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11.06.2024 , 19:21 Uhr
Lieber Vieldenker, ich weiß, sie wurden dazu aufgefordert in den Osten zu fahren, aber ich denke, wenn sie sich mit so einer Haltung der Missionierung, wie sie sie letztlich beschreiben, dahinsetzen, verstärken sie das Problem, denn es ist genau diese Haltung die mitverantwortlich ist für diese Wahlergebnisse in meiner Wahrnehmung. Im Osten haben sich die Menschen selbst die Demokratie erkämpft, da sie ihr Land lieber demokratisch weitergestalten wollten - deswegen der lange Prozess der friedlichen Revolution. Denen jetzt von oben herab ihr Verständnis von Demokratie zu predigen bzw. überhaupt davon auszugehen, dass es einen Unterschied in dieser Hinsicht gibt (ich demokratisch - der Osten nicht, nicht genug), das scheint mir nicht gut. Ich bin mir sicher, dass sie auch im Hinblick auf das Ziel, was ihnen (und auch mir) am Herzen liegt, mehr erreichen können, wenn sie in einer ihnen fremden Region eher lernender als lehrender sind - in Bezug auf alle möglichen Aspekte des Lebens und der Welt. Manchmal ist ja das Mäandern, der Umweg, das Indirekte, und va erstmal eine-gemeinsame-Ebene, Gemeinsamkeiten finden, zielführender. Ansonsten aber viel Spaß in Sachsen.
zum Beitrag11.06.2024 , 19:10 Uhr
Ihre Perspektive scheint mir sehr haltlos (wie ja auch schon MeinerHeiner in Teilen ausgeführt hat): 1) Der Osten hat selbstständig erkannt, dass er keine autoritären Strukturen mehr möchte und die friedliche Revolution eingeleitet. Der Wunsch nach Konsum war in keinster Weise anvisiertes Ziel. Das kann man leicht historisch aufzeigen. Ich verweise zB auf "Lütten Klein" von Steffen Mau. 2) Die Aussage "Wir hatten ja Nichts!" habe ich noch nie un-ironisch gehört. Es bezieht sich eher auf die Vorstellung, dass es in der DDR aus der Perspektive 'des Westens' nichts gab. 3) Gegen ihr Argument bzgl. der 'miesen Bildung' spricht m.E. die Altersstruktur der Wähler:innen.
Grundsätzlich finde ich es nicht besonders zielführend und eher sogar kontraproduktiv, die Wahlpräferenzen durch Wähler:innenbasing 'zu erklären' - das finde ich eine ziemlich schräge Vorstellung von Demokratie, wenn das Volk, das qua repräsentativer Demokratie repräsentiert werden soll als inkompetent dargestellt wird. Dann also doch Expertokratie aka autoritäre Regierungsformen, deren Präferenz sie allerdings dem Osten unterjubeln, um diese Präferenz bei sich selbst nicht bemerken zu wollen?
zum Beitrag