+++ Nachrichten im Nahostkrieg +++: Marsch nach Jerusalem
Geisel-Angehörige beginnen einen viertägigen Marsch von Gaza-Grenzort nach Jerusalem. Ägypten hofft auf eine baldige Feuerpause. Ein Hamas-Chef kündigt Flexibilität bei Verhandlungen an.
Organisatoren rufen Menschen in Israel auf, sich dem Marsch anzuschließen
Ehemals im Gazastreifen festgehaltene Geiseln und die Angehörigen der dort noch festgehaltenen Menschen haben einen viertägigen Marsch nach Jerusalem begonnen. Die Gruppe sei am Mittwochmorgen aus dem Ort Reim nahe dem Gazastreifen losgegangen, teilte das Forum der Geiselfamilien mit, das den Marsch organisiert.
Startpunkt war den Angaben zufolge der Ort des Nova-Musikfestivals. Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Palästinenserorganisationen ermordeten dort bei ihrem Massaker am 7. Oktober vergangenen Jahres 364 Menschen und entführten Dutzende von der Party in den Gazastreifen.
Der Marsch soll durch mehrere Städte verlaufen und am Samstag in Jerusalem enden. Auf Aufnahmen israelischer Medien waren Dutzende Teilnehmer zu sehen. Die Organisatoren riefen die Menschen in Israel auf, sich dem Marsch anzuschließen. „Wir haben keine Worte, keine Kraft mehr“, sagten die Eltern eines im Gazastreifen festgehaltenen Mannes nach Angaben des Forums der Geiselfamilien auf einer Pressekonferenz unmittelbar vor Beginn des Marschs. Sie könnten sich den Albtraum, den ihr Sohn durchmache, nicht einmal vorstellen.
Insgesamt hält die Hamas noch 134 Geiseln im Gazastreifen fest, von denen nach israelischen Schätzungen noch etwas mehr als 100 am Leben sein dürften.
Die indirekt geführten Verhandlungen Israels mit der islamistischen Hamas über eine Freilassung der noch immer im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln und eine Feuerpause im Gaza-Krieg kommen Berichten zufolge nicht voran. Israelische Medien zitierten kürzlich Beamte, denen zufolge ein von den Vermittlern Ägypten, Katar und USA vorgeschlagener Verhandlungsrahmen nicht mit den Forderungen der Hamas vereinbar sei. Die Hamas wiederum bezichtigte Israel, eine Blockadehaltung an den Tag zu legen. US-Präsident Joe Biden sagte am Dienstag, er hoffe, bis kommenden Montag eine Waffenruhe zu erzielen. (dpa)
Ägyptischer Präsident Al-Sisi äußert Hoffnung auf Feuerpause in Gaza
Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat die Hoffnung geäußert, dass es im Gazakrieg innerhalb von Tagen zu einer Vereinbarung über eine Feuerpause kommen könnte. Das werde erlauben, den Menschen in dem dicht besiedelten Küstenstreifen in verschiedenen Bereichen echte Hilfe zukommen zu lassen, sagte der ägyptische Staatschef bei einer von dem Sender Al Qahera News TV übertragenen Veranstaltung am Mittwoch.
Al-Sisi betonte zudem, sein Land habe den Grenzübergang Rafah zum Gazastreifen niemals geschlossen. Man müsse aber in der gegenwärtigen Situation vorsichtig sein. „Für uns war vom ersten Tag an sehr wichtig, dass der Grenzübergang Rafah eine Route für Hilfslieferungen sein wird“, so Al-Sisi weiter. Ägypten, das im Jahr 1979 als erstes arabisches Land ein Friedensabkommen mit Israel schloss, ist besorgt über einen möglichen Massenexodus von Flüchtlingen aus dem Gazastreifen in Richtung Ägypten.
Unter der Vermittlung Ägyptens, der USA und Katars wird derzeit über eine Feuerpause und einen erneuten Austausch von israelischen Geiseln gegen palästinensische Gefangene verhandelt. Auch aus den USA und Katar gab es optimistische Signale. Vertreter Israels und der islamistischen Hamas dämpften die Erwartungen. (dpa)
Hamas-Chef – Sind bei Verhandlungen mit Israel flexibel
Hamas-Chef Ismail Hanijeh erklärt, seine Gruppierung sei bei den Verhandlungen mit Israel über eine Feuerpause und den Austausch von Geiseln und Gefangenen flexibel. Die Hamas sei aber auch bereit, weiter zu kämpfen, sagt er in einer Fernsehansprache. Es ist seine erste öffentliche Stellungnahme seit US-Präsident Joe Biden erklärt hat, er hoffe, kommenden Montag werde eine Feuerpause vereinbart. Hanijeh ruft in seiner Rede die Palästinenser auch auf, am ersten Tag des muslimischen Fastenmonats Ramadan am 10. März zum Beten zur Al-Aksa-Moschee in Jerusalem zu gehen. Damit erhöht er den Druck auf Israel zu einer Einigung zu kommen, da es auf dem Tempelberg, wo auch die Moschee steht, in der Vergangenheit mehrfach zu gewaltsamen Ausschreitungen gekommen ist. (rtr)
Israels Armee: Tote bei Einsätzen in Chan Junis und Gaza
Die israelische Armee setzt eigenen Angaben zufolge ihre Kämpfe im Gazastreifen in den Städten Chan Junis und Gaza fort. Bei einem Einsatz in Chan Junis seien fünf Terroristen durch das Abfeuern einer Rakete auf ein Fahrzeug getötet worden, teilte die Armee am Mittwoch mit. Zudem seien bei Luftangriffen zwei Militärgelände in Chan Junis getroffen und Terroristen, die sich dort aufhielten, getötet worden. In der größten Stadt im Süden des Gazastreifens habe zudem ein Kampfflugzeug Personen auf einem weiteren Militärgelände beschossen, die Armeeangaben zufolge einen Angriff auf israelische Soldaten geplant haben. Auch Fallschirmjäger seien in Chan Junis im Einsatz gewesen. Diese töteten Militärangaben zufolge „mehrere Terroristen mit Scharfschützenfeuer“. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
Auch im Viertel Al-Saitun in der Stadt Gaza dauerte der Einsatz der israelischen Armee an. „Truppen töteten mehrere Terroristen und lokalisierten Waffen in der Gegend“, teilte das Militär mit. Zudem hätten israelische Soldaten im Gazastreifen acht Orte angegriffen, von denen aus in der Nacht zu Mittwoch Raketen Richtung Israel abgefeuert worden seien. Auch diese Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig verifizieren.
In einer israelischen Ortschaft am Rande des Gazastreifens hatte es in der Nacht zu Mittwoch erneut Raketenalarm gegeben. Seit Kriegsbeginn wurden nach israelischen Angaben mehr als 14 500 Geschosse aus dem Küstengebiet auf Israel abgefeuert. Auslöser des Gaza-Krieges war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der islamistischen Hamas sowie anderer extremistischer Palästinenserorganisationen in Israel verübt hatten. Wegen der vielen zivilen Opfer und massiven Zerstörungen im Gazastreifen steht Israel stark in der Kritik. (dpa)
Katar verspricht Frankreich Investitionen in Höhe von zehn Milliarden Euro
Katar hat Frankreich Investitionen in Höhe von zehn Milliarden Euro zugesagt. „Diese Investitionen werden die strategischen Partnerschaften zwischen unseren beiden Ländern stärken“, sagte der Emir von Katar Tamim bin Hamad al-Thani am Dienstagabend in Paris. Geplant sind Investitionen unter anderem in den Energiesektor, in Luft- und Raumfahrt sowie künstliche Intelligenz. Der Emir hält sich derzeit zu einem zweitägigen Staatsbesuch in Frankreich auf.
Es ist der erste Staatsbesuch eines Emirs von Katar in Frankreich seit 15 Jahren. Zum Staatsbankett waren unter anderem auch Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, der Fußballstar Kylian Mbappé und zahlreiche Wirtschaftsvertreter Frankreichs eingeladen. Am Mittwoch wollte der Emir mit Frankreichs Premierminister Gabriel Attal ein Wirtschaftsforum eröffnen. Bei seinen Gesprächen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ging es auch um die Verhandlungen über eine Feuerpause im Gazastreifen, an denen Katar beteiligt ist. Details dazu wurden nicht bekannt.
Ein Sprecher des Außenministeriums des Golfemirats hatte am Dienstag erklärt, seine Regierung sei „hoffnungsvoll, aber nicht unbedingt optimistisch“, dass noch vor Donnerstag etwas verkündet werden könne. US-Präsident Joe Biden hatte zuvor vom möglichen Abschluss einer Vereinbarung „bis zum Ende des Wochenendes“ gesprochen.
Katarischen Angaben zufolge soll eine mögliche Feuerpause vor dem Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan in Kraft treten. Der Ramadan beginnt in diesem Jahr am 10. oder 11. März. Israel erklärte sich nach Angaben von US-Präsident Joe Biden bereit, seine Offensive im Gazastreifen während des Ramadan zu unterbrechen, um „alle Geiseln zu befreien“. Die USA, Katar und Ägypten versuchen seit Wochen, eine neue Feuerpause zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas zu vermitteln. (afp)
Hamas: Raketenangriff aus Südlibanon auf Norden Israels
Die islamistische Palästinenserorganisation Hamas hat eigenen Angaben zufolge eine Raketensalve aus dem Südlibanon auf den Norden Israels abgefeuert. Zwei israelische Militäreinrichtungen seien ins Visier genommen worden, erklärte die Hamas am Mittwoch. Es handele sich um eine „Antwort“ auf die „zionistischen Massaker an der Zivilbevölkerung im Gazastreifen“ und den Tod von Kämpfern nahe Beirut. Das israelische Militär erklärte, es seien etwa zehn Starts identifiziert worden, die vom Libanon aus in den Norden Israels gelangt seien. In einer Region seien Sirenen ertönt.
Die Luftabwehr habe „eine Reihe“ der gestarteten Raketen „erfolgreich abgefangen“. Zudem hieß es, die Armee habe die „Ursachen des Feuers im Libanon“ getroffen. Die israelische Polizei meldete Sachschäden, jedoch keine Verletzten.
Bei einem Angriff im Januar, der nach Angaben eines US-Verteidigungsbeamten von Israel ausgeführt wurde, waren der Hamas-Vizechef Saleh al-Aruri und sechs Kämpfer bei Beirut getötet worden. Das Gebiet gilt als Hochburg der mit der Hamas verbündeten pro-iranischen Hisbollah.
Zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon kommt es seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober fast täglich zu Gefechten. Seit Kriegsbeginn wurden im Südlibanon laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP mindestens 284 Menschen getötet. Die meisten von ihnen waren Kämpfer der Hisbollah oder anderer bewaffneter Gruppen, aber auch 44 Zivilisten waren unter den Opfern. Auf israelischer Seite wurden nach Armeeangaben zehn Soldaten und sechs Zivilisten getötet. (afp)
Das Welternährungsprogramm warnt vor „allgemeiner Hungersnot“ im Gazastreifen.
Das Welternährungsprogramm (WFP) hat angesichts des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas vor einer schweren Hungersnot im Gazastreifen gewarnt. „Wenn sich nichts ändert, steht eine Hungersnot im nördlichen Gazastreifen unmittelbar bevor“, sagte Carl Skau, stellvertretender Exekutivdirektor des WFP, am Dienstag vor dem UN-Sicherheitsrat. Das WFP müsse „weiter auf der Höhe seiner Verantwortung“ sein, um dies zu verhindern.
Für das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha) warnte Vertreter Ramesh Rajasingham im Namen von dessen Leiter Martin Griffiths, eine „allgemeine Hungersnot“ sei „fast unvermeidlich“, sollte sich an der Lage nichts ändern.
Laut der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO waren Mitte Februar rund 46 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen im Gazastreifen zerstört, zudem seien rund 70 Prozent der Kühe und etwa 50 Prozent der Schafe und Ziegen getötet worden. Rund 97 Prozent des Grundwassers sei infolge des Krieges nicht mehr für den menschlichen Gebrauch nutzbar. (afp)
USA stocken Hilfe für Palästinenser um 53 Millionen Dollar auf
Die USA haben weitere 53 Millionen Dollar (48,9 Millionen Euro) an humanitärer Hilfe für die Menschen im Gazastreifen zugesagt. Die Hilfen würden dem Welternährungsprogramm und Nichtregierungsorganisationen für die Unterstützung von Palästinensern zur Verfügung gestellt, teilte die US-Behörde für internationale Entwicklung (USAID) am Dienstag in Washington mit. Damit steigt die Summe der US-Hilfen für die Palästinenser seit dem Ausbruch des Gaza-Kriegs auf 180 Millionen Dollar.
Die Hilfen sollten „Menschen in Not erreichen“, sagte USAID-Leiterin Samantha Power in einer aus Jordanien übermittelten Videobotschaft. „Die Hilfskräfte, die vor Ort im Gazastreifen ihr Leben riskieren, um Menschen in hoffnungsloser, aussichtsloser Not Lebensmittel zu bringen – diese Hilfskräfte müssen geschützt werden“, forderte sie zugleich. „Sie müssen wissen, dass ihre Arbeit tun können, ohne erschossen und getötet zu werden.“
Ihre Unterstützung des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA haben die USA wie einige andere westliche Länder ausgesetzt. Grund dafür sind Vorwürfe gegen das UNRWA, die Ende Januar bekannt wurden: Zwölf Mitarbeiter stehen im Verdacht, am Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober beteiligt gewesen zu sein. Die UNO entließ die zwölf UNRWA-Mitarbeiter und leitete eine Untersuchung ein. (afp)
Iran und Hisbollah unterstützen Huthi-Miliz „vom Jemen aus“
Der US-Gesandte für den Jemen, Tim Lenderking, sieht Belege dafür, dass der Iran und die mit ihm verbündete libanesische Hisbollah die Huthi-Miliz vor Ort bei ihren Angriffen auf Frachter im Roten Meer „ausrüsten und unterstützen“. „Glaubwürdige öffentliche Berichte“ deuteten darauf hin, „dass eine beträchtliche Anzahl iranischer und libanesischer Hisbollah-Funktionäre die Huthi-Angriffe vom Jemen aus unterstützen“, sagte Lenderking am Dienstag vor einem Unterausschuss des US-Senats.
Er könne sich „nicht vorstellen, dass die jemenitische Bevölkerung diese Iraner in ihrem Land haben will“, sagte der US-Jemen-Beauftragte. „Das muss aufhören.“
Seit mehreren Monaten greift die pro-iranische Huthi-Miliz, die viele Gebiete im Norden des Bürgerkriegslands Jemen kontrolliert, Schiffe im Roten Meer an, einer wichtigen internationalen Handelsroute. Das Weiße Haus hatte im Dezember erklärt, der Iran sei „maßgeblich an der Planung der Einsätze gegen Handelsschiffe im Roten Meer beteiligt“ gewesen. Teheran wies die Anschuldigungen zurück.
Die USA und Großbritannien reagierten mit Angriffen auf Huthi-Stellungen im Jemen und wollen weitere Attacken auf Handelsschiffe damit verhindern. Lenderking räumte jedoch ein, dass sich die Huthis von den US-Angriffen nicht abschrecken ließen. „Die Tatsache, dass sie damit weitermachen“, sei ein Hinweis darauf, „dass wir leider noch nicht an dem Punkt sind, an dem sie die Absicht haben, sich zurückzuziehen“, sagte er.
Die Huthis sehen sich als Teil der gegen Israel gerichteten und vom Iran unterstützten „Achse des Widerstands“, zu der neben der islamistischen Hamas im Gazastreifen auch die Hisbollah im Libanon gehört. Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas im Oktober haben die Huthis ihre Angriffe auf Schiffe im Roten Meer und im Golf von Aden verstärkt. Viele Reedereien meiden deswegen inzwischen die Seehandelsroute. (afp)
Israel holt wegen Gaza-Kriegs Kommunalwahl nach
In Israel hat am Dienstag die zweimal verschobene Kommunalwahl stattgefunden, die ein Stimmungsbarometer im seit fast fünf Monaten andauernden Krieg gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen sein könnte. Mehr als sieben Millionen Menschen waren dazu aufgerufen, von 07.00 Uhr bis 22.00 Uhr (Ortszeit, 21.00 Uhr MEZ) die Gemeinderäte in den meisten Teilen Israels, in jüdischen Siedlungen im besetzten Westjordanland, Jerusalem und Teilen der annektierten Golanhöhen zu wählen.
Soldaten hatten bereits in der vergangenen Woche ihre Stimmen in speziellen Wahllokalen abgegeben, die in Armeelagern im Gazastreifen eingerichtet worden waren.
In Städten und Dörfern, die an den Gazastreifen oder den Libanon grenzen, wurde die ursprünglich für den 31. Oktober angesetzte Wahl auf November 2024 verschoben. In den Gebieten feuert die mit der Hamas verbündete Hisbollah-Miliz seit Beginn des Krieges im Gazastreifen fast täglich Raketen auf Israel ab.
Fast 150.000 Israelis wurden durch Kämpfe in diesen Gebieten vertrieben. Zwei Kandidaten für das Amt des Stadtratsvorsitzenden in den Grenzgebieten waren bei dem Hamas-Angriff am 7. Oktober getötet worden. (afp)
USA und Katar äußern sich hoffnungsvoll zu Gaza-Feuerpause
Die USA und Katar haben sich vorsichtig optimistisch zu einer möglichen Feuerpause im Gazastreifen geäußert. Ein Sprecher des Außenministeriums des Golfemirats sagte am Dienstag, seine Regierung sei „hoffnungsvoll, aber nicht unbedingt optimistisch“, dass noch vor Donnerstag hierzu etwas verkündet werden könne. US-Präsident Joe Biden hatte zuvor vom möglichen Abschluss einer Vereinbarung „bis zum Ende des Wochenendes“ gesprochen.
Katarischen Angaben zufolge soll eine mögliche Feuerpause vor dem Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan in Kraft treten. „Wir alle streben dieses Ziel an, aber die Situation vor Ort ist noch unklar“, sagte Außenamtssprecher Madsched al-Ansari. Der Ramadan beginnt in diesem Jahr am 10. oder 11. März.
US-Präsident Joe Biden hatte am Montag bei einem Besuch in New York gesagt, seinem nationalen Sicherheitsberater Jake Sullivan zufolge seien die Verhandler „nahe dran“. Seine Hoffnung sei, „dass wir bis zum nächsten Montag eine Feuerpause haben“. In einer NBC-Talkshow sprach Biden von „einem Weg nach vorn, mit Schwierigkeiten“. Israel erklärte sich seinen Angaben zufolge bereit, seine Offensive im Gazastreifen während des Ramadan zu unterbrechen. Dies habe das Ziel, „uns Zeit zu geben, alle Geiseln zu befreien“.
Biden sieht demnach in einer Feuerpause eine Chance für eine nachhaltige Entspannung der Lage im Nahen und Mittleren Osten. Eine solche Vereinbarung verschaffe Zeit, „uns in Richtungen zu bewegen, in die viele arabische Länder bereit sind, sich zu bewegen“, sagte der US-Präsident mit Blick auf eine mögliche Normalisierung der Beziehung weiterer arabischer Staaten zu Israel. (afp)
UNO: Israel verhindert Hilfslieferungen in den Gazastreifen
Israelische Streitkräfte blockieren nach Angaben der UNO den Zugang zum Gazastreifen und erschweren dadurch Hilfslieferungen für die Bevölkerung in dem Kriegsgebiet. Es sei beinahe unmöglich geworden, Kranke oder Verletzte in Sicherheit zu bringen und Hilfsgüter in den Norden – und zunehmend auch in den Süden – des Palästinensergebiets zu bringen, sagte Jens Laerke, Sprecher des UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha) am Dienstag vor Journalisten in Genf.
Sämtliche für den Norden des Gazastreifens bestimmte Hilfslieferungen wurden in den vergangenen Wochen demnach verhindert. Die letzte Lieferung fand der Weltgesundheitsorganastion (WHO) zufolge am 23. Januar statt. Sogar zuvor von israelischen Beamten kontrollierte Lkw seien blockiert oder beschossen worden.
Laerke berichtete von einem Vorfall am Sonntag, bei dem ein Konvoi der WHO und des Palästinensischen Roten Halbmonds mit 24 Patienten aus dem belagerten Al-Amal-Krankenhaus in der südlichen Stadt Chan Junis sieben Stunden lang aufgehalten wurde. „Das israelische Militär zwang Patienten und Personal aus den Krankenwagen und zog allen Sanitätern die Kleidung aus“, sagte Laerke.
Ägypten warnt vor einer Bodenoffensive in Rafah
Das an den Gazastreifen grenzende Ägypten warnte indes, dass die von Israel geplante Bodenoffensive in der südlichen Stadt Rafah „katastrophale Auswirkungen“ auf den Frieden im Nahen Osten haben würde und warf dem UN-Menschenrechtsrat Ignoranz vor. „Die Welt ist Zeuge der abscheulichsten Verbrechen und Verstöße gegen das palästinensische Volk“, sagte der ägyptische Außenminister Sameh Schukri am Dienstag vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf und forderte einen sofortigen Waffenstillstand. „Jede Militäraktion unter den gegenwärtigen Umständen hätte katastrophale Auswirkungen, die den Frieden in der Region gefährden würden“, warnte Schukri.
Der ägyptische Chefdiplomat beklagte, dass einige der 47 Mitgliedsländer des Rates sich weigerten, die entschlossenen Maßnahmen, die in anderen Konflikten ergriffen worden waren, auch für den Gazastreifen zu ergreifen. Es werde mit zweierlei Maß gemessen, kritisierte Schukri. „Es scheint, als ob das Leben der Kinder im Gazastreifen weniger wert ist als das Leben anderer Menschen“, sagte er.
Der Krieg im Gazastreifen war durch den Großangriff der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden. Islamistische Kämpfer verübten dabei Gräueltaten überwiegend an Zivilisten, israelischen Angaben zufolge wurden etwa 1160 Menschen getötet und rund 250 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Als Reaktion auf den Hamas-Angriff geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor, erklärtes Ziel ist die Vernichtung der Hamas. Nach jüngsten Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden in dem Palästinensergebiet seitdem mehr als 29.800 Menschen getötet. (afp)
Israel: Handelsbeziehungen mit arabischen Staaten „stabil“
Israels Wirtschaftsminister Nir Barkat sieht keine Beeinträchtigungen der Handelsbeziehungen seines Landes mit arabischen Staaten wegen des Krieges gegen die Hamas im Gazastreifen. Es gebe in den Handelsbeziehungen „überhaupt keine Veränderung“, sagte Barkat am Rande des 13. Ministertreffens der Welthandelsorganisation (WTO) in Abu Dhabi vor Journalisten. „Die Dinge sind sehr stabil“, führte Barkat aus.
„Ich denke, die Führung versteht, dass wir das gleiche Ziel haben, nämlich auf friedliche Weise zusammenzuarbeiten“, sagte der Minister.
Mehrere arabische Staaten hatten in den vergangenen Jahren ihre Beziehungen zu Israel im Zuge der von den USA vermittelten Abraham-Abkommen normalisiert, darunter die Vereinigten Arabischen Emirate, Marokko und Bahrein. Bemühungen um eine ähnliche Annäherung zwischen Saudi-Arabien und Israel erlitten aber durch den Großangriff der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel und die folgende israelische Militäroffensive im Gazastreifen einen herben Rückschlag. Saudi-Arabien legte die Gespräche auf Eis.
Vergangene Woche hatte das israelische Zentralbüro für Statistik Zahlen vorgelegt, wonach das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Israel im vierten Quartal um 19,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gesunken sei. Im Gesamtjahr 2023 wuchs die israelische Wirtschaft demnach um zwei Prozent.
Auf die Frage nach den wirtschaftlichen Einbußen Israels aufgrund des Krieges sagte Barkat, dass die Staatsverschuldung des Landes um 150 bis 200 Milliarden Schekel (38-51 Milliarden Euro) steigen könnte. Doch dies sei „nichts, was Israel nicht mittel- oder langfristig stemmen“ könne, fügte er hinzu.
Im Januar bewilligte das israelische Kabinett zusätzliche 55 Milliarden Schekel, um die Kosten des Krieges zu decken. Die Wirtschaft leidet nicht zuletzt wegen fehlender Arbeitskräfte: Mehr als 300.000 Reservisten wurden mobilisiert, zudem mussten seit dem 7. Oktober hunderttausende Bewohner aus dem Süden und Norden Israels wegen des anhaltenden Raketenbeschusses der Hamas im Gazastreifen und der mit ihr verbündeten pro-iranischen Hisbollah im Libanon evakuiert werden. (afp)
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