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25.07.2013 , 21:34 Uhr
Sehr geehrter Herr Jakob,
ich war heute Nachmittag beruflich in der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in Schwäbisch Gmünd und habe mit zwei der betroffenen Flüchtlinge gesprochen. Beide sind tieftraurig darüber, dass das Projekt eingestellt wurde. Der 32-jährige Lamin aus Gambia saß neben mir auf der Bank einer ehemaligen, in sich verfallenden Bushaltestelle auf dem Gelände und sagte mir, er sei traurig und enttäuscht. Die Arbeit am Bahnhof habe es ihm erlaubt mit seinen Mitmenschen in Gmünd in Kontakt zu kommen und vor allem alten und behinderten Menschen zu helfen. Jetzt sitze er eben auf dieser Bank und wisse nicht, was er tun soll. Er darf dank des Asylbewerberleistungsgesetzes keine andere Tätigkeit aufnehmen. Genau dieses Gesetz schreibt ja auch die Lohnobergrenze von 1,05 Euro vor. Da kann die Stadt Schwäbisch Gmünd bestimmt nix dafür. Der 32-jährige Deepak aus Indien bekräftigte mir gegenüber, dass die Tätigkeit die Männer davon abgehalten hatte in Depressionen zu verfallen.
Man muss sich ja auch mal vorstellen, wie es ist, wenn das eigene Schicksal gerade von einem gesichtlosen Bürokratieapparat entschieden wird, und man per Gesetz dazu verdonnert ist, sich bloss nicht durch eine geregelte Arbeit oder Ausbildung davon ablenken zu lassen. Ganz zu schweigen davon, dass man mal seiner ach-so-großzügigen 7,5 Quadratmeter großen "Wohnung" für ein paar Stunden den Rücken kehren kann.
Und a propos ambivalentes Verhältnis zur Arbeit. Haben Sie nicht auch ein ambivalentes Verhältnis zu ihrem eigenen Artikel wenn Sie einerseits dem Staat vorwerfen, aktive Desintegration mit Flüchtlingen zu betreiben um sie besser abschieben zu können, aber einen Bürgermeister der Scheinheiligkeit und des Rumheulens bezichtigen, der versucht (wenn auch visuell unglücklich) sie ins öffentliche Leben einzubinden?
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