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04.07.2022 , 15:30 Uhr
Vielen Dank für diesen nachdenklichen Artikel!
Die Frage, ob man sich oder andere in einer Konfliktsituation mit (tödlicher) Gewalt verteidigen und wie man damit im Nachhinein umgehen würde, stellt sich wahrscheinlich jeder irgendwann. Eine einfache Antwort gibt es nicht.
Ich habe aber den Eindruck, dass dem Autor die Positionierung zu Waffenlieferungen an die Ukraine auch deshalb so schwer fällt, weil hier zwei Begriffe von "Gewissen" vermischt werden, die nicht ganz deckungsgleich sind.
"Gewissen" meint einmal die Summe der eigenen abstrakten moralischen Überzeugungen. Wer nach langem Nachdenken zu dem Schluss kommt, dass Töten im Krieg unter ALLEN Umständen moralisch falsch ist, dem gebietet das Gewissen in der Tat nicht nur, den Kriegsdienst zu verweigern, der muss auch Waffenlieferungen und jede andere logistische Unterstützung einer Kriegspartei ablehnen. Das ist Pazifismus, eine absolut nachvollziehbare und achtenswerte ethische Haltung.
Zum anderen gibt es die Emotion "(schlechtes) Gewissen", ein Unbehagen darüber, dass das eigene Verhalten zum eigenen Selbstverständnis im Widerspruch steht. Wer sich wie der Autor vorstellt, er müsste im Krieg auf einen Menschen schießen und diesen ggf töten und sich fragt, wie er damit emotional umginge, der stellt nicht direkt eine moralische Frage, sondern fragt sich, ob er es mit seinem Selbstverständnis vereinbaren kann, zu töten. Natürlich ist Moral dabei zentral, aber man kann Notwehr und auch kollektive Verteidigung gegen völkerrechtswidrige Angriffe für grundsätzlich ethisch legitim halten und dennoch erkennen, dass man es absolut nicht ertrüge, ja nicht damit leben könnte, im Krieg zu töten.
Auch in diesem Fall sollte man den Kriegsdienst verweigern. Da dies aus einem (legitimen) eigenen Unbehagen und nicht aus Pazifismus heraus geschieht, spricht dann aber moralisch nichts per se gegen Waffenlieferungen. Denn andere müssen dieses Unbehagen ja nicht teilen und sollten sich ggf fürs Kämpfen entscheiden dürfen.
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