: Abschieben löst Probleme nicht
betr.: „Lass uns den verfolgen. Ein Grieche und ein Türke haben in München einen deutschen Rentner verprügelt“, taz vom 27. 12. 07
Es ist wie so oft: Sobald man sich mit den Menschen hinter den Schlagzeilen beschäftigt, kommen die persönlichen und gesellschaftlichen Tragödien ans Licht. So werden dann aus den jugendlichen Tätern schnell auch Opfer. Und was jetzt? Was soll eine Ausweisung in unserer globalisierten Welt bringen? Es heißt doch, auf neue Taten und neue Opfer in einer anderen Gesellschaft zu warten und diese auch in Kauf zu nehmen und dann zu hoffen, dass die Justiz in der Türkei die Dinge tut, die jetzt zu tun sind. Sollte es so sein, dass einer der Täter noch auf Bewährung raus ist, muss er doch für seine Tat zur Verantwortung gezogen werden. Nur so kann er sich mit dem, was er getan hat, auseinandersetzen.
Es ist im Grunde immer das ewig gleiche Spiel. In einer komplexen und komplizierten Welt sollte jeder das tun, wozu er ausgebildet wurde. Jugendliche mit psychosozialen Problemen gehören in die Hände von Sozialarbeitern. Jugendliche Täter müssen dazu mit ihren Taten konfrontiert und von der Justiz zur Verantwortung gezogen werden. Für Opfer muss es ebenfalls Unterstützung geben, und die Politik hat unter anderem dafür zu sorgen, dass die finanziellen Ressourcen mindestens ausreichend vorhanden sind.
Dies soll kein Patentrezept sein, aber ein gangbarer Weg. Ausweisen oder Abschieben löst unsere Probleme nicht.
MICHAEL FALKE, Hamburg