SPD ja, Homos nein

RECHT Die Zeche Zollverein untersagt Lesben und Schwulen, Herzluftballons aufsteigen zu lassen

ESSEN taz | In der „schönsten Zeche der Welt“, wie sich der Essener Zollverein selbst nennt, sind Aktionen gegen Diskriminierung nicht erwünscht – Parteifeiern schon. Das musste der Sozialverein für Lesben und Schwule am Sonntag erfahren. Der Jugendverein hatte angefragt, ob 50 Mitglieder zum internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie am 17. Mai Herzluftballons vom ehemaligen Kohlewerk, das zum Weltkulturerbe gehört, aufsteigen lassen dürfe. Der Vorstand der Stiftung Zollverein untersagte die Veranstaltung mit der Begründung, dass die Zeche als „weltoffener Ort“ bemüht sei, „allen Besuchern einen ungestörten Besuch des Welterbes zu ermöglichen“. Die Stiftung behalte sich vor, politische und weltanschauliche Aktionen zu untersagen, erklärte sie der WAZ.

Das gilt offenbar nur für ausgewählte Aktionen und Weltanschauungen: Die SPD durfte vor zwei Jahren ihre große 150-Jahr-Feier dort ausrichten, in diesem Mai hat die Partei zum Osterfeuer auf die Zeche eingeladen.

Grünen-Geschäftsführer Volker Beck hat nun die Antidiskriminierungsstelle des Bundes eingeschaltet. Laut Allgemeinem Gleichbehandlungsgesetz darf niemand wegen seiner sexuellen Identität benachteiligt werden. Beck lässt den Fall nun prüfen: „Mal hü, mal hott: Warum werden manche politische Veranstaltungen zugelassen, andere nicht?“

Beim Jugendverband stieß die Begründung ebenfalls nicht auf Verständnis. „Wenn Kinder und Familien vorgeschoben werden, um Lesben und Schwulen zu sagen, dass sie nicht erwünscht sind, ist das schon ein besonderes Signal“, sagte Suse von Nordheim der taz. „Für uns ist das ein ganz klares Zeichen, dass die Weltoffenheit bei Lesben und Schwulen aufhört.“ Man sei entrüstet, dass man an einem Ort des Weltkulturerbes, der von den Jugendlichen des Verbandes gern privat besucht werde, nicht mehr erwünscht sei, sobald man sich zu erkennen gebe.

Die Stiftung Zollverein hat sich am Donnerstag in einem Brief dafür entschuldigt, dass die Entscheidung gegen die Veranstaltung „die Gefühle vieler Menschen verletzt hat, angefangen von den jungen Leuten, die sich auf Zollverein treffen wollten, bis hin zu allen, die sich mit dem Anliegen des Vereins verbunden fühlen“. Man habe neben der Verfassungskonformität auch Sicherheit und organisatorische Machbarkeit zu beachten, wenn der Zollverein als Plattform für politische Veranstaltungen genutzt würde. Wegen zweier anderer Veranstaltungen an diesem Tag habe es dafür an Personal gemangelt, erklärte die Stiftung.

HELKE ELLERSIEK