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23.12.2025 , 06:45 Uhr
„Menschen sind wie sie sind“ – genau deshalb lebten sie 95 % ihrer Geschichte ohne Nationalstaaten. Dieser ist eine junge Erfindung (19. Jhdt.), um die Welt von gestern zu verwalten. Heute scheitert dieses Modell an der physischen Realität.
Naturgesetze wie der Wasserkreislauf kennen keine Visa. Dass Staaten sich abschotten, ist kein Zeichen von Souveränität, sondern eine Machtinszenierung bei faktischem Kontrollverlust. Man kontrolliert Menschen, weil man die Kontrolle über die globalen Lebensgrundlagen längst verloren hat.
Man muss es drastisch sagen: Angesichts existenzieller globaler Krisen ist das panische Festhalten an Grenzen ein Verbrechen an der Zukunft der Menschheit. Wenn wir als Spezies bestehen wollen, müssen wir anerkennen, dass nationale Antworten auf globale Probleme (Wasser, Klima, Ressourcen) physikalisch unmöglich sind. Wer die Fiktion der Grenze über das Überleben stellt, steuert uns in die Selbstzerstörung. Wir werden uns der Realität stellen müssen – oder an ihr zugrunde gehen. Bewegungsfreiheit ist dann keine Utopie, sondern die logische Überlebensstrategie einer post-nationalen Welt.
zum Beitrag23.12.2025 , 06:23 Uhr
Naiv“ ist eher der Glaube, Nationalstaat und Kapitalismus seien Naturgesetze. Beides ist historisch jung: Der industrielle Kapitalismus ist kaum 250 Jahre alt, der Nationalstaat im heutigen Sinne entstand im 19. Jahrhundert. Über den Großteil der Geschichte bewegten sich Menschen weit freier; Grenzen sind moderne Konstrukte.
Was wir heute erleben, ist das letzte Aufbäumen eines überforderten Modells. Der Nationalstaat kann globale Krisen wie Klima, Ressourcenknappheit oder transnationale Konzernmacht nicht lösen. Er flüchtet sich in Symbolpolitik und kontrolliert das Einzige, was er noch physisch greifen kann: Grenzen und Menschen. Eine Machtinszenierung bei faktischem Kontrollverlust.
In einer Welt grenzübergreifender Probleme und endlicher Ressourcen führt dieser Widerspruch zur radikalen Konsequenz: Entweder treibt uns das alte System in die Selbstzerstörung, oder es folgt zwangsläufig eine neue Wirtschafts- und Grenzordnung. Bewegungsfreiheit ist dann keine Utopie aus dem Elfenbeinturm, sondern die logische Überlebensstrategie einer Welt, die sich längst jenseits nationaler Logiken bewegt.
zum Beitrag23.12.2025 , 06:06 Uhr
Wir betrachten Nationalstaaten als ewige Wahrheit, dabei sind sie historisch jung. Die moderne Form entstand im 19. Jahrhundert, Passpflichten sogar erst ab 1920. Über Jahrtausende bewegten sich Menschen weit freier; Grenzen, wie wir sie heute als „normal“ empfinden, sind künstliche Konstrukte der Moderne. Patriotismus dient dabei oft nur als Tugend-Maske, um Konflikte zu legitimieren, die das System selbst erst erzeugt.
Was wir heute erleben – Abschottung und Nationalismus – ist kein Zeichen von Stärke, sondern das letzte Aufbäumen eines überforderten Modells. Der Nationalstaat hat keine Werkzeuge für globale Krisen wie das Klima, Migration oder Konzernmacht. Deshalb flüchtet er sich in Symbolpolitik: Er kontrolliert das Einzige, was er noch physisch greifen kann – Grenzen und Menschen. Es ist eine Machtinszenierung angesichts eines totalen Kontrollverlusts.
Langfristig wird dieses System an seinen Widersprüchen zerbrechen oder in die Selbstzerstörung steuern. Fällt das Modell, fällt auch die Fiktion der Herkunftsgrenze. Bewegungsfreiheit ist dann keine Utopie mehr, sondern die logische Folge einer post-nationalen Ordnung.
zum Beitrag06.11.2025 , 04:34 Uhr
Junge Männer sind wichtig für den Wiederaufbau – aber ohne Einkommen, Perspektive und funktionierende Wirtschaft bleibt das nur ein frommer Wunsch. Wer Zehntausende zurückschickt, vorallem auch Straftäter, schafft kein stabiles Land, sondern ein Risiko für den nächsten Bürgerkrieg.
Schon einmal hat ein solcher Konflikt auf den Irak übergegriffen: Beim Aufstieg des IS breitete sich der syrische Krieg über die Grenze aus und brachte den gesamten Irak ins Wanken. Jetzt, kurz vor der Parlamentswahl im Irak und mit ohnehin fragiler politischer Lage, könnte sich dieses Szenario leicht wiederholen. Und wenn der ölreiche Irak erneut ins Chaos rutscht, steigen die Ölpreise, und hierzulande verdrückt man dann Krokodilstränen über die „unerwarteten“ wirtschaftlichen Folgen.
zum Beitrag18.10.2025 , 10:25 Uhr
Es ist bezeichnend, dass der Kanzler so etwas sagt und noch bezeichnender, wie viele ihn dafür in Schutz nehmen. Diese Angst vor dem „Fremden“ sitzt tief und wird seit Generationen weitergegeben. Schon Kinder lernen sie in einem seit Jahrzehnten bekannten Spiel: „Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?“. Das war nie harmlos, sondern Ausdruck einer Gesellschaft, die das „Andere“ mit Gefahr verknüpft.
Ich war lange in der Geflüchtetenhilfe aktiv. Ja, dort sind viele junge Männer, aber bezeichnend fand ich eher die Reaktionen von außen: entfernte Bekannte oder Leute, die davon gehört hatten, fragten mich immer wieder, ob ich da keine Angst hätte. Diese Frage sagte mehr über unsere Gesellschaft aus als über die Menschen, mit denen ich zu tun hatte.
zum Beitrag18.10.2025 , 09:31 Uhr
Ich bin selbst eine Frau, aber ganz ehrlich: Wer Menschen als „Rotte“ bezeichnet, sagt viel über das eigene Menschenbild aus. Der Begriff stammt eindeutig aus der Jägersprache und wird normalerweise nur für Tiere verwendet – etwa eine Rotte Wildschweine.
Dass sich Gruppen junger Männer treffen, ist an sich nichts Neues. Fast jedes Dorfkind weiß, an welchen Bushaltestellen oder Supermärkten früher die Jugendlichen herumhingen. Damals waren es eben deutsche Jungs – heute werden migrantische Jugendliche für dasselbe Verhalten als Bedrohung dargestellt.
Das ist schlicht Messen mit zweierlei Maß und zeigt, wie gezielt hier Ängste vor „Fremden“ geschürt werden.
zum Beitrag18.10.2025 , 09:18 Uhr
Es wirkt ehrlich gesagt so, als hätten Sie den Artikel oder das Video gar nicht gesehen. Dort ist ja sogar das ganze Zitat von Merz zu lesen – und wer sich das anschaut, merkt schnell, dass es ausschließlich um Migration geht.
Da etwas von Müll oder Stadtverschönerung hineinzudeuten, ist schon eine sehr kreative Auslegung. Rückführungen sind schließlich kein Mittel der Stadtreinigung.
Und bemerkenswert ist: Merz hat bis heute nicht erklärt, wie er sein „Stadtbild-Problem“ eigentlich gemeint hat. Eine Klarstellung blieb aus – was für sich genommen schon einiges sagt.
zum Beitrag15.09.2025 , 09:49 Uhr
Man sollte aus Einzelfällen kein Muster machen – ich kenne selbst viele Menschen (darunter auch eine pensionierte Lehrerin), die sich ehrenamtlich im Deutschunterricht für Geflüchtete engagieren. Oft ist Migration nur das vorgeschobene Thema, wie auch im Artikel deutlich wird. Viele wählen AfD, weil sie den wirtschaftlichen Abstieg spüren. Das eigentliche Problem ist der Strukturwandel: Wenn eine Region stark von einer Branche abhängt, lassen sich wegfallende Jobs kaum durch gleichwertige Arbeit ersetzen. Politik kann das nur begrenzt abfedern – daraus entstehen Frust und Verunsicherung. Das Ruhrgebiet hat das mit Kohle und Stahl erlebt, nun trifft es die Autoindustrie, die lange auf den Verbrenner gesetzt hat. Die AfD vereinfacht diese komplexen Entwicklungen, indem sie Migration oder das Verbrennerverbot als einfache Schuldige präsentiert und dabei ausblendet, dass die deutsche Autoindustrie vom Export lebt und viele Deutsche ihre Produkte gar nicht mehr bezahlen können.
zum Beitrag11.09.2025 , 08:09 Uhr
Ein Pflichtjahr wird die Blasen kaum aufbrechen. Schon beim Zivildienst haben sich die meisten Stellen gesucht, die zu ihren Überzeugungen passen – der Grüne landet beim Umweltschutz, der Linke in der Geflüchtetenhilfe, der Konservative eher beim Wehrdienst oder im Pflegeheim. So bleibt man meist genau in seiner Blase, statt sie zu verlassen. Ein Losverfahren klingt nach ner Lösung, wäre aber in sensiblen Bereichen wie Frauenhäusern, Pflegeheimen und Geflüchtetenhilfe riskant und könnte Betroffene gefährden.
zum Beitrag24.08.2025 , 06:59 Uhr
Tibis Begriff ‚Europäische Leitkultur‘? Aha – nur schade, dass diese Leitkultur in Europa selbst eher Mangelware ist. Wie passt dazu, dass in Bayern in jeder Amtsstube ein Kreuz hängen muss, in Polen Abtreibung aus religiösen Gründen fast komplett verboten ist, in Griechenland die orthodoxe Kirche in der Verfassung steht und in Ungarn Toleranz und Pluralismus ungefähr so ernst genommen werden wie vom Vatikan? Und der liegt bekanntlich auch mitten in Europa. Sollte eine europäische Leitkultur, wenn sie sich schon europäisch nennt, nicht wenigstens überall in Europa gelten? Da das nicht der Fall ist, gehört der Begriff ins Reich der Mythen – und bleibt am Ende vor allem ein Kampfbegriff konservativer und rechter Kreise.
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