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30.10.2019 , 15:48 Uhr
Und noch ein Bisschen politische Aufklärung hinterher: Es gibt so ein Phänomen in Protestbewegungen, das nennt sich "Bündnisarbeit". Ja natürlich gibt es die Anwohner*innen mit ihren -abnsolut legitimen- Interessen nach einer intakten Umwelt vor der eigenen Haustür. Wo sollen sie auch sonst als erstes kehren. Aber es gibt auch andere Akteure, die sich wegen ihrer allgemeineren Überzeugung von ökologischen Idealen mit diesen Anwohner*innen "verbünden" und dann den Wald besetzen. Geht sogar ganz ohne Stundenlohn. Aber das manch Menschen tatsächlich aus moralischer Überzeugung handeln könnten, scheint manchen anderen Menschen völlig unglaubwürdig zu sein. Ob da von sich auf andere geschlossen wird?
zum Beitrag30.10.2019 , 15:42 Uhr
Ja pfui Teufel aber auch, dass so Anwohner*nnen sich erdreisten Eigeninteressen zu haben und dafür auch noch einstehen. Und dann finden die gelegentlich sogar noch Gehör! Wenn das alle machen würden, wo kämen wir denn da hin? Das wäre ja Demokratie! Eigeninteressen haben übrigens nicht nur Anwohner*innen, sondern auch Konzerne wie z.B. Ferrero, dessen Werk in Stadtallendorf durch die A49 besser angebunden wäre. Das scheint mir das einzig rationale Motiv hinter diesem ansonsten völlig absurden Megaprojekt. Aber diese Eigeninteressen sind in ihren Augen wahrscheinlich identisch mit dem Gemeinwohl?
zum Beitrag02.04.2017 , 00:53 Uhr
OK, little red rooster, ich erklär Ihnen den Diskussionsverlauf nochmal.
@Chaosarah hat darauf hingewiesen, dass "Pferde, Kühe, Ameisen, Bienen, Quallen, Hirsche und Hunde" auf der "Rangliste der tödlichen Tiereangriffe" weiter oben stehen als der Wolf - wo auch kein Aufruf zur Ausrottung kommt. Ich sehe das als Hinweis auf die unterschiedlichen Maßstäbe, die wegen überholter Vorurteile an verschiedenen Spezies angelegt werden. Ist der Zusammenhang jetzt verständlich?
Biber wurden von @Konold Klaus erwähnt, dem diese Diskussion zwar egal ist, der das aber auch mitteilen wollte. Das ist auch OK.
Die Füchse erwähnte @Sonja Wallschag. Sie weist -in einem übrigens sehr informativen Beitrag- darauf hin, dass Herdenschutz durch Zäune und Herdenhunde allerdings erfolgreich ist, und nebenbei auch noch andere Verluste, u.a. durch Diebstahl und Füchse, reduziert werden.
Wildschweine kamen öfter vor. @Anamolie und @Ruhig Blut brachten das Argument, dass...
zum Beitrag01.04.2017 , 19:33 Uhr
Die moderne westliche Angst vor dem Wolf, dem Wildschwein und allem "Wilden" hat m.E. weniger mit den Genen zu tun als mit Entfremdung von der Natur. Wer Wildtiere kennen gelernt und sich als Teil der Natur erlebt hat, hat vorsichtigen Respekt - aber keine panische Angst. Genau so sehe ich übrigens auch für Bären. Ich würde wahrscheinlich nicht ohne Vorbereitung und Pfefferspray im Wolfsrevier campen und wahrscheinlich auch nicht ohne Schrotflinte im Bärenrevier. Aber ich wär auch ziemlich sicher, dass ich die Waffen nicht verwenden müsste. Jedes Wildtier -jedes!- hat mehr Grund zur Angst vor dem Menschen als umgekehrt - und das wissen die sehr genau.
Ich kenne mehrere Leute, die schon in Wolfsrevieren gecampt und nachts das Heulen gehört haben. Ich glaube nicht, dass irgendwer von denen Schusswaffen dabei hatte. Die sprechen alle mit Ehrfurcht und Respekt, aber ohne Angst von ihren Erlebnissen. Ich bin ziemlich sicher, dass auch Markus Bathen (auf den Sie sich ja hier beziehen) regelmäßig die Wölfe heulen hört, und nicht nur aus dem SUV ihre Spuren anguckt.
Die angebliche "Urangst" des Menschen vor dem Wolfsgeheul ist bei westeuropäischen Städtern deshalb so stark, weil sie das Geräusch nur aus Gruselfilmen kennen, wo dann alle Schauspieler sofort nervös werden und nachher was schlimmes passiert. Aber keine Sorge: Hollywood irrt sich auch manchmal.
zum Beitrag01.04.2017 , 19:32 Uhr
Dazu, und zu den Urlaubstipps von un2wei:
Das "archaische Moment der Begegnung" hatte ich schon mehrfach mit Wildschweinen. Die sind ja meines Wissens statistisch noch viel gefährlicher für Menschen als Wölfe, auch wenn man Populationsdichte berücksichtigt. Das war zum Beispiel (wie un2wei fordert) nachts im Zelt und ca. 1 km von der nächsten menschlichen Behausung (was dann auch ein Camp war), während sie den Waldboden nach Futter umgepflügt haben. War die ersten Male selbstverständlich auch ein mulmiges Gefühl. Normalerweise waren die weg, sobald ich ein menschliches Geräusch gemacht habe. Einmal waren es so viele, dass sie selbstbewusst-neugierig dageblieben sind - und ich musste meinen Nachtspaziergang quer durch die Rotte weiterführen, die ich nicht sehen konnte, aber aus allen Richtungen hören. (Ja, ich kann Wildschweine an ihren Geräuschen sicher erkennen.) Und klar, das war erst recht ein mulmiges Gefühl. Bin aber froh das erlebt mir zu haben, denn es ist eine irrational übersteigerte Angst weniger. Habe auch schon Bachen mit Frischlingen getroffen (dann tagsüber). Auch die haben sich entspannt ins nächste Dickicht zurückgezogen. Wer sich an ein Paar Regeln der Höflichkeit hält, für den sind Wildschweine m.E. recht ungefährlich - eben weil sie selbstbewusst sind. Die erste dieser Höflichkeitsregeln lautet: Bitte nicht jagen: Kein Schießpulvergeruch. Keine Jagdhunde. Ken Grund zur Panik.
zum Beitrag01.04.2017 , 19:27 Uhr
Ich weiß nicht, ob so ein Campingurlaub problematisch für die Wölfe wäre. Und natürlich sollten Leute, die das machen, sich vorher genau über die Risiken und die richtigen Vorbereitungen, Verhaltensweisen und nötige Ausrüstung informieren. Ansonsten: Ja, hätte ich Lust drauf, auch allein. Natürlich würde mir das "archaische Moment der Begegnung" (TazTi, s.o.) auch ein komisches Gefühl geben, bin ja auch in dieser Kultur aufgewachsen und habe noch keine wilden Wölfe erlebt (Stichwort Xenophobie = Fremdenfeindlichkeit = Angst vor dem Fremden). Aber genau darum würde es mir dabei auch gehen: Meine eigenen irrationalen Ängste herauszufordern. Siehe dazu auch meine Antwort an TazTi.
"die Population muss aufmerksam beobachtet werden. Nichts anderes lese ich im obigen Artikel."
Zitat Artikel: "Am besten bleibt es aber auch da – weit weg im sächsischen Wald. Zur Not müssen wir es zwingen, mit dem Gewehr."
Aufmerksame Beobachtung mit dem Gewehr?!?
Aufmerksame Beobachtung, indem jedes sachliche Argument im Artikel, dass keine realistische Gefahr besteht, weggewischt wird mit Bidern von Gemetzeln, der Wut des Bauern oder der allgemeinen Angst, dass ja trotz aller Argumente doch mal was passieren könnte?
Verschließe ich die Augen vor der Gefährlichkeit eines sehr scheuen Wildtiers, oder verschließen sie die Augen vor der Gefährlichkeit geschürter Angst und suggestiver Hetze? Auch wenn es Jost Maurin nur um eine Lockerung des gesetzlichen Schutzes gehen sollte - es gibt genug bekloppte, die sich unter anderem durch solche "Analysen" zu illegalen Jagdzügen aufstacheln lassen. Auch Rudi Dutschke wurde nicht von Axel Springer erschossen.
zum Beitrag01.04.2017 , 16:00 Uhr
Den Artikel gelesen? Der Wolf war im Garten der Kita um Äpfel zu essen. Er hat die Kinder nicht als Bedrohung betrachtet, deshalb hat er ja in Ruhe gegessen. Aber wo menschliche Kinder sind sind i.d.R. auch erwachsene, und nach der evolutionären Erfahrung hunderten Generationen von Wölfen haben die i.d.R. Schusswaffen und verteidigen ihre Kinder etwa so panisch und rücksichtslos wie das einer Wildsau mit Frischlingen nachgesagt wird. Deswegen war für den Wolf Vorsicht angemessen.
zum Beitrag31.03.2017 , 17:25 Uhr
Der Unterschied ist, dass sie die Autofahrer*innen nicht zum Abschuss freigeben wollen. Selbst die Raser und Drängler nicht, nehme ich mal an. Also die "Problemfahrer".
zum Beitrag31.03.2017 , 15:00 Uhr
Natürlich ist das mit der Einseitigkeit immer ein Stück weit subjektiv. Wenn ich eine bestimmte Meinung habe werde ich tendenziell die Argumente meiner Gegenseite leicht als überbewertet bis Unsinn abtun. Das könnte eine Fehlerquelle sein.
Ich glaube aber nicht, dass das hier das Problem ist. Beispiele, was ich am Stil des Artikels suggestiv und irreführend finde, habe ich ja einige gebracht. Ich könnte auch noch ne Weile so weiter machen, aber findste vllt. auch selber.
Ich wohne auf dem Land in der Nähe der Eifel, wo damit gerechnet wird, das die Wölfe demnächst wieder kommen. Mit meinen Informationen freue ich mich drauf.
Zu den Schäden stimme ich erstens dem Gemüseargument zu. Zweitens finde ich auch, dass bei Schaden unbürokratisch und angemessen entschädigt werden sollte - zum Wohle der Wölfe.
zum Beitrag31.03.2017 , 13:48 Uhr
Kommentar entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich.
Die Moderation
zum Beitrag31.03.2017 , 13:30 Uhr
Die Jäger waren schon immer die wichtigste treibende Kraft hinter der Schürung von Hass und Angst vor Wölfen, weil sie ihre wichtigste Konkurrenz ausschalten wollten. Die Ausrottung war dann natürlich auch ein schöner Spaß für die ganze Familie. Und danach haben sie über den Fehler der vorigen Generation Krokodilstränen geweint, während sie im nächsten Atemzug damit ihre eigene Existenz zu rechtfertigen: Wildbestandskontrolle. Auch deshalb freue ich mich über die Rückkehr des Wolfes: Jäger jagen aus Mordlust, faseln von Bestandskontrolle und füttern das Wild künstlich an. Wenn Wölfe kommen und Jagd ohne das Kontrollargument massiv eingeschränkt wird können die Ökosysteme zu einem natürlichen Gleichgewicht zurückkehren.
zum Beitrag31.03.2017 , 13:03 Uhr
Es ist schon blamabel für die taz, einem dermaßen einseitigen Artikel drei Seiten Raum zu geben - plus die Titelseite! Gab es denn eine aktuelle Nachricht in Zusammenhang mit Wölfen? Oder ist etwa schon Sommerloch?
@ Jost Maurin:
Tut mir leid, auch ich halte den Artikel für unseriöse Hetze. Das können sie nun als Diffamierung empfinden, soviel sie wollen, es ist nunmal meine Meinung. Und m.E. ist es dann auch legitim, das Wort in einer konstruktiven Diskussion zu verwenden; das sollte ein kritikfähiger Journalist aushalten.
Allein der Titel! Wenn ich an der Bushaltestelle stehe kommt der Bus mir auch "näher, immer näher", und das ist genau so wenig eine Nachricht. Auch der Bus kann mich töten, aber auch er tut es nicht, wenn ich es nicht provoziere. Den Wolf schon im Titel darzustellen wie einen übergriffigen Mann in der Disko, obwohl alle recherchierten Fakten gegen ein nennenswertes Risiko sprechen: Das ist bestenfalls Sensationsheischerei auf Bild-Niveau - oder eben einfach Hetze.
Dann der erste Satz: "Plötzlich steht der Wolf im Garten einer Kindertagesstätte..." Vom Spannungaufbau wie aus einem schlechten Gruselroman. Und dann schaut "das Raubtier" auch noch "die Kinder" an! Natürlich tut es das: Um sich zu vergewissern, dass vom gefährlichsten Raubtier in Deutschland (dem Menschen!) ausnahmsweise keine Gefahr ausgeht - und der Allesfresser Wolf hier in Ruhe Äpfel essen kann.
So kann ich mich quer durch den ganzen Artikel zitieren. Einseitige Formulierungen, unschlüssige Argumentationen, unnötig bildhafte Darstellung von Blut (haben sie schonmal eine Katze beim jagen gesehen?). Ja, Wölfe wecken tief liegende Emotionen, und die sollten auch beantwortet werden. Aber ein Redakteur im Umweltressort sollte sich an die Fakten halten, die er recherchiert, anstatt immer wieder neu die Ängste an die Wand zu malen, die er erlernt hat.
Herr Maurin, sind sie eigentlich Jäger, oder irgendwer in ihrem persönlichen Umfeld? Nur so aus Interesse...
zum Beitrag31.03.2017 , 13:02 Uhr
Jost Maurin übertitelt einen Abschnitt "Manche leben vom Wolf", um dann zwar kleinlaut zuzugeben, es sei "nicht auszuschließen", dass Hass und Angst vom Rinderzüchter Dommel etwas mit wirtschafltichen Interessen zu tun haben.
Danach berichtet er zwei Absätze lang, dass es Menschen gibt, die hauptamtlich im Wolfsschutz arbeiten. Gerade so als wären die Stellen von einer übermächtigen Ökoträumerverschwörung geschaffen worden. Als wäre nicht der Grund immer gewesen: Es gibt viel irrationale Angst vor Wölfen, die mit den Fakten nicht zu vereinbaren ist. Als wäre es grundsätzlich verdächtig, wenn Menschen Umweltschutz professionell betreiben. Als wären nicht die Lobbies von Nutztierhaltern und Jägern immer noch viel mächtiger. Und so hat Herr Maurin auch gleich die Argumente vom "bezahlten" Markus Bathen vorab diskreditiert. Danke für die Sachlichkeit.
Dann erwähnt er "zerfetzte Reste von Rehen" und gönnt damit dem Publikum noch ein Paar Angsthormone - um gleich darauf zu erwähnen, dass Bathes Sohn "Ungefähr so groß und schwer wie ein Reh" ist. Dass der Wolfsexperte trotzdem entspannt ist, könnte zum Nachdenken bringen. Mit Maurins Andeutungen wirkt es fahrlässig und naiv.
Später muss die Leser*in noch einmal ganz ausdrücklich daran erinnert werden, dass auch Bathe "persönliche Interessen verfolgt", weil er ja unverschämter Weise "vom Wolf lebt". Genau, und deshalb lügt er über die Ungefährlichkeit von Wölfen und zieht dann mit seiner Familie ins Wolfs-Krisengebiet, wo er sein Kind für seinen Nabu-Lohn an die gierigen Wölfe verfüttert.
Danke für die suggestive Überstrapazierung mancher Fakten (wie der Existenz von hauptamtlichen Stellen bei Umweltverbänden und Umweltministerien), danke für die suggestive Aneinanderreihung von emotionalen Bildern, die sachlich nicht zusammen gehören (wie der Blutigkeit von Jagdbeute und der Verletzlichkeit von Kindern), und danke für die darin zum Ausdruck gebrachte Transparenz, was Tatsachen sind, und was ihre eigene "Analyse".
zum Beitrag31.03.2017 , 11:47 Uhr
In ihrem Artikel hat bei jedem Argument der wütende Rinderzüchter das letzte Wort. Seine drastischen Darstellungen eines gerissenen Kalbes können sie zitieren, müssen sie aber nicht. Den Fall in Alaska können sie wie ein Argument für die unglaublich gefährlichen Wölfe darstellen - sie könnten aber auch kenntlich machen, dass sie bei ihrer Recherche weltweit keinen aktuelleren Fall gefunden haben als einen von 2010 in Alaska, wo es wahrscheinlich mehr Wölfe als Menschen gibt. Dass Nathalie Soethe über ihre Argumente ernsthaft nachdenkt könnten sie als Beweis der gedanklichen Offenheit im Wolfsschutz-Lager auffassen; sie können ihre Interviewpartnerin aber auch überheblich wie ein naives Mädchen darstellen, das von ihren ach so unwiderlegbaren Stichpunkten ins Wanken gebracht wird. Ihre Entscheidungen machen aus ihrer Reportage einen Meinungsartikel, den sie seriöserweise entsprechend knapp halten und als solchen kennzeichnen sollten.
zum Beitrag31.03.2017 , 11:13 Uhr
Danke für die Selbstkritik zur Sachlichkeit - Nein, es trifft nicht ins Schwarze.
Ich lebe sehr naturnah und beobachte aus dieser Perspektive den Zwang von Großstadtbetonköpfen, alles was lebt nach dem Nutzen für den Menschen zu beurteilen (wie auch Jost Maurin im Artikel) und alles töten zu wollen was kurzfristige menschliche Wirtschaftsinteressen stören könnte. Ich halte diese Denklogik für äußerst ungesund - so wird das wohl nichts damit, die selbstschädliche Rolle des Menschen auf diesem nur einen Planeten zu überwinden.
zum Beitrag31.03.2017 , 11:04 Uhr
Dann sollten sie als erstes Menschen zum Abschuss freigeben; die sind nämlich -auch für ihre eigenen Artgenossen- die gefährlichsten Raubtiere der Welt.
zum Beitrag31.03.2017 , 11:03 Uhr
Ein Bisschen Sachlichkeit wäre nett. Wenn Sie Angst um Ihre Kinder haben, ist das als Gefühl in Ordnung. Wenn Herr Maurin als Journalist permanent an diese Angst appelliert, obwohl seine eigenen Fakten ihm widersprechen, kann Chaosarah das trotzdem als dilettantischen Journalismus analysieren. Das Argument mit den Nilpferden steht im Vergleich zur weltweiten Wolfsstatistik und soll zeigen, dass die Gefährlichkeit von Wölfen als Spezies überbewertet ist. Und ich bin übrigens kein Großstadtmüsli sondern bin regelmäßig im Wald, habe dort regelmäßig freundliche Begegnungen mit Wildschweinen und glaube dass die Angst vor allem "Wilden" eine Krankheit der Städte ist.
zum Beitrag31.03.2017 , 10:53 Uhr
Fakten, Herr Maurin: Wann und wo wurde denn das letzte Kind in Europa von Wölfen angegriffen? Und ich meine jetzt nicht Rotkäppchen oder die sieben Geißlein.
OK, sie wollen Ängste schüren und kommen deswegen um die Kinder natürlich nicht herum. Aber müssen sie direkt 8 Mal erwähnt werden? (Darunter 6 wörtlich und einmal ein 3jähriger, so groß und schwer wie eine Reh, einen Satz nach einem zerfetztem Reh. Voll nicht suggestiv.) Ich muss Übergriffe gegen Kinder nicht ausblenden, weil es keine gibt. Sie müssten sie nicht ständig ins Bild zerren, wenn sie unabhängigen Journalismus betreiben würden.
zum Beitrag31.03.2017 , 10:38 Uhr
Er kann alles mögliche fressen - wie sie im Artikel feststellen, auch Äpfel - aber Menschen frisst er nur sehr selten. Er ist nämlich intelligent und weiß: Das gefährlichste Raubtier der Welt ist und bleibt der Mensch (übrigens auch für den Menschen). Solange ein Wolf nicht am verhungern ist oder ihm die Fluchtwege abgeschnitten werden, greift er keine Menschen an. DAS zeigen Wissenschaft und Empirie.
zum Beitrag31.03.2017 , 04:19 Uhr
Es ist schon blamabel für die taz, einem dermaßen einseitigen Artikel drei Seiten Raum zu geben - plus die Titelseite! Gab es denn eine aktuelle Nachricht in Zusammenhang mit Wölfen? Oder ist etwa schon Sommerloch?
@ Jost Maurin:
Tut mir leid, auch ich halte den Artikel für unseriöse Hetze. Das können sie nun als Diffamierung empfinden, soviel sie wollen, es ist nunmal meine Meinung. Und m.E. ist es dann auch legitim, das Wort in einer konstruktiven Diskussion zu verwenden; das sollte ein kritikfähiger Journalist aushalten.
Allein der Titel! Wenn ich an der Bushaltestelle stehe kommt der Bus mir auch "näher, immer näher", und das ist genau so wenig eine Nachricht. Auch der Bus kann mich töten, aber auch er tut es nicht, wenn ich es nicht provoziere. Den Wolf schon im Titel darzustellen wie einen übergriffigen Mann in der Disko, obwohl alle recherchierten Fakten gegen ein nennenswertes Risiko sprechen: Das ist bestenfalls Sensationsheischerei auf Bild-Niveau - oder eben einfach Hetze.
Dann der erste Satz: "Plötzlich steht der Wolf im Garten einer Kindertagesstätte..." Vom Spannungaufbau wie aus einem schlechten Gruselroman. Und dann schaut "das Raubtier" auch noch "die Kinder" an! Natürlich tut es das: Um sich zu vergewissern, dass vom gefährlichsten Raubtier in Deutschland (dem Menschen!) ausnahmsweise keine Gefahr ausgeht - und der Allesfresser Wolf hier in Ruhe Äpfel essen kann.
So kann ich mich quer durch den ganzen Artikel zitieren. Einseitige Formulierungen, unschlüssige Argumentationen, unnötig bildhafte Darstellung von Blut (haben sie schonmal eine Katze beim jagen gesehen?). Ja, Wölfe wecken tief liegende Emotionen, und die sollten auch beantwortet werden. Aber ein Redakteur im Umweltressort sollte sich an die Fakten halten, die er recherchiert, anstatt immer wieder neu die Ängste an die Wand zu malen, die er erlernt hat.
Herr Maurin, sind sie eigentlich Jäger, oder irgendwer in ihrem persönlichen Umfeld? Nur so aus Interesse...
zum Beitrag30.03.2017 , 18:44 Uhr
Da finde ich einen kritischen Blick auf männliche Sozialisation angebracht: Jungs werden ja nicht als Monster geboren, und die meisten Männer sind selbstverständlich nicht durch und durch schlecht. Aber verdammt viele Männer bauen verdammt viel Mist, und da sehe ich als wichtigste Ursache unsere Sozialisation - also den ganzen Mist, den wir Zeit unseres Lebens so eingetrichtert bekommen, z.B. über die gesellschaftlich akzeptierten Rollen von "dem Mann" und "der Frau", darüber, wie "die beiden" halt so sind, und über ihre "Rechte und Pflichten" in Beziehungen.
Natürlich gibt es auch andere Gründe als Sozialisation, z.B. Testosteron: Auch viele Transmänner werden nach dem Beginn der ärztlichen Testosteronzufuhr erstmal zu mackerigen Arschlöchern - genau wie die meisten pubertierenden Jungs. Nur könnte eine Gesellschaft viel sinnvolleres tun, um die Jungs bei der Kontrolle dieser körpereigenen Droge zu unterstützen, anstatt noch Öl ins Feuer zu gießen: Mit allgegenwärtigen und unhinterfragten Darstellungen von hemmungsloser männlicher Sexualität, abgefeierter männlicher Gewalt und erfolgreicher männlicher Dominanz.
Deshalb teile ich die feministische Auffassung, dass männliche Sozialisation den größten Teil des Problems darstellt - das merke ich schon daran, wieviel Sozialisationsmüll ich und andere Männer in meinem Umfeld nach und nach hinter uns lassen, trotz Testosteron und Fortpflanzungstrieb. Zum kritischen Blick auf männliche Sozialisation gehört dann eben auch die kritische Analyse von männlichen Verhaltensmustern: Von Dingen, die Männer tendenziell mehr oder anders tun als die anderen, patriarchal unterdrückten Geschlechter.
Und in Anbetracht des Riesenproblems von sexualisierter Gewalt mit Männern als Täter, macht es Sinn, gezielt männliche Sexualitäten kritisch zu untersuchen. Für dem Mut dazu muss ich Katrin Rönicke danken. Wie gesagt, ich bin nicht einverstanden mit ihrer Methode und ihrem Ergebnis. Aber ein Text mit ihrer Grundintention macht Sinn.
zum Beitrag29.03.2017 , 01:38 Uhr
Ich persönlich finde ja als Mann trotzdem das Patriarchat zum Kotzen. Und dieses Patriarchat ist ja auch nicht nur eine Zumutung für Frauen, trans* und intersexuelle Menschen, sondern auch zum Beispiel für mich: Es hat schon in der Kindheit meine freie Persönlichkeitsentfaltung massiv eingeschränkt, und mit heftigem repressivem Druck (z.B. Mobbing) wurden mir absurde Normen und überfordernde Rollenmodelle aufgezängt. Aber dass auch Männer (tlw.) unter dem Patriarchat leiden, ändert nichts dran, dass die Rolle von allen anderen Geschlechtern nochmal massiv beschissener ist. Ich finde, vor dem Hintergrund muss man (und zwar insb. Mann) so einen Artikel lesen und beurteilen.
Ich kann gut nachvollziehen, dass viele Männer hier in der Kommentarspalte sich zu unrecht vorverurteilt fühlen. Ich stimme zu, dass Katrin Rönicke unangemessen pauschalisiert und polemisiert. Ich finde auch, dass sie an ihren selbstgesteckten Ziel "empatisch" über männliche Sexualitäten zu reden, massiv scheitert. Auch ich finde ihre lustfeindliche Haltung eher kontraproduktiv für die Befreiung aller Geschlechter vom Patriarchat. Und die implizierte Verurteilung und Pathologisierung von jedem originellen Fetisch (zumindest wenn er von Männern ausgeübt wird) ist für mein Gefühl einfach arm.
Aber in einem Punkt hat Katrin Rönicke vollkommen Recht: Die sexualisierte Gewalt und die strukturelle Diskriminierung, unter der Frauen und andere nicht-männliche Menschen leiden, geht zum aller-aller-größten Teil von Männern aus. Und das gilt auch für jede Form von Gewalt, unter der Männer in den verschiedenen männlich dominierten Hierarchien unserer Gesellschaft leiden: Täter sind fast immer andere Männer. Diesen Tatsachen müssen wir als Männer uns stellen. Und kein emanzipierter Mann sollte so tun, als hätte das nichts mit ihm zu tun.
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