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Generalversammlung

Zahlen der Genoversammlung 2021 Erfolgreich durchs Pandemiejahr

Das Geschäftsjahr 2020 lief für die taz Genossenschaft erfreulich, doch neue Risiken und Herausforderungen zeichnen sich bereits ab. Bei deren Bewältigung kann nun auch eine neue Aufsichtsrätin helfen.

Könnte eigentlich zufrieden sein: taz-Geschäftsführer Andreas Bull im Gespräch mit taz-Redakteur Gereon Asmuth, im Hintergrund Aufsichtsrat Tenhagen und Vorständin Mierel (v.l.) Foto: Piero Chiussi

Von JANN-LUCA KÜNSSBERG

Berlin, 20.09.21 | Für die taz war 2020 wieder ein erfolgreiches Jahr. Dabei habe auch die Pandemie geholfen, berichtete Geschäftsführer Andreas Marggraf am Samstag, 18.09.21, auf der Genossenschaftsversammlung: „Die Nachfrage nach Journalismus ist in dieser Zeit stark gewachsen, vor allem auch nach taz-Journalismus.“

Bis zu 12 Millionen Zugriffe im Monat verzeichnete taz.de, die Homepage der taz. Die Erlöse aus Abo und taz zahl ich (tzi) konnten gegenüber dem Vorjahr um 5,5 Prozent gesteigert werden. Auch der günstige Papierpreis habe sich auf das gute Gesamtergebnis ausgewirkt, so Marggraf.

Disput mit dem Finanzamt

Die gute finanzielle Substanz könnte noch an besonderer Stelle wichtig werden: Die taz hat eine „größere Auseinandersetzung“ mit dem Finanzamt. Weil sie den erhöhten Umsatzsteuersatz von 19 Prozent auf die digitale Zeitung gegenüber den 7 Prozent auf die gedruckte Ausgabe seit jeher für diskriminierend hält, wurde immer nur der niedrigere Satz abgeführt.

Das Finanzamt habe sich nie daran gestoßen, so die Geschäftsführung – bis jetzt. Zwar gilt seit Dezember 2019 auch für digitale Zeitungen der reduzierte Umsatzsteuersatz. Das Finanzamt fordert für den Zeitraum davor aber eine Nachzahlung von etwa einer halben Million Euro. Das will die taz nicht zahlen. „Wir sind da Vorreiter und haben die digitale Zukunft vorbereitet“, so Marggraf. Ein Sicherheitspolster wurde dennoch angelegt.

Auch die Genossenschaft selbst kann positive Bilanz ziehen: 1.199 neue Mitglieder kamen 2020, dazu zahlreiche Aufstocker:innen. So konnte das Genossenschaftskapital auf 20,5 Millionen Euro gesteigert werden. Der Wert eines Anteils stieg von 442,30 im Jahr 2019 auf 464,30 Euro 2020.

Es bleibt viel zu tun: taz-Geschäftsführer Andreas Marggraf Foto: Piero Chiussi

Unmut der Freien

Die festangestellten Mit­ar­bei­te­r:in­nen profitierten auch 2020 wieder von einer Lohnerhöhung um 2,5 Prozent; eine fast schon Tradition gewordene Anpassung, die sich auch die freien Mit­ar­bei­te­r:in­nen wünschen, wurden die Zeilenhonorare in den letzten zehn Jahren doch nur einmal erhöht. Stellvertretend für sie trug der rechtspolitische Korrespondent der taz, Christian Rath, dann auch das „Manifest der Freien“ vor und diskutierte mit Geschäftsführer Andi Bull und Chefredakteurin Ulrike Winkel­mann ihre Anliegen einer deutlichen Verbesserung der Situation für die Freien.

Das anschließende Stimmungsbild der Ge­nos­s:in­nen ergab zwar durchaus solidarische Ideen für die freien Mitarbeiter:innen, aber auch den Wunsch nach wirtschaftlicher Stabilität. Neben einer Anpassung der Honorare 2022 soll „die Möglichkeit einer weiteren Erhöhung“ jährlich geprüft werden.

Neue Aufsichtsrätin

In einem zusätzlichen Stimmungsbild sprach sich eine Mehrheit für die Fortsetzung der Google-Kooperation im Rahmen der „Offensive Junge Zielgruppe“ aus. Vorstand und Aufsichtsrat wurden mit 94 beziehungsweise 95 Prozent der Stimmen entlastet.

Apropos Aufsichtsrat: Die langjährige Aufsichtsrätin Stefanie Urbach hat ihren Posten abgegeben. Sie wurde mit einer sehr persönlichen Rede von Chefredakteurin Barbara Junge verabschiedet.

In einer spannenden Wahl mit vier interessanten Kandidatinnen wurde im dritten Wahlgang die frühere Kreativdirektorin der taz und heutige Geschäftsführerin von Trafo Media Tech, Nina Schoenian, zur neuen Aufsichtsrätin der taz Genossenschaft gewählt.

Die neue Aufsichtsrätin der taz Genossenschaft: Nina Schoenian Foto: Piero Chiussi

Satzungsänderung fürs Digitale

In der Spitze nahmen etwa 450 Ge­nos­s:in­nen an der digitalen Veranstaltung teil. Wie schon im Vorjahr, wurde die digitale Durchführung der Generalversammlung dank einer gesetzlichen Ausnahmeregelung im Zuge der Pandemie möglich. So unwahrscheinlich es vor der Pandemie schien, dass sich ernsthaft jemand für die digitale Teilnahme an der Genoversammlung interessieren würde. So unwarscheinlich ist es nun, nach der Pandemie die digitale Teilnahme nicht mehr anzubieten.

Das Digitale ist gekommen, um zu bleiben. Idealerweise 2022 dann aber als hybride Veranstaltung mit Genoss:innen vor Ort und im Stream. Doch darauf ist die Satzung der taz Genossenschaft nicht eingestellt. Bis jetzt. Der entsprechende Antrag zur Satzungsänderung, um die digitale Teilnahme auch ohne „Coronagesetz“ zu ermöglichen, wurde von den taz Genoss:innen mehrheitlich angenommen.