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02.09.2014 , 19:31 Uhr
Während ich mir Ihren letzten Beitrag so durchlese, entsteht bei mir ein großes Fragezeichen auf der Stirn, und davor steht: "SO WHAT".
Wenn zu Borderlinern gemachte Kinder oder sonst irgendwie missbrauchte, vergewaltigte, misshandelte Menschen sich keiner Therapie unterziehen wollen (vielleicht, weil sie nicht können, aus Angst, etc.), dann gönne man denjenigen doch wenigstens die Kompensation. Selbst wenn dieses Verhalten dann keine Heilung darstellt und auch nicht dauerhaft zu Glückseligkeit führen wird - Kompensation durch dem Erlebten ähnliche Situationen kann eine zumindest zeitweilige Beruhigung, Befriedigung, wie auch immer man es nennen mag, auslösen.
Letztendlich, Frau Oetken, scheinen Sie in meinen Augen einen ganz wichtigen Punkt zu übersehen:
Wir sind alle erwachsene Menschen. Wir haben alle das Recht, zu tun, was wir glauben, das uns gut täte oder uns einfach nur Spaß machen könnte. Jedem, der Gewalterfahrungen machen musste, steht es frei, eine Therapie zu machen. Aber für viele BSDM-Praktizierenden wird das wohl einfach nicht zutreffen. Und selbst wenn: SO WHAT?
zum Beitrag25.07.2014 , 16:36 Uhr
Sehr geehrte Frau Oetken,
ich denke nicht, dass irgendjemand, auch ich nicht, das von Ihnen erlebte Leid nachvollziehen kann. Dennoch sind die Wenigsten, auch ich nicht, frei von üblen sexuellen Erfahrungen, die sogar schon aus Missverständnissen resultieren können. Das bringt mich jedoch nicht dazu, von nun an auf jeder sich bietenden Plattform solche Formen der Sexualität, die machen vielleicht fremd sind, herabzuwürdigen.
Ob krankhaft oder gesund, das sei jetzt mal dahingestellt. Schließlich hat doch jeder irgendeine Macke und wenn er glaubt, keine zu haben, ist vielleicht genau das die Macke. Aber muss man denn diese Praktiken als "Folter" bezeichnen und außerdem die Akzeptanz solcher Vorlieben für "gefährlich" halten? Mitnichten, wie der letzte Absatz vor der Zwischenüberschrift "Entspannter Umgang mit Machtverhältnissen" verdeutlichen sollte.
Am befremdlichsten ist m.E. die Selbstverständlichkeit, mit der Sie die öffentliche Meinung oder "Gesellschaft" mit Ihrem ganz eigenen Denken gleichsetzen und verwechseln. Die Realität, die dem öffentlichen Diskurs gegenübersteht, ist nämlich für 100% der Menschen, abzüglich "viele Menschen, unter anderem Kinder", eine sehr spannende, amüsante, schamlose und nicht zuletzt menschliche Aktivität.
18.04.2014 , 20:55 Uhr
Sehr geehrte Frau Nord,
überwiegend eine in meinen Augen sehr treffende Deutung des Films. Einzig eine "Kleinigkeit" stört mich gewaltig: "Wäre Joe ein Mann, kein Mensch - sie selbst am wenigsten - hätte sich an ihrem Verhalten gestört.".
Wäre nämlich eine männliche Verkörperung Joes mein Mann, hätte ich mich mindestens so gewaltig wie Jeróme am verantwortungslosen, wiederholten nächtlichem Fortgehen gestört.
Darüber hinaus muss ich ernsthaft fragen, ob Sie entscheidende Szenen aufmerksam verfolgt haben. Beispielsweise die gehetzten Blicke auf die Armbanduhr vor dem "SM-Studio", Joes Zusammenbrechen unter Tränen vor dem Bett ihres Sohnes, das Schmeißen der Tasse an die Wand, um die Trauer über den Verlust ihres Sohnes zu "abzuschmettern", später das (zumindest anfängliche) "Adoptieren" P.'s wie eine Ersatz-Tochter.
Ich wünschte, ich könnte die Behauptung, "Joe hätte als Mann kein Problem gehabt", als Utopie einer ad absurdum emanzipierten Frauenrechtlerin wie Alice S. abtun. Stattdessen fehlt es dieser Rezension offensichtlich gänzlich an Einfühlungsvermögen, sowohl hinsichtlich Joes Selbsthass über ihr Scheitern als Mutter, als auch hinsichtlich des Leidens absichtlich betrogener Frauen, ferner hinsichtlich der Gewissensqual eines eigentlich treuen, sorgenden Ehemanns und werdendem Vater.
Mich plagt der Gedanke, dass nur ein emotional minimal sensibler Mensch Joes mitunter tabulose, Familien zerstörende Männer-Jagd legitim finden könnte und sogar als "das Beanspruchen eines eigenen Platzes im Reich der Sinne" euphemisiert. Ich als Frau schäme mich fremd für das Bezeichnen dieses Verhaltens als "Selbstverständlichkeit" und kann mich mit derartig bizarren Auswüchsen der "sexuellen Revolution" bzw. der "zweiten Frauenbewegung" nicht identifizieren.
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