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12.10.2014 , 22:07 Uhr
Nachruf auf Udo Reiter komplettiert
Ich kenne den Udo Reiter seit meinem zehnten Lebensjahr. Wir machten gemeinsam Abitur, studierten gemeinsam Germanistik und Politikwissenschaft und bildeten eine Wohngemeinschaft in München bis zu jenem Tag, der unser Leben grundlegend verändert hat. Auch ich saß im Auto, mit dem wir verunglückt sind.
Wir hatten beide einen Hang zum Abenteuer und stellten irgendwann fest, dass eine Karriere im Lehramt in dieser verstaubten und vertrottelten Republik nicht unser Ding war. Wir konnten damals nicht ahnen, welchen Aufbruch die BRD wenig später erleben sollte. 1968 habe ich den Udo in Aubing besucht und er hat mir die soeben erworbene Pistole gezeigt, der Grund dazu war mir von vornherein klar. Dass er irgendwann mal Klick macht, damit habe ich immer gerechnet, dass er solange gewartet hat, rechne ich dem Job an, den er mit seiner Souveränität gemeistert hat, und seinen beiden Ehefrauen. Bekannt ist der Udo geworden durch seine Beiträge über die permanente Fremdbestimmung in den damals noch mehrheitlich von Nonnen geführten sozialen Netzwerken, die er im bayr. Familienfunk verbreiten durfte. So steckt allein in dem Wort Selbstmord schon der Anspruch, dass man sein Leben geschenkt bekommen hat, aber jedes andere Geschenk darf man ablehnen, nur dieses nicht. Früher nannte man das Leibeigenschaft.
Ich bin mir sicher, dass der Udo seinen Abgang schon seit Jahren geplant hat und ich hoffe, dass er nicht eine völlig verstörte Tochter und Ehefrau zurückgelassen hat, sondern dass sie in seine Pläne eingeweiht waren. Viele Leute wollen im Ruhestand den Neigungen nachgehen, auf die sie im Berufsleben verzichten mussten. Offensichtlich hat er auf Grund seiner Behinderung keine Möglichkeit gesehen, seinem Leben noch einen "Kick" zu geben.
Hallo Udo, vielen Dank für die vielen Events und Diskussionen, die ich mit Dir erleben durfte!
Franz Schmid
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