr: Mehr als 1.000 Demonstranten in Berg

In Berg demonstrieren inzwischen nach eigenen Schätzungen mehr als 1.000 Atomkraftgegner. Es ist bunt. Viele Fahnen der Anti-Akw-Szene, der Grünen und der Linken werden geschwenkt. Inzwischen versucht sich die Demo zu teilen. Eine große Gruppe ist fest entschlossen, die Gleise zu blockieren und versucht in diese Richtung zu ziehen. In Berg ein fast unmögliches Unterfangen, da die Gleise extrem gesichert wurden.

Schon bei der Anfahrt nach Berg kontrolliert die Polizei nahezu jedes Auto und jeden Bus sehr rigoros.

10.45 Uhr: Festung Verladebahnhof Dannenberg

Der Verladebahnhof Dannenberg, wo die elf Castor-Behälter am Sonntag von den Eisenbahnwaggons auf Lastwagen umgeladen werden, gleicht einer Festung. Mehrere mit Nato-Draht und Kontrollstellen gesicherte Sperrzäune schirmen die Gleise ab. Immerhin warnt die Polizei auf Schildern freundlich vor "Verletzungsgefahr".

Die Schwertransporter, auf denen die Castoren die letzten 22 Kilometer ins Zwischenlager Gorleben zurücklegen sollen, stehen schon bereit. Unmittelbar neben der Verladestation haben NDR und ZDF ein kleines Comtainerdorf errichtet. Den direkt benchbarten, mit einem gelben Widerstands-X geschmückten Kindergarten, hat RTL komplett angemietet.

10.30 Uhr: Wärmedecken zu kaufen

Esso-Wiese Dannenberg: Am Infopunkt auf der Esso-Wiese trudeln die AktistInnen ein. Geschmückt mit Anti-Atom-Fahnen, geschminkt und dick angezogen. Wer noch nicht ausgestattet ist, kann Protestkleidung und Wärmedecken kaufen. Das Wetter ist bedeckt, aber nicht regnerisch. Im Info-Zelt hängen zwei Flachbildschirme an der Decke, ein Castor-Ticker läuft ein.

10.20 Uhr: Meet and Greet in Klein Gusborn

Es ist laut geworden in Klein Gusborn. Aus allen Himmelsrichtungen treffen mehr als 100 Trekker ein und sammeln sich auf dem Kreuzfeld, um gemeinsam zur Großdemo nach Dannenberg aufzubrechen. Alle Trekker sind mit Anti-Atom-Slogans und Fahnen geschmückt. Inzwischen kommen auch die ersten Politiker zum Meet and Greet aufs Kreuzfeld. Hier lernen Claudia Roth, Gregor Gysi und Co die Bauern kennen, auf deren Trekker sie mitfahren werden. Der Musiker Bela B. verspätet sich, er steckt noch im Stau.

10.10 Uhr: Gysi im Wendland eingetroffen

Klein Gusborn: Gregor Gysi ist am Infopunkt der Landwirte eingetroffen. 'Es ist unverschämt, Niedersachsen zum Atomklo der BRD zu machen', sagt er. Gysi will von hier mit einem Trecker zur Demo fahren.

10.07 Uhr: "Ich würde auch demonstrieren"

In Dannenberg am Marktplatz steht Alexander Jarling vor einem Wohnwagen der Polizei und wartet auf Bürgeranfragen. Der Konfliktmanager der Polizei soll "Druck rausnehmen". Doch am Morgen vor der großen Demo gibt es hier noch gar keinen Druck. Nur ganz vereinzelt laufen ein paar wenige Atomkraftgegner durch die Innenstadt. "Wenn ich heute frei hätte, würde ich auch demonstrieren", sagt Jarling. "Natürlich bin ich auch gegen Atomkraft." Immer mehr Menschen würden langsam verstehen, dass auch viele Polizisten politisch auf ihrer Seite stehen.

10 Uhr: Demo in Berg/Pfalz hat begonnen

Die erst am Freitag definitiv genehmigte Demonstration in Berg/Pfalz an der deutsch-französischen Grenze hat pünktlich um 10 Uhr begonnen. Die Veranstalter sprechen von 500 Atomkraftgegnern, die Polizei will die Hälfte gezählt haben. Für jeweils 50 Meter rechts und links der Gleise gilt ein absolutes Demoverbot. Die Polizei hat den Bereich zusätzlich mit Nato-Stacheldraht gesichert.

9.45 Uhr: Splietau bereitet sich auf Großdemo vor

Soundcheck auf der Kundgebungsbühne auf der Wiese in Splietau. Die ersten Ess- und Infostände werden aufgebaut. Gleich gegenüber im Camp Splietau wird rangiert. Die Bauern stellen einen ersten Teil-Treck zusammen.

9.30 Uhr: Merkel soll in Gorleben diskutieren

Vor der Ankunft des neuesten Atommülltransports in Deutschland fordert SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel laut der Agentur dapd Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Chefs der vier Atomkraftwerksbetreiber in Deutschland zu einer Diskussion mit den Anti-Atomkraft-Demonstranten in Gorleben auf.

"Frau Merkel und ihre vier Freunde sind es, die einen gesellschaftlichen Großkonflikt wieder eröffnet haben, der durch den Atomausstieg längst befriedet war", sagte Gabriel am Samstag.

Der niedersächsische Verfassungsschutz rechnete mit einer hohen Zahl gewaltbereiter Demonstranten. Grünen-Bundestagsfraktionschef Jürgen Trittin sagte, er erwarte friedliche Proteste. (dapd)

9 Uhr: Gruppe "Südblockade" rechnet mit Berg

Berg/Südpfalz, Grenzland Frankreich/Deutschland: In Berg finden Kundgebung und Demonstration gegen den Castortransprt wie geplant am Vormttag statt - trotz Verspätung des Zuges und aller Gerüchte über dessen Umleitung über Metz (F) und das Saarland.

Die Gruppe "Südblockade" rechnet fest damit, dass der Castor die Grenze bei Lauterbourg/Berg passieren wird, etwa gegen 15/16 Uhr. Eine Routenänderung würde die Polizei "restlos überfordern", hieß es. Man könne dort nicht die ganze Planung über den Haufen werfen und Tausendschaften von Polizisten irgendwohin ins Saarland karren.

In Berg ist die Bahnstrecke auf Kilometer mit Natodraht abgesperrt worden. Die Polizei hat ihr Hauptquartier im nahen Wörth am Rhein aufgeschlagen

8.30 Uhr: Castor-Zug in Frankreich umgeleitet

Der Castor-Transport mit hoch radioaktivem Atommüll hat nach Angaben der Agentur afp in der Nacht zum Samstag seine Fahrt in Richtung deutscher Grenze fortgesetzt. Nach einer dreistündigen Blockade durch Atomkraftgegner bei Caen im Norden Frankreichs änderte der Konvoi mit elf Atommüll-Behältern seine Route ab, wie das französische Netzwerk für Atomausstieg "Sortir du Nucléaire" mitteilte. Damit sei ein Teil der Verspätung wieder eingeholt worden. Vor allem habe der französische Atomkonzern Areva, der die Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague betreibt, etwaige andere Aktionen verhindern wollen.

Den Angaben der Atomkraftgegner zufolge rollte der Castor am frühen Samstag morgen weiter in Richtung Osten. Gegen 07.30 Uhr verließ er, begleitet von einem Hubschrauber, die lothringische Ortschaft Bar-le-Duc. Wo der Zug die Grenze passieren sollten, war am Morgen noch unklar. Nach Informationen des Netzwerks "Sortir du Nucléaire" ist es wahrscheinlich, dass der Castor-Transport wie in den Vorjahren bei Lauterbourg im Nordelsass über die Grenze fährt. Dort dürfte er am frühen Nachmittag eintreffen.(afp)

8 Uhr: Aktuelles Castor-Zug-Video aus Reims

Auf der Internetplattform youtube.com findet sich seit heute morgen ein Video, dass die Castor-Durchfahrt in Reims dokumentieren soll.

01:51 Uhr: Schmessau

Bei strömendem Regen trafen bis Freitagnacht rund 600 DemonstrantInnen im Camp in Metzingen und den Unterkünften in umliegenden Bauernhöfen ein. Weil mehrere Scheunen bereits randvoll besetzt sind, müssen einige der Angereisten in ihren Autos schlafen. Auf dem Gelände eines Hofes waren mehrere Volksküchen aufgebaut, eine Scheune wurde zur Kneipe umfunktioniert.

Im Laufe des Tages hatten die bereits angereisten CastorgegnerInnen bei Plena die Aktionen der kommenden Tage geplant. Am Abend endete ein Laternenumzug in einer Straßenblockade auf der B216 zwischen Lüneburg und Dannenberg. Die Polizei räumte die Blockade vorerst nicht, sperrte die Bundesstraße aber für mehrere Stunden. Anreisende mussten auf verschlammte Feldwege lange Umwege durch den Göhrde-Wald in Kauf nehmen.

1.23 Uhr: Irritation bei der Pressearbeit

Das mit den Presserechten ist so eine Sache: "Die Akkreditierung erfolgt auf freiwilliger Basis und ist keine Voraussetzung für die

Inanspruchnahme von Medienrechten im Einsatzraum" - das ist der Wortlaut auf dem Akkreditierungsantrag, den die Polizei JournalistInnen vor dem Castor-Einsatz zur Verfügung gestellt hatte. Fakt ist: An zahlreichen Polizeisperren fordern Polizisten von Journalisten den Akkreditierungsnachweis - oder verwehren andernfalls die Durchfahrt.

Manche taz-Redakteure hatten vor dem Castor-Transport eine Akkreditierung beantragt, andere nicht. Aus Protest hatten vor dem Castor-Einsatz zahlreiche JournalistInnen eine Akkreditierung abgelehnt, weil sie darin eine Einschränkung der Medienrechte gesehen hatten. Genau dafür ist bereits der Presseausweis da: Um sich vor der Polizei bei seiner Arbeit zu legitimieren. Nun wird im Wendland tatsächlich mit zweierlei Maß gemessen: Wer seine Daten bei der Polizei abliefert, wird bevorzugt.

***

Zum Live-Ticker:

Der Live-Ticker der taz wird während der gesamten Proteste im Wendland rund um die Uhr berichten. Vor Ort sind 12 Reporter:

Jörn Alexander, Kai von Appen, Felix Dachsel, Christian Jakob, Martin Kaul, Malte Kreutzfeldt, Konrad Litschko, Reimar Paul, Julia Seeliger, Luise Strothmann und Peter Unfried. Zusätzlich von der Südblockade in der Pfalz berichtet Klaus-Peter Klingelschmitt.

In der Online-Redaktion: Matthias Urbach, Carl Ziegner, Frauke Böger, Thomas Schmid, Andreas Grieß, Claudia Krieg

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!