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15.01.2018 , 07:30 Uhr
Teil 3
Ein paar Zeilen später verdreht Hecht ein weiteres Argument der Briefschreiberinnen. In dem Brief steht, dass die in der Folge der #metoo Kampagne getätigten Veröffentlichungen den Feinden sexueller Freiheit in die Hände spielen. Genannt werden neben religiösen Extremisten noch Reaktionäre und Menschen von viktorianischer Moral. Dieses Argument muss man nicht nachvollziehen. Aber es ist falsch, dies daraus zu machen: „So grotesk es ist: Nur indem Sexismus und Machtmissbrauch weiter möglich sind, heißt das übersetzt, verteidigen wir unseren Sex gegen christliche Moralisten und islamistische Fundamentalisten.“ Zum nun zweiten Mal stellt Hecht es so dar, als würden die Briefschreiberinnen Sexismus und Machtmissbrauch gutheißen. Dem ist nicht so, wie ich schon weiter oben gezeigt habe.
Das Problem an der #metoo Debatte ist, dass sie scheinbar nur hochemotional und nicht sachlich geführt werden kann. Wenn du nicht mein Freund bist, dann bist du mein Feind. Dies würde ich als Ideologiefalle bezeichnen. Eine Falle, in die auch Frau Hecht getappt ist.
Disclaimer: Ich bitte Ungenauigkeiten zu verzeihen, meine Zeit ist begrenzt. Ich wünsche mir schlicht eine sachlichere Debatte.
zum Beitrag15.01.2018 , 07:28 Uhr
Teil 2
Kurz darauf schreibt Hecht: „Freiheit wäre an dieser Stelle, wenn sexuelle Gewalt und Machtmissbrauch so geächtet wären, dass wir #MeToo nicht bräuchten.“ Es liest sich, als würden Deneuve und Co eine andere Position vertreten. Tatsächlich steht in dem Brief folgendes: „Nach dem Fall Weinstein gab es ein legitimes Bewusstsein für sexuelle Gewalt gegen Frauen, insbesondere im beruflichen Kontext, in dem einige Männer ihre Macht missbrauchten. Es war notwendig.“ (Brief Deneuve) Der Leser wundert sich, wie es kommen kann, dass ein kritischer Kommentar zum Brief den Inhalt des Briefs gleichzeitig wiederholen kann und trotzdem den Brief anklagen kann, genau dies nicht gesagt zu haben. Irgendwie paradox.
Hierzu muss gesagt werden: es ist grundsätzlich klar, sexuelle Gewalt und Machtmissbrauch gehören geächtet. Und es ist lächerlich, jedem und der, der/ die die #metoo Debatte in Teilen überspitzt findet, damit zu belästigen sexuelle Gewalt und Machtmissbrauch gutzuheißen. So etwas ist ein Totschlagargument (Argumente, die von übergreifender Wahrheit sind, mit denen die meisten Diskussionsteilnehmer übereinstimmen und die vor allem der Ablehnung oder Herabsetzung des Gegenübers dienen) und solch ein Totschlagargument zerstört die Basis einer jeden gemeinsamen Debatte.
zum Beitrag15.01.2018 , 07:28 Uhr
Teil 1
Ich versuche nun zu zeigen, dass der Kommentar von Fr. Hecht in Teilen unsachgemäß ist und eher ideologisch agiert als argumentativ. Dafür nutze ich drei exemplarische Auszüge aus dem Kommentar, da mir für eine sicher lohnende, eingehende sprachliche Untersuchung die Zeit fehlt.
Ich beziehe in meine Überlegungen außerdem die Übersetzung des Briefs ein, wie sie von einem Forenkommentator hier veröffentlicht wurde: //taz.de/!5474061/#bb_message_3576405.
Frau Hecht übernimmt in ihrem Kommentar das Argument, es brauche „die Freiheit zu belästigen“ (Brief Deneuve) und setzt es als „das „lästig werden“ rette die sexuelle Freiheit“ um. Soweit so gut. Allerdings hängt Hecht, nur durch ein Komma getrennt, noch Folgendes an den Satz an: „nur das Stillschweigen und Hinhalten der Frauen also die offene Gesellschaft" (Kommentar Hecht). Für den Leser klingt dies wie eine Fortsetzung der Position der Briefschreiberinnen. Und es klingt grundlegend falsch. Stillschweigen und Hinhalten.
Die Sache ist, Hecht verwendet an dieser Stelle ein Strohmann-Argument (Es werden Positionen des Gegners kritisiert, die dieser nicht vertritt; zählt zu den unsauberen Argumenten). Es geht in dem Brief keineswegs darum stillschweigend Hinzuhalten. Es geht um das Recht „nein zu sagen“ (Brief Deneuve) und darum informiert und aufmerksam zu sein, um „ihr Leben ohne Einschüchterung oder Schuldgefühle zu leben“ (Brief Deneuve). Es geht eigentlich um ein selbstbewusstes, aktives Leben. Aber das passt nicht in eine Contra-Argumentation.
zum Beitrag