+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Russische Angriffe auf ukrainische Energie-Infrastruktur
In der Nacht zu Donnerstag griff Russland die Ukraine mit mit über 300 Drohnen und 37 Raketen an. Eine Gasproduktionsanlage im Gebiet Poltawa wurde lahmgelegt.

Russischer Angriff mit über 300 Drohnen und 37 Raketen
Die Ukraine meldet erneut einen massiven russischen Luftangriff. Russland habe in der Nacht mit mehr als 300 Drohnen und 37 Raketen angegriffen, teilt Präsident Wolodymyr Selenskyj mit. „Die Russen nutzen in diesem Herbst jeden einzelnen Tag, um unsere Energie-Infrastruktur anzugreifen“, schreibt Selenskyj auf der Online-Plattform X. Mit Beginn der kalten Jahreszeit hat Russland seine Angriffe auf die ukrainische Energieversorgung wie in den vorherigen Kriegsjahren wieder verstärkt.
Ein russischer Angriff hat in der Nacht den Betrieb von Gasproduktionsanlagen des ukrainischen Energieversorgers DTEK in der zentralen Region Poltawa lahmgelegt. Dies teilt das Unternehmen auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Russland habe die Energie-Infrastruktur mit Drohnen und Raketen attackiert. Das russische Militär hat zu Beginn der Heizperiode wie schon in den vergangenen Kriegsjahren wieder verstärkt die ukrainische Energie-Infrastruktur ins Visier genommen. Auch in der Millionenstadt Charkiw gab es Angriffe auf die Energie-Infrastruktur. Dabei wurden auch Menschen verletzt.
Am Abend wurden in der Ukraine landesweit Notfallstromabschaltungen angeordnet. „Der Grund für die eingeführten Einschränkungen sind die Folgen der vorherigen russischen Angriffe auf die Energieinfrastruktur“, teilte das Energieministerium in Kiew via Telegram mit. Am späten Abend wurden nach Angaben des Stromversorgers DTEK die Beschränkungen zumindest für Kiew, die Umgebung der Hauptstadt und die Regionen Dnipropetrowsk und Odessa wieder aufgehoben.
Mit dem Einmarsch im 24. Februar 2022 begann der groß angelegte russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Bereits im März 2014 erfolgte die Annexion der Krim, kurz darauf entbrannte der Konflikt in den ostukrainischen Gebieten.
Für die Bevölkerung sind die Attacken auf Energieanlagen auch wegen des näher rückenden Winters problematisch. In weiten Teilen der Ukraine sinken die Temperaturen in der Nacht bereits jetzt in den unteren einstelligen Bereich. (rtr/dpa/taz)
Trump: Indien will kein Öl mehr aus Russland kaufen
Trumps Strategie, Druck auf Handelspartner Russlands auszuüben, zeigt nach seinen Worten Wirkung. So wolle Indien künftig kein Öl mehr aus Russland beziehen und damit der Forderung Washingtons nachgeben, sagte der US-Präsident. Das habe ihm der indische Premierminister Narendra Modi versichert.
Die USA hatten Indien im August mit Strafzöllen belegt, weil das Land Energiehandel mit Russland betreibt. Die USA wollen diesen stoppen, um Russland wirtschaftlich zu schwächen und damit die Finanzierung des Kriegs in der Ukraine zu erschweren. Öl- und Gasexporte sind für Russland eine immens wichtige Einnahmequelle.
Aus Indien gab es zunächst keine Reaktion auf Trumps Darstellung. Der Republikaner sagte, nun müsse China dazu gebracht werden, dasselbe zu tun. (dpa)
Trump: Japan soll Energie-Importe aus Russland einstellen
Die USA haben Japan aufgefordert, seine Importe russischer Energie vollständig einzustellen. Dies teilt US-Finanzminister Scott Bessent am Mittwoch nach einem Treffen mit seinem japanischen Kollegen Katsunobu Kato auf der Online-Plattform X mit. „Minister Kato und ich haben auch wichtige Fragen der Wirtschaftsbeziehungen zwischen den USA und Japan und die Erwartung der Regierung besprochen, dass Japan die Einfuhr russischer Energie einstellt.“ Bessent und Kato haben sich am Rande der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds sowie der Treffen der G7- und G20-Finanzminister in Washington getroffen. (rtr)
Vor Treffen mit Trump: Selenskyj erhält neue Rüstungszusagen
Kurz vor seinem Treffen mit US-Präsident Donald Trump in Washington am Freitag erhält der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Zusagen von europäischen Verbündeten für noch mehr Rüstungshilfe. Das kündigten Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius und sein britischer Kollege John Healey beim Treffen der Ressortchefs der Nato-Staaten in Brüssel an. US-Verteidigungsminister Pete Hegseth erhöhte den Druck auf den Kreml und drohte, den Krieg für Russland richtig teuer zu machen. Russland griff auch in der Nacht wieder Ziele in der Ukraine an.
Am Freitag will Selenskyj im Weißen Haus von Trump die Freigabe für den Verkauf von Tomahawk-Marschflugkörpern an sein Land bekommen, die eine Reichweite von rund 2.500 Kilometern haben. Finanziert werden könnte der Deal durch Nato-Partner.
Der Kreml warnte die US-Regierung nachdrücklich vor einer solchen Lieferung. Russlands Ex-Präsident und Sicherheitsrats-Vizechef Dmitri Medwedew deutete gar eine mögliche Gegenreaktion mit Atomwaffen an.
Vor dem Gespräch mit Trump zeigte sich Selenskyj optimistisch. Ihr Treffen könne wirklich dazu beitragen, den Krieg zu beenden, sagte er in seiner abendlichen Videobotschaft. „Nur die Vereinigten Staaten können einen solchen globalen Einfluss ausüben, und wir tun alles, um sicherzustellen, dass andere Länder weltweit uns dabei unterstützen.“ Die Tagesordnung des Termins in Washington sei vielversprechend. „Wir haben unseren Teil der Hausaufgaben vor dem Treffen mit Präsident Trump gemacht – sowohl den militärischen als auch den wirtschaftlichen“, versicherte Selenskyj.
Eine ukrainische Delegation in den USA habe das Gespräch mit Trump vorbereitet, es habe auch Treffen mit US-amerikanischen Rüstungs- und Energieunternehmen gegeben. Sowohl Patriot-Flugabwehrsysteme als auch Tomahawk-Marschflugkörper seien geeignet dazu, „ein dauerhaftes Fundament für einen Frieden zu legen“, schloss Selenskyj seine Ansprache.
Sein bevorstehendes Gespräch mit Trump im Oval Office weckt Erinnerungen an einen beispiellosen Eklat im Februar. Vor laufenden Kameras hatten der US-Präsident und sein Vize JD Vance den ukrainischen Staatschef damals brüsk zurechtgewiesen – Selenskyj reiste danach früher ab als geplant. Am 18. August trafen sich die beiden Staatsoberhäupter dann erneut im Weißen Haus – in deutlich entspannterer Atmosphäre. In den vergangenen Wochen machte Trump zudem mehrmals seinen Unmut über die anhaltende Kriegsführung Russlands deutlich.
Pentagon-Chef Hegseth sagte nun, falls es nicht bald Frieden gebe, würden die Vereinigten Staaten gemeinsam mit ihren Verbündeten die notwendigen Schritte unternehmen, um den Krieg für Russland richtig teuer zu machen. Die Kosten für die andauernden Aggressionen Moskaus gegen Kiew müssten erhöht werden. Zuvor hatte Hegseth gesagt, dass er künftig mit mehr „Feuerkraft“ der Nato rechne.
Ähnlich wie Selenskyj betonte auch er, dass Frieden erreicht werden könne, indem man „stark“ sei. Außerdem verwies Hegseth darauf, dass europäische Länder mittlerweile US-Waffen zur Verteidigung im Ukraine-Krieg kauften. (dpa)
EU-Drohnenabwehr soll bis Ende 2026 starten
Die EU-Staaten sollen nach dem Willen der Europäischen Kommission bis Ende des kommenden Jahres erhebliche Fortschritte bei der Drohnenabwehr erzielen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sehen Aufrüstungspläne der Brüsseler Behörde vor, dass die Staats- und Regierungschefs noch in diesem Jahr eine entsprechende Initiative billigen, die vor allem vor russischen Drohnen schützen soll. Danach könnte die gemeinsame Beschaffung von Überwachungssystemen und Abwehrtechnik beginnen. Erste Teile des Systems sollen dann bereits bis Ende 2026 einsatzfähig sein, das gesamte bis Ende 2027.
„Die jüngsten wiederholten Verletzungen des Luftraums von EU-Mitgliedstaaten haben die Dringlichkeit verdeutlicht, eine flexible, reaktionsschnelle und moderne europäische Fähigkeit zur Abwehr unbemannter Luftfahrzeuge zu schaffen“, heißt es in dem Fahrplan, der heute von der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas und EU-Verteidigungsindustriekommissar Andrius Kubilius vorgestellt werden soll.
Ziel ist demnach, ein mehrschichtiges Hightech-System mit Fähigkeiten zur Erkennung, Verfolgung und Neutralisierung feindlicher Drohnen aufzubauen, das auch in der Lage ist, mittels eigener Drohnentechnik präzise Schläge gegen Bodenziele auszuführen. Wichtig ist den Planern darüber hinaus, dass es in enger Zusammenarbeit mit der Nato und geografisch offen entwickelt wird.
Zur Begründung für diesen 360-Grad-Ansatz in alle Himmelsrichtungen heißt es, die östlichen EU-Mitgliedstaaten an der Grenze zu Russland und Belarus seien zwar der größten unmittelbaren Bedrohung ausgesetzt. Die jüngsten Zwischenfälle hätten allerdings gezeigt, dass jedes Land betroffen sein könne. So war wegen der Sichtung unbemannter Flugkörper in den vergangenen Wochen unter anderem in Dänemark und Deutschland wiederholt Alarm an zivilen und militärischen Flughäfen ausgelöst worden. Zeitweise musste deswegen sogar der Flugverkehr eingestellt werden.
Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Drohnen nicht zwingend direkt aus Russland kommen müssen, soll künftig auch nicht mehr von einem geplanten „Drohnenwall“ gesprochen werden, sondern neutral von der „European Drone Defence Initiative“. (dpa)
Deutschland will Führung bei Luftverteidigungsprojekt
Neben der Drohnenabwehr-Initiative sollen an diesem Donnerstag noch mehrere andere Aufrüstungsprojekte präsentiert werden. Dazu gehören die sogenannte „Eastern Flank Watch“ zur Verbesserung der Verteidigungsfähigkeiten der östlichen EU-Mitgliedstaaten, das „European Air Shield“ zur Stärkung der EU-Luftverteidigung und das „European Defence Space Shield“, um den Schutz europäischer Satelliten sicherzustellen.
Deutschland will nach Angaben von Verteidigungsminister Boris Pistorius die Führung beim geplanten „European Air Shield“ übernehmen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur geht es dabei darum, EU-Programme zu nutzen, um ein über Ländergrenzen hinweg vernetztes, mehrstufiges Flugabwehrsystem einschließlich der erforderlichen Sensorik aufzubauen. Es soll gegen das gesamte Spektrum von Bedrohungen aus der Luft schützen und nahtlos mit dem Führungs- und Kontrollsystem der Nato zusammenarbeiten können.
Zudem kündigte Pistorius an, dass Deutschland in den nächsten Jahren zehn Milliarden Euro in Drohnen investieren werde. Es gehe um alle Arten von unbemannten Luftfahrzeugen, also auch um Angriffsdrohnen, erklärte der SPD-Politiker. Offen ließ er zunächst, ob die Bundesrepublik die Vorstellungen der EU-Kommission für Beschaffungsquoten unterstützt. So will die Behörde vorschlagen, dass bis Ende 2027 mindestens 40 Prozent der Verteidigungsgüterbeschaffung gemeinschaftlich organisiert wird.
Eine Rahmenvereinbarung für eine massive Aufrüstung hatten die EU-Staaten bereits im März erzielt. Bei einem Gipfeltreffen entschieden die Staats- und Regierungschefs, alles daranzusetzen, um Europas Verteidigungsbereitschaft in den nächsten fünf Jahren entscheidend zu stärken. Dies soll Russland davor abschrecken, nach der Ukraine möglicherweise auch noch einen EU-Staat anzugreifen. Geheimdienste gehen davon aus, dass Russland spätestens 2030 militärisch in der Lage sein dürfte, einen weiteren Krieg zu beginnen.
Die EU-Außenbeauftragte Kallas sagte am Mittwochabend bei einem EU-Verteidigungsministertreffen, der neue Fahrplan werde mit seinen konkreten Zielen und klaren Vorgaben dabei helfen, bis 2030 verteidigungsbereit zu sein. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ist auch vorgesehen, einen jährlichen Bericht zur Verteidigungsbereitschaft („Annual Defence Readiness Report“) einzuführen, der Fortschritte überwacht. (dpa)
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