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03.07.2022 , 17:23 Uhr
Ich habe in den 70er Jahren als Zuhörer an einer Podiumsdiskussion teilgenommen. Themen waren u.a. KdV/Pazifismus und die Frage nach der Legitimation von Gewalt, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, Menschen vor Gewalt zu schützen. Hauptredner war der damalige Generalsekretär der deutschen Sektion von Amnesty International, Helmut Frenz.
Helmut Franz war vor seiner Tätigkeit für ai evangelischer Pfarrer und als solcher schon vor dem Putsch von Pinochet nach Chile entsandt worden. Nach dem Putsch gelang es ihm mit seinen Möglichkeiten, Verfolgten zu helfen, sich in Sicherheit zu bringen, was ihm zunächst große Anerkennung und die Verweigerung der Wiedereinreise nach Chile einbrachte, später die Ehrenstaatsbürgerschaft Chiles und daraufhin die Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft.
Nach der üblichen längeren Auftaktrede konnten Fragen gestellt werden. Helmut Frenz erhob sich, um zu antworten. Man bedeutete ihm, er dürfe gern sitzen bleiben. Seine Reaktion: "Ich habe noch nie im Sitzen gepredigt!" Und dann predigte er. In meinem ganzen Leben haben mich nur wenige Menschen so beeindruckt wie Helmut Frenz.
Als Kernaussagen ist mir in Erinnerung geblieben: Als Christ können wir in Situationen geraten, aus denen wir nicht herauskommen können, ohne schuldig zu werden. Hilft man unter Einsatz notwendiger Gewalt, macht man sich - dennoch - schuldig. Hilft man nicht, macht man sich ebenfalls schuldig. Es bleibt nur die Hoffnung auf die göttliche Gnade. Und dann ein Satz von stiller Wucht: Wenn einer meint, er könne schuldlos bleiben, indem er die Hände in die Hosentaschen steckt und garnichts tut - der ist für mich ein Pharisäer!
Ich hatte zu dem Zeitpunkt längst aus Überzeugung meinen Wehrdienst geleistet und fühlte mich bestätigt. Ich war bei keiner Kampfeinheit, sondern Sanitäter, aber ich wäre bereit gewesen, wehrlose Kameraden mit der Waffe zu verteidigen. Und das würde ich auch heute noch tun, solange ich eine Waffe halten und einen Finger krümmen kann.
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