+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Iran wirft Israel vor, die Diplomatie torpediert zu haben
Iran behauptet, man habe kurz vor einer Verhandlungslösung mit den USA gestanden. Europäer verhandeln mit Iran. Schweizer und Briten schließen Botschaften in Teheran.
Inhaltsverzeichnis
- Irans Außenminister wirft Israel „Verrat“ vor
- Iran will über Begrenzung der Uran-Anreicherung reden
- Trump: Entscheidung über Kriegseintritt innerhalb von zwei Wochen
- Krankenhaus in Israel von Rakete getroffen
- Europäer verhandeln mit Iran über Atomprogramm
- Außenminister beraten über Lage in Israel und Iran
Irans Außenminister wirft Israel „Verrat“ vor
Eine Woche nach Beginn der israelischen Angriffe gegen den Iran hat der iranische Außenminister Abbas Araghtschi Israel „Verrat“ an den diplomatischen Bemühungen der USA vorgeworfen. „Es war ein Verrat an der Diplomatie und ein beispielloser Angriff auf die Grundlagen des Völkerrechts“, sagte der iranische Chefdiplomat am Freitag in einer Rede vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf.
Der Iran und die USA seien kurz davor gewesen, sich für ein „sehr vielversprechendes Abkommen“ zu treffen, als Israels zum Angriff übergegangen sei, sagte Araghtschi. Seitdem seien in dem „ungerechten“ Krieg „hunderte“ Menschen im Iran gestorben. Die letzte offizielle Opferzahl aus Teheran stammt vom vergangenen Sonntag. Dabei war von mindestens 224 Toten die Rede gewesen. (afp)
Schweiz und Großbritannien schließen Botschaften in Teheran
Großbritannien und die Schweiz, die seit Jahrzehnten auch die diplomatischen Interessen der USA im Iran vertritt, haben ihre Botschaften in Teheran wegen des Kriegs zwischen dem Iran und Israel geschlossen. Die Briten teilten mit, das Botschaftspersonal wegen der Sicherheitslage vorübergehend aus dem Iran abzuziehen. „Die Situation könnte schnell eskalieren“, schrieb das Außenministerium in London. Gearbeitet werde nun aus der Ferne.
Das Schweizer Außenministerium teilte mit, die Entscheidung sei „angesichts der Intensität der militärischen Operationen im Iran und der äußerst instabilen Lage“ getroffen worden. Das ausländische Personal habe den Iran bereits verlassen. Es werde zurückkehren, sobald die Lage dies erlaube. (dpa)
USA verhängen neuen Sanktionen
Die US-Regierung hat neue Sanktionen im Zusammenhang mit dem Iran und mit Terrorismusbekämpfung verhängt. Betroffen seien unter anderem zwei Unternehmen mit Sitz in Hongkong, wie aus einer Mitteilung des US-Finanzministeriums hervorgeht. Die Sanktionen richten sich den Angaben zufolge gegen mindestens 20 Unternehmen, fünf Personen und drei Schiffe. (rtr)
Israel erwartet ernsthafte Anstrengungen
Israel erwartet von dem Treffen der europäischen Außenminister mit dem iranischen Ressortchef ernsthafte Anstrengungen, die nuklearen Fähigkeiten der Islamischen Republik zu reduzieren. „Wir haben in den letzten Jahrzehnten diplomatische Gespräche erlebt, und sehen Sie sich die Ergebnisse an“, sagt der israelische UN-Botschafter Danny Danon vor Journalisten bei den Vereinten Nationen. „Wenn es echte Bemühungen gibt, die Fähigkeiten des Iran abzubauen, dann können wir das in Betracht ziehen, aber wenn es nur eine weitere Sitzung und Debatten werden, wird das nicht funktionieren.“ (rtr)
Israel gibt Entwarnung für eigene Bürger:innen
Das israelische Militär erklärt die Bedrohung durch iranische Raketen für beendet. Die Bürger könnten die Schutzräume wieder verlassen, teilt es mit. (rtr)
Iran will über Begrenzung der Uran-Anreicherung reden
Der Iran ist nach Angaben aus Regierungskreisen grundsätzlich bereit, mit den Europäern über eine Begrenzung der Uran-Anreicherung in seinem Atomprogramm zu sprechen, eine Reduzierung auf Null kommt aber nicht infrage. Die Rolle der europäischen Mächte sei nun bedeutender, sagt ein iranischer Regierungsvertreter vor den Gesprächen mit den Außenministern Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens in Genf. Wegen der israelischen Angriffe auf sein Land wolle die Regierung in Teheran derzeit nicht mit den USA interagieren. (rtr)
Trump: Entscheidung über Kriegseintritt innerhalb von zwei Wochen
US-Präsident Donald Trump will innerhalb der nächsten zwei Wochen über ein mögliches Eingreifen der USA in den Krieg zwischen Israel und dem Iran entscheiden. Die Entscheidung hänge davon ab, ob es Fortschritte bei den Verhandlungen über Teherans Atomprogramm gebe, hieß es am Donnerstag in einer Erklärung Trumps. Unterdessen gingen die internationalen Bemühungen weiter, den Iran im Streit über sein Atomprogramm zum Einlenken zu bewegen.
„In Anbetracht der Tatsache, dass es eine beträchtliche Chance auf Verhandlungen mit dem Iran gibt, die in naher Zukunft stattfinden könnten oder auch nicht, werde ich innerhalb der nächsten zwei Wochen entscheiden, ob wir loslegen“, hieß es am Donnerstagabend in einer Erklärung Trumps. (afp)
Israel meldet Dutzende Angriffe auf den Iran
Israel hat nach eigenen Angaben in der Nacht Dutzende Angriffe auf militärische Ziele im Iran geflogen. Unter anderem sei auch eine Einrichtung ins Visier genommen worden, die an der Entwicklung iranischer Atomwaffen beteiligt sei, teilt das Militär mit. Dabei habe es sich um die Militär-Forschungsorganisation SPND gehandelt. (rtr)
Krankenhaus in Israel von Rakete getroffen
Bei einem iranischen Raketenangriff auf Israel am Morgen ist dem israelischen Militär zufolge die Stadt Beerscheba im Süden des Landes getroffen worden. Mindestens ein Geschoss sei in der Nähe von Wohnhäusern, Bürogebäuden und Industrieanlagen eingeschlagen, teilt die Armee mit. Bei mindestens einem Wohnkomplex sei die Fassade abgerissen worden. Sanitätern zufolge wurden mindestens sechs Menschen leicht verletzt. Es werde aber in den Wohnungen noch nach weiteren Verletzten gesucht. Der israelische Sender Kan zeigt Aufnahmen von brennenden Autos, dicken Rauchschwaden und zerbrochenen Fenstern an Wohngebäuden. CNN berichtet von Bränden in der Nähe von Bürogebäuden, in denen auch eine Vertretung von Microsoft untergebracht ist. Beerscheba war in den vergangenen Tagen bereits wiederholt zum Ziel iranischer Angriffe geworden. (rtr)
Europäer verhandeln mit Iran über Atomprogramm
Während der Krieg zwischen Israel und Iran in die zweite Woche geht, wollen sich drei europäische Außenminister heute bei einem Treffen mit ihrem iranischen Kollegen in Genf um Deeskalation bemühen. Ein Ziel von Johann Wadephul (Deutschland), Jean-Noël Barrot (Frankreich) und David Lammy (Großbritannien) ist es, den Iran zum Einlenken bei seinem Atomprogramm zu bewegen und von Kernwaffen fernzuhalten.
Auch die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas will an dem Treffen mit dem iranischen Außenminister Abbas Araghtschi teilnehmen. Bei den Europäern dürfte die Hoffnung mitschwingen, einen diplomatischen Impuls zu setzen – unter dem Eindruck der noch offenen Entscheidung darüber, ob die USA aktiv in den Krieg eintreten oder nicht. (dpa)
Außenminister beraten über Lage in Israel und Iran
US-Außenminister Marco Rubio hat am Donnerstag (Ortszeit) den britischen Außenminister David Lammy sowie die australische Außenministerin Penny Wong, den französischen Außenminister Jean-Noel Barrot und den italienischen Außenminister Antonio Tajani jeweils zu Einzelgesprächen getroffen, um den Konflikt zwischen Israel und dem Iran zu besprechen. Wie das US-Außenministerium mitteilte, sind sich Rubio und die Außenminister einig gewesen, dass der Iran niemals eine Atomwaffe entwickeln oder erwerben soll. (rtr)
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