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15.07.2020 , 11:01 Uhr
Meine Eltern haben die Volksschule abgeschlossen, aber sie waren keineswegs bildungsfern. Meine fünf Geschwister und ich gingen, zumindest teilweise, auf das Gymnasium. Ich habe es bis zur Promotion geschafft. Ich habe mich von meiner Herkunft entfernt und gelernt, wie man ein Rotweinglas hält. Mir fehlt es weder an Fachwissen noch an Kompetenz oder Selbstsicherheit. Ich brauche auch keine paternalistische Betreuung. Aber mit der Promotion war Schluss. Was mir fehlt, ist die Seilschaft, heute liebevoll Netzwerk genannt, und da hilft alles nichts. Es ist es die Tochter des Freundes des Dekans, der Schwiegersohn der Freundin des Kollegen, der Neffe des Bekannten des Doktorvaters, die zum Zug kommen, auch wenn sie die Voraussetzungen nicht haben. Unter dem Deckmantel der Freiheit von Forschung und Lehre herrschen Abhängigkeiten, Mauscheleien und Gemeinheiten, die nur mit einer grundlegenden Demokratisierung der Hochschulen angegangen werden können.
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